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Gösta Maier

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2003-03-18

Hilfstotengräber

Es soll sich niemand was einbilden, bezüglich Leich! Ich war Hilfstotengräber! Eine schwere Arbeit im Sommer. Besonders aber im Winter ist es kein Vergnügen, anderen das Grab zu schaufeln. Da muß man sich erst durch den Schnee kämpfen, weil alles eine weiße Wüste ist, und dann so beiläufig bestimmen, wo das Grab hineinpasst. Mit einer Schaufel geht gar nichts, die Erde ist tief gefroren, und der Pickel ist mehr rund als spitz.

In der Totenkammer liegt ein altes Weiblein, und es geht und geht nichts weiter. Man muss durch den gefrorenen Boden, bis man tiefer hinunter kommen kann. Ich habe das gelernt, ich habe das studiert. Einen Meter achtundfünfzig nach deutschem Recht, Verweildauer eines alten Weibleins nach dem Code Napoleon fünf Jahre. In Sachsen zwanzig, in Bayern sieben. Sagen wir sechs bei uns. Ich weiß, welche Erdformationen der Verwesung zuträglich sind, wie das ist mit den Leichengasen und welche Grundwasserströme beachtet werden sollen. Es hält sich zwar niemand daran, und als Hilfstotengräber ist man ja nur das Aushängeschild für die Faulheit anderer.

Die Hälfte von meinem Handgeld haltet sich der Totengräber zurück. Obwohl er, während ich mich abmühe, in der warmen Winterstube seine Frau verbraucht. Ich habe mehr über Begräbnisstätten studiert als daran gegraben. Auch was die Verwesungsdünste betrifft oder historische Gepflogenheiten, wo viele andere nahestehende Personen gleich mitbegraben werden. Jedenfalls grabe ich im Winter Einssechzig und im Sommer zwei Meter. Das Weiblein hat nur Einsfünfzig bekommen. Es war aber schon zart und dürr. Ich habe da die Kinderregelung in Anspruch genommen. Die Norm für Kinderleichen liegt bei vierundneunzig Zentimeter, für Erwachsene, wie gesagt, sind es ein Meter achtundfünfzig. Die Bodenbeschaffenheit, am besten grober Kies, ist sehr wesentlich. In guten, kalkreichen Böden zersetzen sich Erwachsene in sieben, Kinderleichen in vier Jahren.

Ich weiß, daß die Totenacker tausend Schritt weg sein sollten von den Wohnsiedlungen. Ich bin auch ein perfekter Exhumierer, weil ich vorsichtig bin und Fingerspitzengefühl habe. Ich bin fleißig und geschickt in dieser Beziehung, da könnten sich die pragmatisierten Totengräber ein Stück abschneiden von mir. Ich lege Skelette vorsichtig, Knochen neben Knöchlein auf, wie ein Mosaik. Und pietätvoll. Das sind Reste einst liebender Menschen. Die schmeißt man nicht einfach in eine Scheibtruhe und leert sie auf den Mist.

Aber auch was die Grabbepflanzung betrifft, habe ich eingehende Kenntnisse, weil ja die Sonnenbestrahlung auf Friedhöfen nicht allzu beschränkt sein soll. Doch niemand hört auf mich. Schon gar nichts verstehen die Gärtner davon. Ein Grab muß sonnig sein. Natürlich nicht zu trocken, und es soll gute Gedanken erwecken an die da unten. Es ist doch keine Lagerstätte, obwohl Gräber schon verwaltet werden wie Parkplätze. Armengräber ebnet man vorzeitig ein, weil sie kein Geld bringen. So kann es sein, daß man mitten im besinnlichen Schaufeln plötzlich unbewußt die Totenruhe stört, und wegen Verletzung des Pietätgefühls bestraft wird. Es ist nun nicht nur das Sterben fast unerschwinglich. Auch das Totsein wird dauernd kostspieliger. So ist selbst der schönste, sanfte Tod keine Erlösung mehr.

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