2008-09-21
Dann will es wieder keiner gewesen sein ...
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Aus einem Leitartikel von Eva Weißenberger, erschienen in der Kleinen Zeitung am 19.9.2008, S. 10:
Die Finanzkrise kommt für die ÖVP um eine Woche zu spät
Aus dem Börsenkrach ist kaum noch politisches Kapital zu schlagen
... Eine Regel aus dem Kampagnen-Handbuch besagt zwar, dass immer der profitiert, auf dessen Feld gespielt wird. Reden alle über Umweltschutz, nützt es den Grünen. Diskutiert man über Zuwanderung, den Blauen. Egal, ob die Partei zu dem Thema ein neues Konzept anzubieten hat oder nicht.
Fürchten sich nun also die Österreicher vor einer Weltwirtschaftskrise, kommt das der ÖVP, der hier Kompetenz zugeschrieben wird, zupass. ... Auch ÖVP-Spitzenkandidat Wilhelm Molterer ... hätte ein bisschen Angst schüren können, um dann als stabile Kraft zu punkten, aber da kam ihm leider glücklicherweise sein Verantwortungsgefühl als Finanzminister dazwischen. ...
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Also, nur damit ich das richtig verstehe: Lediglich das falsche Timing und die Seriosität haben dazu geführt, dass die ÖVP nicht ihre Wirtschaftskompetenz so richtig ausgespielt hat?
Nun ist mir schon klar, ...
- dass sich die Kleine Zeitung wohl selbst die Aufgabe gestellt hat, einen Titanenkampf für VERNUNFT und VERANTWORTUNG gegen POPULISMUS (Kronenzeitung + SPÖ) auszufechten (Frage: Welche Vernunft? Verantwortung für was?) ...
- dass Wahlkämpfe nicht gerade Bildungsveranstaltungen sind, sondern dass man - wenn man da erfolgreich sein will - zu Polemik, Frechheiten aller Art, Lügen ... greifen muss ...
- dass Wahlkämpfe vor allem anderen einmal Eines suggerieren: Wer auch immer an der Regierung ist, er müsse nur wollen, er brauche nur die ,Ärmel aufkrempeln', das Problem anpacken ... Womit einmal mehr die Mär von der Gestaltbarkeit, das Hohelied von der Demokratie erschallt und die Getriebenheit eines Kapitalwachstums-Erwerbsarbeits-Bedürfnisschaffungs-Systems ein weiteres mal geleugnet ist ...
... also trotz dieser Einschränkungen: War da nicht mal was?
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„Wir brauchen die Peitsche der Kapitalmärkte, um im Unternehmen jene Veränderungen zu erreichen, die für seinen Weiterbestand notwendig sind.“
Johannes Dietz, seinerzeit einer der führenden neoliberalen Ökonomen der ÖVP. In: „Wir brauchen die Peitsche“. Interview von Othmar Wagner mit Johannes Ditz. In: Kleine Zeitung 22.11.2000, S.35
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„Der wesentliche Punkt ist die Reduktion der Personalkosten. Man kann sicher Mitarbeiter von Wien nach Vorarlberg versetzen oder aus der Firma mobben. Die entscheidende Frage ist aber: Wie schaffe ich es, daß die richtigen Leute bleiben? 5.000 Menschen auf die schnelle loszuwerden schafft sicher Probleme.“
Wolfgang Matejka, als Allianz-Fondsmanager größter Investor an der Wiener Börse im Format im November 2000. In: Telekom-Aktien: Top oder Flop? In: Format 45a/00, S.10 (Werbebeilage Kleine Zeitung)
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„Statt Kraft auf frontale Attacken zur Deregulierung der Arbeitsmärkte oder auf fragwürdige punktuelle Unterstützung einzelner Wirtschaftszweige zu verschwenden, muß die reformierende Wirkung des Kapi-talmarkts entfesselt werden.”
Papier der Unternehmensberatungsfirma McKinsey. Zit. nach: BEIGEWUM (ed), Vom Pensionär zum Aktionär. In: Kurswechsel 3/1998
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„Wir möchten Kunden, die noch keine Wertpapiere haben, zu dieser Veranlagungsform hinführen und dazu animieren, mehr Initiative im Bereich der Eigenvorsorge zu zeigen.”
Die Presse 28/5/1998
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„Fette Gewinne an der Börse. Das Spiel an den Börsen kann weitergehen, das Sommerloch schließt sich. Mit Gesundheit, Biotechnologie oder Wasser ist das Geld zu machen.“
Christina N. Kogler, Fette Gewinne an der Börse. Aus: Wirtschafts@Woche (Beilage der Kärntner Woche) Seite X, August 2000
Genau die oben angesprochene Art von VERNUNFT ist es, die hier aus ihrem Personal spricht und die uns dorthin gebracht hat, wo wir heute sind.