2010-09-08
Mehr Flexibilität muss her!?
Die Forderung höre ich seit den 80ern!
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Die Arbeitnehmer/innen müssen flexibel sein, bei Arbeitszeiten und Arbeitsbedingungen. Die Politiker/innen müssen flexibel sein, bei Subventionen, Steuerbefreiungen, und für Jobs nach ihrer Politkkarriere. Die Leistungsträger sind flexibel, beim Lobbying, bei der Steuererklärung, beim Zulassen von Betriebsräten, bei der Verschiebung von Vermögen in Steueroasen und Stiftungen – that's part of the game!
Bezahlte Überstunden? Die hatte ich das letzte Mal in den 80ern! Wenn wir Arbeitnehmer noch flexibler werden sollen, werden wir uns vor lauter Flexibilität wohl kaum noch aufrecht halten können. Wenn die Unternehmer keine zusätzlichen Leute einstellen wollen, die die anfallende Arbeit der aufkeimende Konjunktur erledigen sollen, ja, wie werden wir dann alle bis 67 oder 70 arbeiten können, wie sollen jemals so etwas wie Lohnnebenkosten reduziert werden, wenn immer mehr Menschen ohne Erwerbsarbeit sind.
Während Vermögen vermehrt werden und sich die Sozialdemokraten endlich wieder ihrer Stammklientel erinnern, malen die Konservativen das Gespenst des Klassenkampfes an die Wand, der die kleinen Bauern auch noch schröpfen will. (Doch von jenen war doch gar nicht die Rede, als der Kanzler von Großgrundbesitzern und Agro-Industriellen sprach.) Und das in einer Zeit, wo die Noch-Bauern längst unter einer neuen Feudalherrschaft von Banken, Maschinenerzeugern, Saatgut- und Düngemittellieferanten und bald auch der GMO-Patent-Inhabern ihr Dasein fristen.
Der Klassenkampf wird längst zelebriert, wenn die Oberschicht sich unsrere Seen und deren Zugänge für einen Schnäppchenpreis aneignet, wenn Großgrundbesitzer das Natuschutzgesetz ungestraft beugen, wenn Politiker den Familien die Unterstützungen wegnehmen und Gelder dafür in sinnlose Großprojekte und Förderungen stecken, die dann irgendwo versanden, wenn das Familiensilber verscheuert wird und Vermögen dem Zugriff durch den Fiskus entzogen wird. Dann frage ich mich wirklich, wer sind nun die Trittbrettfahrer? Unflexible Arbeitnehmer, die im Burn-Out, der Erwerbsarbeitslosigkeit oder oft fragwürdigen Weiterbildungsmaßnahmen stecken, oder jene, die durch Lobbying die Gesetze so schneidern lassen können, dass sie auf unser aller Kosten die Nutznießer der Flexibilität sind?
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