2012-07-12
Für Walther!
Lachen gegen die Unsäglichkeiten!
"Joo die Höödl!" ruft mir Walther zu, "Schüütz!" tönt es aus meinem Mund zurück und beide stimmen wir ein fröhliches Gelächter an. Barfuß kommt mir Walther entgegen, dann folgt der Händedruck und ein freundschaftlicher - im besten Sinne kumpelhafter - Klopfer auf die Schulter. Dieses regelmäßige Begrüßungsritual ist mir nach wie vor präsent und wird noch lange nachhallen.
Selten gelingt es einem Menschen, in der ersten Minute seiner Anwesenheit, eine derart heitere raumfüllende Atmosphäre - noch dazu mit Nachhaltigkeit - herzustellen. Walther konnte dies.
Ein bis zweimal im Monat - manchmal mehr, manchmal auch weniger - war Walther im Studio von Radio AGORA. Meist war er früher da als ich, hatte sein Fahrrad auf unserer Terrasse geparkt und bereits eine Kanne Kaffee gekocht. Eine Fairtrade Marke selbstverständlich, die er oft selbst mitbrachte und uns damit beschenkte. Die Leberkäs- und die Wurstsemmeln, die er zwischendurch als Stärkung verzehrte, wenn er über mehrere Stunden seine Sendung "Svet je vas/Die Welt eine Dorf" bearbeitete, waren sicher nicht bio & fair, aber unverzichtbar und sie schmeckten ihm. In den Pausen standen wir - den Kaffee im Häferl umrührend - im Besprechungsraum und tauschten im short cut - Verfahren unsere Meinungen aus. Zur Lokalpolitik, zu globalen Politiken, schüttelten den Kopf über dumme politische Entscheidungen und ihre Verursacher_innen, und dann lachten wir wieder. Lachten an gegen die Unsäglichkeiten und witzelten über mögliche pointierte Antworten auf den unerträglichen Unfug, den falsche ökonomische, soziale und gesellschaftliche Systeme und Strukturen verursachen und Millionen Menschen in Hunger, Krankheit, Bildungslosigkeit, Armut und Elend enden lassen.
Die seriöse Entsprechung und Bearbeitung dieser Thematiken fand in Walthers Sendungen statt.
Seit 1999 war Walther freier Mitarbeiter und Mitglied bei Radio AGORA und bis zum heurigen Frühjahr entstanden ziemlich genau 200 Sendungen. Sein enormes und fundiertes Wissen und seine Fähigkeit, komplexe Sachverhalte völlig verständlich aufzubereiten, ließen seine Sendungen zu wahren Fundgruben darüber werden, wie sich manches richtiger, besser und ausgewogener für die Menschen - und nicht gegen sie - entwickeln ließe. Von den herausragenden Eigenschaften von Walther möchte ich zwei Fähigkeiten besonders hervorheben. Zum Einen verharrte er nie nur in der Kritik. Immer hatte er sich bereits mit der Theorie beschäftigt und voraus bzw. weiter gedacht. So konnte er von alternativen Modellen und möglichen Lösungsansätzen, von anderen Denkformen und Handlungsstrategien und von kleinen Erfolgen - die es weltweit auch gibt - berichten. Dass er selbst ein solidarisches Leben lebte und für eine solidarische Gesellschaft eintrat, ist uns allen bestens bekannt, und es ist mehr als angebracht, von Walther als Vorbild zu sprechen.
Zum anderen konnte und wollte Walther vernetzt arbeiten wie kein anderer. Kärnten ist nun um einen kompetenten und integrativ tätigen Menschen ärmer. Es ist nicht selbstverständlich, die evangelische und katholische Kirche, die Gewerkschaft(en), die Arbeiterkammer, die sogenannten "großen" Hilfsorganisationen, die vielen NGO´s im sozialen, ökologischen, migrantischen und antifaschistischen Bereich unter einen Hut zu bekommen. Nicht zu vergessen auch die Universität und viele andere Bildungseinrichtungen, sowie manchmal auch die eine oder andere politische Partei, die sich Walther´s sachlichem und fundiertem Wissen nicht entziehen konnten. Wenngleich er selbst den Strukturen der etablierten Parteien kritisch gegenüber stand und gerne über neue demokratische Vertretungs- und Mitbestimmungsformen nachdachte, so erachtete er eine Zusammenarbeit punktuell auch mit Parteien für sinnvoll, um diese für entwicklungs- und gesellschaftspolitische Anliegen zu sensibilisieren.
Es hat viel Kraft gekostet, vielleicht zuviel Kraft - wir wissen es nicht. Was wir verbürgt wissen, ist, dass wir - und viele Hörerinnen und Hörer in ganz Österreich - ohne Walther vieles nicht wüssten.
Das und die Möglichkeit, ob vieler Unsäglichkeiten auf das Lachen nicht zu vergessen, bleibt.
Dafür sei Dir Walther mit einem schlichten DANKE Respekt, Anerkennung, Verbundenheit und freundschaftliche Erinnerung gezollt.
Angelika und das Team von AGORA