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2009-04-08

† Helmut Stockhammer – Trauer um einen Freund

Ein Nachruf auf einen Philosophen und unermüdlichen Kämpfer gegen das Unrecht.

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Helmut Stockhammer, 1946 - 2009. Mitte: In den Jahren der Oktoberarena. Rechts: An der Uni, unter Kärntner Slowen/innen, in Nikaragua - überall begleitete ihn seine Videokamera

Am 27. März 2009 ist Helmut Stockhammer im LKH Klagenfurt kurz vor seinem 63. Geburtstag gestorben. Dieser Nachricht haben wir alle mit Bangen im Herzen entgegengesehen, denn wir wussten um seine unheilbare Krankheit, aber sein nicht versiegender Lebenswille gab uns bis zum Schluss eine Hoffnung, von der wir wussten, dass sie vergeblich war. Die Krankheit, die bereits vor einigen Jahren einen ersten Anlauf genommen hatte, behielt nun die Oberhand. Ein nimmermüder Querkopf im beruflichen Leben und Ermunterer im politischen Wirken hat uns allein gelassen.

Mag. Dr. Helmut Stockhammer war Assistenz-Professor am Institut für Philosophie an der Universität in Klagenfurt. Er wurde 1946 in Kammer am Attersee geboren, studierte in Linz Sozialwissenschaften und kam 1970 aus Oberösterreich nach Klagenfurt. Hier wirkte er am Aufbau der Universität mit und war danach beinahe 40 Jahre als Lehrender tätig.

Über die Jahrzehnte hinweg beschäftigte er sich mit einer Vielzahl von Fachgebieten, u. a. mit vielen Bereichen der Philosophie, mit Gruppendynamik und mit Organisationsforschung.

Helmut Stockhammer war kein Wissenschafter im »Elfenbeinturm «, er entwickelte bereits in seiner »linkskatholischen « Mittelschul- und Studienzeit ein großes Interesse für soziale, politische und kulturelle Fragen.Sein Engagement brachte ihn auch in Klagenfurt in die Schusslinie der rechtsgerichteten Presse.

Stockhammer pflegte mit seinen Student/innen einen »herrschaftsfreien, emanzipatorischen Diskurs«, der diesen immer wieder Selbstentfaltung im Sinne produktiver schöpferischer Arbeit abverlangte.

In Kärnten gehörte er zu jenen deutschsprachigen Universitätsangehörigen, denen in den Jahren des Ortstafelsturms und der »Volkszählung besonderer Art« die Lage der Kärntner Slowen/innen nicht egal war und die sich deshalb für sie einsetzten. Er war einer der Mitbegründer und Stützen des Solidaritätskomitees für die Kärntner Slowenen, das gegen die Minderheitenfeststellung und das Volksgruppengesetz 1976 aktiv war und sich für die Zweisprachigkeit in Kärnten einsetzte. Auch die jetzige zweisprachige Tafel vor der Universität geht mittelbar auf seinen Einsatz zurück.

So war es nur folgerichtig, dass er 1977 dabei war, als slowenisch- und deutschsprachige Aktivist/innen die alljährlichen Volksabstimmungsfeiern nicht mehr tatenlos hinnehmen wollte. Sie setzten dem als völkerverbindende Veranstaltung die »Oktoberarena – Oktobrski tabor« entgegen. Bis zur letzten Oktoberarena 1982 gehörte »Stocki«, wie wir ihn auch nannten, zum »inneren Kern« der Veranstalter.

Die Probleme um das Verhältnis Mehrheit und Minderheit in Kärnten verstärkten sein wissenschaftliches Interesse an Kulturanthropologie und Tiefenpsychologie. Ihm ist es zu verdanken, dass beispielsweise die Schweizer Ethnopsyhoanalytiker Paul Parin, Maya Nadig und Mario Erdheim Lehrveranstaltungen und Seminaren in Klagenfurt abhielten. 1980 und 1981 gab es dann auch eine Student/innengruppe aus Zürich, die ihre Feldforschung nicht in Mexiko, sondern im zweisprachigen Kärnten absolvierten, wo sie von Helmut Stockhammer mitbetreut wurde. Die Entwicklung der Universität und »seines« Instituts für Philosophie war ihm immer ebenso wichtig wie seine gewerkschaftliche Arbeit an der Uni.

Sein Engagement für Entwicklungszusammenarbeit führte ihn zu einem längeren Aufenthalt nach Nicaragua. 1984 war er Gründungsvater des Vereins »Kärntner Solidarität mit Nicaragua/Koroška solidarnost z Nikaragvo« und initiierte eine Partnerschaft der Universitäten in Klagenfurt und Managua. 1989 unterzeichneten die beiden Rektoren Dr. Günther Hödl und Dr. Cesar Jerez einen offiziellen Partnerschaftsvertrag.

Bildende und darstellende Kunst, Kunsterziehung, Museologie, hier insbesondere Bau und Betrieb von Trauerarbeits plätzen, Video in der philosophischen, gruppendynamischen und künstlerischen Praxis und dass Internet waren Themen, die ihn in den letzten Jahren beschäftigten.

Helmut Stockhammer trat ab Mitte der 1980iger Jahre auch selbst als Künstler in Erscheinung. Unvergessen ist vor allem sein temporäres Museumsprojekt Trauerarbeitsplätze II. Hier schuf er 1992 gemeinsam mit seiner Frau Ilse Stockhammer-Wagner »temporäre Environments aus Erinnerungsstücken und Objekten aller Art, … die Autobiografisches, Politisches, Philosopisches etc. auf höchst ästhetische Weise miteinander verknüpften «. Auch seine Mitarbeit bei den Unikum-Projekten Erste Kärntner Kurzschlusshandlung (1999) oder Stoffwechselstube (2007) verdienen Erwähnung. Seit 2000 war er Ehrenmitglied des Unikum. »Er beherrschte die Sprache der Dinge wie kaum ein anderer und schuf damit ebenso sperrige wie poetische Werke«, heißt es in einem Nachruf des Universitätskulturzentrums.

Dies sind nur einige wenige Blitzlichter auf die Vielfalt von Helmut Stockhammers Tätigkeiten und Interessen. Seine Persönlichkeit war gekennzeichnet von Wärme und Freundschaft, aber auch von kompromisslosem Aufbegehren, wenn er sich für die Rechte anderer einsetzte. Er war voller Energie und mitreißendem Handeln.

Wir verlieren mit ihm einen persönlichen Freund, der immer Haltung bewahrt und Unrecht nicht ertragen hat. Und die Slowen/innen in Kärnten verlieren einen Menschen, der nach der Devise handelte »Wo Unrecht zu Recht wird, wird Widerstand zur Pflicht«.

Mit Helmut Stockhammers Tod geht eine Ära der Klagenfurter Universitätsgeschichte zu Ende. Und wir nehmen mit »Stocki« von einem wertvollen Weggefährten unserer persönlichen Geschichte Abschied.

Unser Mitgefühl gilt seiner Frau Ilse und seinen Kindern Joanna, Felix und Maria.

Folti Sima, Franz Marenits, Peter Wieser

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Mit freundlicher Genehmigung der Zeitung Novice - Übersetzung aus dem Slowenischen, 3. April 2009

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