2003-01-16
Zwischensaison
Ein Bürgermeister trifft eine spießige Entscheidung
Nach der zweiten schlaflosen Nacht bohrte sich ein Schmerz zwischen meine Augen und mir fiel das Wort Spieß ein.
Der Spieß, auch kurze Lanze, der Spieß: Kompaniefeldwebel, Spießgeselle, spießig, Spießer, Spießrutenlauf, Spießbürger.
Am Ende dieser spießigen Reihe lag ein Dorf vor meinen Augen, gelegen in einem idyllischen Land, an einem idyllischen See, mit idyllischen Hausfassaden und idyllischen Vorgärten.
Nur die heurige Saison ist schlecht.
Da kommt ein rettendes Angebot für einen Pensionsinhaber vom Ausländerbetreuungsbüro - nicht vom Fremdenverkehrsamt - in diesem idyllischen Dorf 21 Asylanten aus Ghana, Nigeria, Georgien, Armenien und Bosnien unterzubringen.
Das bringt eine kleine Zwischensaison.
Womit der Pensionsinhaber G. Hoffmann sicher nicht „gerechnet“ hatte, war, dass sich Mitbürger in diesem idyllischen Dorf nicht mit ihm freuten. Das Geschäft, die Sicherheit und natürlich die Idylle war nach Meinung seiner „lieben“ Mitbürger durch die fremdländisch aussehenden, insbesondere der schwarzen, Mieter massiv gestört.
Herr A. Holzer, der Bürgermeister mit seinem guten Herzen, der die volle Härte der Entscheidung traf, wird in Zukunft sicher wieder zum Bürgermeister gewählt werden.
Die 21 Menschen wurden in einem anderen idyllischen Dorf in diesem idyllischen Land untergebracht.
Spieß, spießig, Spießbürger?