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Astrid Körner

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2020-11-11

Erinnerung an das Novemberpogrom 1938

Liebe Anwesende!
Liebe Erinnernde!


Vor 82 Jahren organisierte das nationalsozialistische Regime in der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 Gewaltmaßnahmen gegen Juden und Jüdinnen im gesamten Deutschen Reich. Mit den Novemberpogromen begann die groß angelegte systematische Verfolgung und Ermordung der jüdischen Mitbürger und Mitbürgerinnen.

Im Zeitraum weniger Tage wurden hunderte Menschen ermordet oder in den Suizid getrieben und 1.400 Synagogen, Gebetsräumen und tausende Geschäfte, Wohnungen und jüdischer Friedhöfe zerstört.

Auch hier in Villach hatten jüdische Familien über Jahrzehnte das Alltags-, Kultur und Geschäftsleben geprägt. Am Morgen des 10. Novembers sammelten sich die Zerstörungs- und Terrortruppen an bestimmten Orten der statt, zur Gruppeneinteilung und, um genaue Instruktionen zu erhalten, wie Wohnungen und Geschäfte der ahnungslosen jüdischen Familien demoliert werden sollten. Immer mehr Neugierige versammelten sich vor den Wohnungen ihrer jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürger, um das Spektakel zu beobachten, applaudierten und beteiligten sich an den Ausschreitungen..

Man hat 6 Millionen Juden und Jüdinnen nicht einfach ihre Heimat genommen, sondern man hat sie in ihrer Heimat ermordet. Die Dinge müssen beim Namen genannt werden.

Dazu ein paar Zeilen vorlesen:

In einen Hörsaal kommt der Geist eines der vielen Erschlagenen, angezogen vom Thema, erfreut, dass seiner gedacht wird. Er setzt sich aufs Podium vorne hin, lässt die Beine baumeln, wie die Demonstranten auf der Berliner Mauer. Das Publikum starrt ihn mit glasigen Augen an, ohne ihn zu sehen. Der oder die Vortragende spricht
vom Unsäglichen, vom Unvorstellbaren, vom Unaussprechlichen. Das Gespenst fragt sich, warum der an ihm verübte Mord unsäglich ist. Es gäbe doch ein deutsches Wort dafür: Genickschuss. Und warum unvorstellbar, wenn es doch keineswegs ein Mysterium war, sondern eine blutige Sauerei, am helllichten Tag...

Das Gespenst merkt langsam, dass von ihm gar nicht die Rede ist, sondern nur von der Erschütterung des Sprechers, der seine Fähigkeit zum Mitgefühl dem Publikum zur Schau stellt. Und während vom Pult her die Rede ist von der teuflischen Umnachtung der Mörder, denkt das Gespenst an seinen sonnenhellen Todestag und an die Schützen, die ganz gewöhnlich und keine Dämonen waren. Ich denke mir, dass mein Gespenst langsam merkt, dass das Publikum es mit glasigen Augen anstarrt, ohne es zu sehen.

Diese Zeilen stammen von Ruth Klüger, die mit 89 Jahren in diesem Herbst am 6. Oktober verstorben ist. Literaturwissenschaftlerin….

Ruth Klüger übte ein Leben lang Kritik daran, wie an die Shoah erinnert werden kann, ohne zu verdrängen, zu verharmlosen, zu beschwichtigen, ins Sinnlose einen Sinn einzupflanzen und damit dem Schrecken den Schrecken zu nehmen.

Gerade angesichts der Anschläge in Wien, die ich nicht mit den Gräueltaten des Nationalsozialismus gleichsetzen möchte, aber dennoch, gerade angesichts dieses UNS jüngst getroffenen sinnlosen Mordens, hat sich auch die Frage gestellt: Wen sollen wir nennen? Wessen soll man sich später einmal erinnern? Wer ist Subjekt in diesem Anschlag? Geht es um die Opfer? Geht es um den Attentäter? Geht es eigentlich um uns, deren Selbstverständlichkeiten und Empfindungen plötzlich massiv verletzt wurden?

Es geht um die Frage: Was ist die Tragödie, die hier passiert ist?

Auch für den Attentäter stehen in Wien am Tatort ein paar Kerzen. Auch dieser Mensch ist Teil der Katastrophe und hatte eine Geschichte, hatte Mutter und Vater, war mal Kind.

Wenn wir die Mörder ausblenden oder dämonisieren, nehmen wir dem Geschehenen einen großen Teil der menschlichen Katastrophe.

Wie erinnern wir angemessen? Welchen Raum wollen wir welchem Teil eines Geschehens geben? Diese Verantwortung tragen wir allein!

Als Ruth Klüger starb und die Nachricht von ihrem Tod durch die Medien drang, dachte ich mir: Sehr traurig. Sie wird mir fehlen. Normalerweise sprechen wir davon, dass „eine schmerzende Lücke offen bleibt“, wenn jemand stirbt. In diesem Fall möchte ich es umgekehrt sagen. Ruth Klüger war die mahnende, aufrechte, mutige und geradlinige Stimme, die eine schmerzende Lücke in der Menschheit offengehalten hat. Es ist nun unser Job, drauf zu schauen, dass sie sich nicht schließt...

So begrüße ich Sie zu einem Abend des Gedenkens und auch der Würdigung von Zivilcourage und Solidarität.

Ein Dank an alle, die diesen Abend gestalten.

Ein Dank an alle, die diesem Gedenken mit ihrer Teilnahme Gewicht geben und ein Zeichen der Solidarität und Wachsamkeit setzen.

So sei Ihnen allen gedankt.

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