2007-05-11
Drei Kärntner – ein Chor. Und dann?
Überlegungen eines Zweiten Soprans zum eigenen Tun und zum Geschehen rundum.
Am Freitag, den 11.5. stellen wir in Villach bei kärnöl das Buch „die andere Hymne. Minderheitenstimmen aus Österreich“ vor. Wir, das sind in dem Fall Helga Pankratz und ich, Nada Zerzer. Das Buch entstand aus einem Projekt der Initiative Minderheiten, unter der Leitung von Prof. Ursula Hemetek, und beschäftigt sich, wie der Titel schon sagt, mit musikalischer Gemeinschaftsbildung und -kultur von Gruppen jenseits der staatlich-institutionellen Dimension.
Musik ist häufig zentraler Bestandteil des rituellen und identifikatorischen Schaffens von ethnischen und anderen Gruppen. In Kärnten scheint das Singen in Chören ein integraler Bestandteil der kulturellen Identität zu sein – sowohl der deutschsprachigen als auch der slowenischsprachigen KärntnerInnen.
Aus der Praxis des Singens kommend – und nicht etwa aus musik- oder politwissenschaftlicher Richtung – stelle ich in meinem Beitrag zum Buch „Die andere Hymne. Minderheitenstimmen aus Österreich“ wie auch im Kurzreferat zur Präsentation des Buches in Villach einige Überlegungen zu diesem Chorleben an.
Mehr noch als das Schaffen schöner Musik, edler Klänge und Harmonien, sehe ich die gemeinschaftsbildende und -fördernde Wirkung des Chorsingens im Vordergrund. Und hier sind wir wieder bei den Hymnen gelandet, mit denen sich das vorgestellte Buch auseinandersetzt. Denn Hymnen sind in erster Linie als Symbol, als Repräsentation, Affirmation und Reproduktion des Gemeinschaftempfindens von Bedeutung, selbst wenn sie durchaus von musikalischem oder literarischem Wert sind.
Nicht zuletzt lautet die aufgeworfenen und von mir diskutierte Frage, wie es denn gegenwärtig mit der musikalischen Identifikation der Kärntner SlowenInnen und dem Verhältnis dieser Identifikation zu einem der zentralen hymnischen Lieder, „Rož, Podjuna, Zila“ steht. Ist das chorische Aufführen dieses und ähnlicher Lieder tatsächlich auch die Identifikationspraxis der jüngeren Generationen, oder gibt es dazu auch andere Alternativen? Alternative Hymnen, Alternativen zur Hymne?
Mein Buchbeitrag, und ebenso mein Kurzreferat, sind Teile eines Nachdenkprozesses. Es ist zu erwarten, dass dieser ebenso lange dauern wird, wie sich das Objekt meiner Überlegungen entwickelt.