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Hermann Dworczak

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2011-08-31

Alexander Rabinowitch: Die Sowjetmacht. Das erste Jahr

Eine Buchbesprechung

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Das nun auf Deutsch vorliegende Buch von Rabinowitch ist das richtige Buch zur richtigen Zeit. Heute, wo sich auch in Europa die Dinge stark zuspitzen, am Horizont wieder die Möglickeit (vor)revolutionärer Situationen auftaucht, ist es unerlässlich, sich erneut mit der Oktoberrevolution auseinanderzusetzen. Sie ist nach wie vor ein extrem wichtiges „Laboratorium“ für konsequent linke, letztlich revolutionäre Politik.

Rabinowitch versteht sich v.a. als „Empiriker“ und hat eine Unmenmge neuer Quellen über die russische Revolution und speziell über 1917/18, das „erste Jahr der Sowjetmacht“, durchforstet. Die zentralen – vorsichtigen – Schlüsse, die er daraus zieht, sind:

  • Quer zu allem Gerede, dass es sich im Oktober 1917 um einen „Putsch der Bolschewiki“ (S.X) handelte, legt er eine enorme Fülle von Material vor, die zeigen, dass die (bürgerliche) Februarrevolution enge Grenzen hatte (Weiterführung des imperialistischen Krieges, kein Boden an die Bauern....), breite Arbeiter-, Bauern- und Soldatenmassen aktiv die Weiterführung der Revolution forderten, sie auch aktiv betrieben und die Bolschewiki in diesen revolutionären Massen eine starke Verankerung hatten (u.a. Mehrheit in diversen Sowjets – bei freien Wahlen!)
  • Der „Sturm auf das Winterpalais“ – organisiert vom Petrograder Revolutionären Militärkommitee unter der umsichtigen Leitung von Trotzki – stellte nur die die unerlässliche Initialzündung für die Machtergreifung durch die Arbeiterklasse dar.
  • Der Sowjetkongress verfasste – gegen den Widerstand der „gemäßigten Sozialisten“, die keine soziale Revolution wollten (S.2) und zu einem Gutteil mit der (militärischen) Konterrevolution im Bunde waren – revolutionäre Beschlüsse bzw. sanktionierte die vollzogenen revolutionären Tatsachen.
  • Die bürgerlich-demokratische Konstituante, in der die Rechte die Mehrheit hatte, wollte das Rad der Geschichte zurückdrehen. Ihre Auflösung war so ein Akt der historischen – revolutionären – Notwendigkeit (S.174)
  • Trotz großer politischer Differenzen gab es bedeutende Phasen der Kooperation zwischen Bolschewiki und linken Sozialrevolutionären – sogar eine gemeinsame Regierung und die Zusammenarbeit in der Exekutive des Petrograder Sowjets.
  • Vor dem Hintergrund der – nicht wegzudiskutiereden – starken nationalen und internationalen Konterrevolution (bis hin zu direkter imperialistischer Intervention!) betrieb ein beträchtlicher Teil der Bolschewiki leichtfertigen Umgang mit dem „roten Terror“ („Blut gegen Blut“, pro „Lynchjustiz“,...) – oft mit einem fragwürdigen, positiven Bezug zur französischen Revolution 1789, obwohl diese bürgerlichen Charakter hatte und die Jakobiner als revolutionäre Kleinbürger gegen Arbeiter und ihre Forderungen massiv vorgingen (S.419 ff).
  • Ungerechtfertigte Verquickung von notwendigen Schritten gegen die Konterrevolution mit repressiven Massnahmen gegen andere durchaus ernsthafte, linke Kräfte durch die Bolschewiki.

Der Umstand, dass sich Rabinowitch als Empiriker versteht, führt allerdings zu gewissen Schwächen, die SOLIDARISCH zu diskutieren sind. Hier zwei Beispiele:

  • Die Einteilung der Bolschewiki in „Gemäßigte, Zentrum und Rechte“ (u.a. S.3) kann man machen, ist aber nicht sehr tiefgehend. Viel wichtiger ist allerdings, dass es bei Rabinowitch keine genauere Abhandlung über den Charakter der russischen Revolution gibt. Lenin schwankte lange („Demokratische Diktatur der Arbeiter und Bauern“). Erst mit den Aprilthesen 1917 „Alle macht den Räten“ erfolgte bei ihm eine definitive Klärung der Position. Trotzki brachte die Dinge bekanntlich schon früher auf den Begriff („Permanente Revolution“).
    Das festzuhalten stellt keine unnütze, vergilbte theoretische Haarspalterei dar, sondern ist deshalb wichtig, weil Lenin bei Rabinowich gelegentlich sogar als "Ultralinker" (sic!) einstuft wird, weil er – gegen alle Widerstände – die Notwendigkeit der Machtergreifung durch die Arbeiterklasse einforderte und die Einbettung der russischen in die – allgemein erwartete – internationale Revolution unterstrich.
  • Umgekehrt wird der Mord an dem deutschen Botschafter Mirbach durch linke Sozialrevolutionäre (die linken Sozialrevolutionäre lehnten den Brest-Litowsker Seperat-Friedensvertrag mit Deutschland am Beginn des Jahres 1918, der tatsächlich ein „Schandfrieden“ war, ab und optierten für den „revolutionären Krieg“) ziemlich verharmlosend als „törichter und unausgerorener Plan“ heruntergespielt (S.535) – obwohl der Friedensvertrag realistisch gesehen unerlässlich war und Rabinowitch selbst dazu eine Fülle von Fakten liefert. Tatsächlich war die Ermordung blankes politisches „Abenteurtum“ und hätte der Revolution – durch den erneuten Vormarsch der deutschen Truppen auf Petrograd – beinahe den Garaus gemacht.

Trotz dieser Einschränkungen sollte sich jede/r Linke das herausragende Buch zu Gemüte führen. Wir werden um die Debatte über die in ihm angeschnittenen Themen in „stürmischen Zeiten wie diesen“ nicht herumkommen.

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Alexander Rabinowitch:
Die Sowjetmacht. Das erste Jahr

Erschienen: September 2010
ISBN: 978-3-88634-090-3
Einband: Gebunden mit Schutzumschlag
Mehring Verlag, Essen. 677 Seiten. € 35,90

Die Oktoberrevolution 1917 in Russland prägte nicht nur die Geschichte Europas, sondern veränderte die ganze Welt. Das erste Jahr der Herrschaft der Bolschewiki ist Gegenstand der umfangreichen Untersuchung des amerikanischen Historikers Alexander Rabinowitch.

Der Mehring Verlag hat das Buch »Die Sowjetmacht. Das erste Jahr« veröffentlicht, das nach zwanzigjähriger Forschungsarbeit entstanden ist. Seit 1991 war es Rabinowitch möglich, in den Archiven der Regierung und Kommunistischen Partei in Moskau und danach in Leningrad zu arbeiten. 1993 erhielt er sogar Zugang zu den ehemaligen KGB-Archiven.

Detailreich folgt das Buch den Auseinandersetzungen innerhalb der bolschewistischen Partei, schildert Rabinowitch Persönlichkeiten der revolutionären Bewegung, zeigt er die bedrohlichen Hindernisse, die sich dem jungen Regime entgegenstellen. Gestützt auf sein Studium der Archive lehnt Rabinowitch die Darstellungen der Russischen Revolution ab, die viele Jahrzehnte die Geschichtswissenschaft und die öffentliche Diskussion dominiert haben: Erstens die Schule der stalinistischen Fälschung, die nicht nur in der ehemaligen Sowjetunion verbreitet war, und zweitens die Tendenz, die die Oktoberrevolution als Putsch einer Partei ansah, die über keine Unterstützung in den Massen verfügte und daher mit Terror regierte.

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