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Werner Koroschitz

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2011-02-08

Klischee und Wirklichkeit

Dokumente aus dem Archiv des Vereins Industriekultur und Alltagsgeschichte zur sozialen Lage in der „guten alten Zeit“

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Ansichtskarte, 1950. (Idente Postkarten gab es bereits in den 1930er Jahren)

Klischee und Wirklichkeit

„Von der Früh weg waren wir Kinder jeden zweiten Tag auf dem Berg, zum Schwarzbeer- und Preiselbeerklauben. Im Frühjahr haben wir Blumen gepflückt, Schneeglöckchen und sowas. In Villach haben wir die Blumen dann sträußchenweise verkauft. Wir sind von Haus zu Haus gelaufen, so sind wir Kinder unsere Sachen verkaufen gegangen. Beim Hotel Fischer haben wir die Restl’n auf einem Teller gekriegt, da waren gute Sachen drauf, die hat uns eine Abwäscherin herausgegeben. Na, und was sind wir betteln gegangen. Bis nach Ossiach sind wir gegangen um die Urlauber anzubetteln.“
(Interview: Lorenz Genduth, Seebach, 26. Juni 1997)

„In die 1930er Jahr’ war in Villach jeden Freitag Betteltag, da haben alle Geschäfte lauter 2 Groschen-Stücke hergerichtet und die Leut’ sind betteln gegangen. Jeder hat ein 2 Groschen-Stück bekommen. Betteltag oder Fechttag, wir haben auch „fechten“ dazu gesagt. Überall hat man 2 Groschen bekommen. Im Sommer, wenn es mehr Eier gab, hat ein Ei 4 Groschen gekostet, sonst 5 Groschen. 1 Liter Magermilch hat 10 Groschen gekostet, die haben wir aus St. Martin geholt, bis dorthin sind wir von der Fellach um eine Magermilch gelaufen. 10 Groschen haben auch die Film gekostet, das waren Zigaretten, die Film, so kurze, da hat ein Packerl eben 10 Goschen gekostet. Vom „Bärendreck“, wir haben „Bärendreck“ dazu gesagt, hat ein Stangerl 2 Groschen gekostet, des hat man um 2 Groschen bekommen. Geheißen hat es eigentlich Bärenzucker, der hat einen den Mund verpickt. Zum Betteltag sind eigentlich nur die alten Weiber gelaufen.

Wir sind Schwammerln klauben gegangen, in Hundsmarhof, da war damals noch ein Jungwald, da hat es nur so gewimmelt von gelben Fleckerln. Ich hab‘ als Bua meinem Vater immer geholfen, ganze Buckelkraxn voll Schwämme haben wir nach Villach getragen, da sind wir um zehn Uhr in der Nacht ins Parkhotel, ins Hotel Mosser, und haben sie verkauft. Was übrig geblieben ist, hab‘ ich am nächsten Tag schüsserlweis‘ auf dem Markt verkauft.

Mir ist oft schwarz vor die Augen geworden, vor lauter Hunger. Hungrig bin ich in die Schule gegangen und hungrig wieder heim. Ich habe bei den Bauern gearbeitet, den Knechten das Essen aufs Feld getragen, Kühe gehalten, den ganzen Sommer lang, während die anderen Ferien gehabt haben. Dafür hab ich was zum Essen bekommen. Die fetten Speckbrocken, die die Bauern und Knechte übrig gelassen haben, die hab ich nachhause getragen, die habe ich eingesteckt und die Brotreste hab ich auch heim getragen.

Der Vater und ich sind mit dem Ziehwaggerl von Seebach nach Heiligen Geist, dort haben wir 300 Bohnenstangerln gehackt und zugespitzt. Die 300 haben wir aufgelegt und sind damit nach Lind und so herum halt. Die Leute haben uns zwei oder drei Stangerln abgekauft. Preiselbeeren haben wir auch geklaubt. Zuhause gab es kein regelmäßiges Essen, je nach dem was da war, meistens war nichts da. Erdbeeren haben wir auch geklaubt, im Puff haben sie einen Schilling dafür bezahlt, mein Vater war der einzige der sich ins Puff getraut hat um dort Erdbeeren zu verkaufen. Wir haben sehr oft nichts zum Essen gehabt, da hat uns die Nachbarin einen Sack Erdäpfel gegeben, einen 10 kg Sack, die haben wir dann tagelang gegessen, aber das Salz dazu haben wir uns nicht leisten können. Gegen uns waren viele andere fein heraus. In Seebach haben wir 14 Schilling für die Wohnung zahlen müssen, mein Vater hat ein bisserl gepippelt, dann sind wir delogiert worden und obwohl uns der Pomaroli (sozialdemokratischer Bürgermeister von Villach, Anm.) delogiert hat, ist mein Vater ein Roter von der Wiagn bis zur Boahr (von der Wiege bis zur Bahre, Anm.) geblieben.“

(Interview: Josef Golja, Untere Fellach, 21. März 1997)

„Außer dem Betteln, das unseren Stolz entsetzlich verletzte, wenn auf unser Klopfen ein Mitschüler herauskam, hatten wir noch drei Methoden, unsere Lebensmittelversorgung zu ergänzen. Eine bestand darin, von den Bauern die Bewilligung zu erbitten, in den Gärten oder auf den kleinen Feldern, wo sie gerade die Kohlköpfe abgeschnitten hatten, die Stiele dieser und anderer Gemüsepflanzen auszugraben; daraus kochte Mutter mit Wasser und Salz eine Suppe. Oder wir sammelten (wieder mit Zustimmung der Bauern) nach der Ernte auf den Feldern übriggebliebene Weizen-, Roggen- und Gerstenähren ein – es dauerte endlose Stunden, bis wir genug gesammelt hatten, um im Austausch dafür vom Dorfmüller ein Kilogramm Mehl zu bekommen. Da wir barfuß über die Stoppeln gingen, kamen wir gewöhnlich mit blutigen Füßen heim.“
(in: Joseph Buttinger, Die Geschichte meiner Jugend, 1979, S. 31. Joseph Buttinger schloss sich Anfang der der 1920er Jahre der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei an, 1926 wurde er Hortleiter der Kinderfreunde in St. Veit an der Glan, im Februar 1934 wurde er verhaftet und saß drei Monate im Villacher Polizeigefängnis. Nach seiner Entlassung ging Buttinger nach Wien und avancierte zur führenden Figur der illegalen Revolutionären Sozialisten.

„Die Lage der Arbeiter ist dort eine tieftraurige, die Bewohner der umliegenden Dörfer werden von vielen Bettlerinnen und bettelnden Kindern heimgesucht, die um etwas Salz, Brod oder Mehl von Haus zu Haus gehen müssen und auf die Frage; ‚Wo ist der Vater oder der Mann?‘ stets der Wahrheit gemäß antworten: ‚Bin a Bleibergerin, der Vater geht in die Gruben‘.
(in: „Gleichheit“, 2. Juli 1887, S. 3)

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