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Stephan Jank

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2004-03-16

Viktor Rogy, Klischee 2004

Polemik gegen die Laudatio von Bertram Karl Steiner anlässlich der Vernissage zur Ausstellung 'Viktor Rogy' in der Galerie in der Freihausgasse

Bis 15. April 2004, Mo-Fr 10-12.30 u. 15-18, Sa 10-12 Uhr ist in der Galerie in der Freihausgasse die Ausstellung "Viktor Rogy" zu sehen. Die von Isabella Ban und Mag. Werner Überbacher kongenial gestaltete Schau zeigt vorwiegend Arbeiten aus den letzten Jahren. Blow-ups strichgewordener Seelenbewegungen, Rogys Kalligraphien, realisiert auf Bierzetteln, Botschaften aus den Weiten von Rogys innerer Emigration, Mantras aus dem Grenzbereich von Objektivität und Transzendenz, Form geworden und groß gemacht. Zwei wunderschöne Installationen von Isabella Ban, Hommagen an den Gegangenen. Videos von und über Viktor Rogy, erschütternd und wunderschön zugleich. Das alles beeindruckt und verpflichtet wie von selbst zur Auseinandersetzung mit dem Schaffen dieses großen Kärntners.

Schade eigentlich nur, dass die Vernissage nicht versprach, was die Ausstellung hält. ULHKS Richard Pfeiler eröffnete und man möchte gar nicht für möglich halten, wer in Villach so alles begrüßt werden muss. Die Architekturbeiräte, die Kunstbeiräte, die Landtagsabgeordneten, die Stadtratskollegen usw. usf. Das alles verlief im Rahmen des Normalen und damit im Rahmen des Erträglichen, obwohl oder gerade weil ULHKS seine neue Rolle noch nicht bis ins allerletzte Detail ausgefeilt hat.

Als Laudator hat sich dann Bertram Karl Steiner eingefunden. Ein von mir normalerweise sehr geschätzter Kulturredakteur der Neuen Kärntner Tageszeitung, der sich aus meiner Sicht mit seinen letzten Porträts des Künstlers große Verdienste um eine nachhaltige Rogy-Rezeption in Kärnten erworben hat.

Was er aber an diesem Abend über Viktor Rogy erzählte, das bleibt unübertroffen an bornierter Provinzialität. bks zeichnete ein Rogy-Bild, dessen Eindimensionalität nur noch von seinem weinerlichen Sentiment übertroffen wurde. Einem Clochard ähnlich hätte Viktor Rogy in "selbstgewählter, mönchischer Armut" gelebt, war da zu hören und dass Rogy ja sogar selbst gesagt hat, die Caritas sei der einzig wirkliche Herrenausstatter, und letztlich wäre ja auch die Gestaltung des OM ein Ausdruck dieser Lebensweise, usw. usf. Genau so werden Mythen erschaffen, genau so werden Klischees tradiert. Bei so viel schöner Armut lässt sich aber ein Gefühl nicht mehr unterdrücken: dass da nämlich Kalkül dahintersteckt.

Die sogenannte 'selbstgewählte, mönchische Armut' von Viktor Rogy war doch wohl eher Resultat einer bis ins kleinste karierten Kärntner Kunst- und Kulturpolitik, deren Augenmerk schon immer den Bequemen und Liebsamen gegolten hat. Deren Aufträge Belohnungen sind für Systemkonformität und Linienkohärenz. Einer Politik oder nennen wir's beim Namen: eines Milieus, das Viktor Rogy zeit seines Lebens in genau jener Rolle sehen wollte, der bks so sentimental nachseiert. Und da ist wieder dieses Gefühl. Die Ästhetisierung von Armut war immer schon der eloquente compagnon de tour der Systemaffirmation.

Kein Wort über den fundamentalen Politikkritiker Viktor Rogy, der 1982, lange bevor einem anderen Kärntner der Kragen platzte, unter ein Foto von Leopold Wagners Eigenheim geschrieben hat: "Kärntner Kulturreferent nix Kultura". Kein Ton über jenen radikal emanzipatorischen Freigeist, der dem verwalteten und kastrierten bürgerlichen Subjekt entgegenschrie: "Wie Politik abschaffen? Abschaffen!". Kein Wort über Rogys Paviane. Nichts als Sprachlosigkeit mitten im mystischen Redefluss.

"Ein ET, ein Außerirdischer" sei er gewesen, "der sich mit seiner Krankheit erleichtert hat für den Abflug im Raumschiff", erzählte uns bks weiter. Was er uns nicht erzählte, war die Moral der Spielberg'schen Kommerzklitsche, von welcher aber sein gesamter sermon nur so triefte. Dass nämlich neben Drew Barrymore nur ein paar wenige, sozusagen Auserwählte mit dem Alien kommunizieren konnten, der Rest der Welt ihn aber verkennen musste. Und schon ist da wieder dieses Gefühl. Das Gefühl einer insüßen, selbstverliebten Immunisierung gegen alles und jedes, was das systemkonforme Rogy-Bild hier in Kärnten stören könnte.

Kein Wort einer kunstgeschichtlichen Zuordnung. Kein Ton über lange Bezugslinien Rogys zu Fluxus und Konzeptkunst oder über seine Beziehung zu Beuys. Kein Wort über den Bildhauer und Objektkünstler. Nichts, was auch nur im Entferntesten darauf hindeuten könnte, dass dieser Viktor Rogy 80 Jahre in dieser Welt gelebt hat, diese Welt gestaltet und ein Oevre hinterlassen hat, dessen Wirkmächtigkeit diesem Land wohl auch weiterhin am Arsch vorbei gehen wird, wenn Trauerarbeiter Rogy inszenieren.

Drum empfehle ich einen Blick auf die Rückseite von Rogys genie 84

Wehe dem schlechten Verwalter,
Du mußt nicht gleich am ersten Tage alles falsch machen,
auf daß es Dir richtig erscheint.

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Kravanja, 2004-03-16, Nr. 1038

Laß mich raten, lieber Stephan. ULHKS heißt "Unser Lieber Herr Kulturstadtrat" einfach mal so durchgegooglt. Bitte um Aufklärung.

Und sei nicht so verzweifelt, weil sie den guten Viktor jetzt im hintennach, wo er ihren Fratzen nichts mehr entgegensetzen kann, noch so zurechtbiegen, wie sie es zeitlebens nicht geschafft haben, damit er in ihre Schublade passt.
Weil wenn sich dann die öffentlich gespielte Traueraufregung gelegt haben wird, dann wird vom Victor Rogy sein Werk zurückbleiben, welches als kleiner Teil davon, mich jeden Sonntag im Stadtpark aufs trefflichste erfrischt. Und darin lebt er weiter und weiter.

rVk

Gösa Maier, 2004-03-16, Nr. 1039

Habe ich doch schon am Freitag gesagt, was unser lieber Freund V meint.
Das alles sind Augenblickskonstellationen. Solche Effekthascherei hat die Zeit immer schon zurechtgerückt. Gösta

Gösta Maier, 2004-03-16, Nr. 1040

Noch einmal M.
Sehr wichtig: Dieser Beitrag ist excellent geschrieben!
Eine Hommage! Danke in meinem Namen, weil ich für andere nicht...
Gösta Rudyard M.

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