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Peter Gstettner

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2006-11-20

Einspielerpreis 2006 an Peter Gstettner

Einspieler-Preis

Benannt ist die Auszeichnung nach Monsignore Andrej Einspieler (1813-1888), der als Geistlicher, Politiker, Publizist und Volksbildner wirkte. Er war auch Mitbegründer der "Hermagoras-Bruderschaft" und des "Slowenischen Vereines". Der Preis wird an Persönlichkeiten "aus den Reihen des Mehrheitsvolkes" vergeben, die sich um das Zusammenleben der Volksgruppen und um das Verständnis der Mehrheitsbevölkerung für die Anliegen und Sorgen der Kärntner Slowenen besondere Verdienste erworben haben".

Vorherige Preisträger

Bisherige Preisträger waren unter anderen Alt-Bundespräsident Rudolf Kirchschläger, der Historiker Anton Pelinka, Bischof Egon Kapellari, der frühere ORF-Generalintendant Gerhard Weis, Kärntens Ex-ORF-Landesintendant Gerhard Draxler und Südtirols Landeshauptmann Luis Durnwalder.

Sehr geehrte Damen und Herrn,
lieber Doktor Janko Zerzer und Magister Rudi Vouk,
liebe Freundinnen und Freunde alle,

die ihr heute so zahlreich gekommen seid und mir und dem Veranstalter die Ehre erweist; es ist eine fürwahr illustre Runde, die sich heute hier eingefunden hat, in einer Zusammensetzung, die Kärnten schon lange nicht mehr gesehen hat - zu lange nicht, wie ich meine. So möchte ich Ihnen meine ganz persönliche Ansicht zur heutigen Preisverleihung sagen, obwohl die Annahme dieser Ehrung keiner Rechtfertigung meinerseits bedarf: Mein Engagement für die Rechte der Kärntner Slowenen war noch vor 15 bis 20 Jahren ein von vielen deutschsprachigen Kärntnerinnen und Kärntnern geteiltes Engagement, zumindest ein befürwortetes Engagement, denn unsere gemeinsame Meinung war: Minderheitenrechte sind Menschenrechte.

Die zweisprachigen Ortstafeln sind - genauso wie die zweisprachigen Schulen - eine Errungenschaft der österreichischen Demokratie, um nicht zu sagen, der europäischen Zivilisation.

Die Menschenrechte sind eine zivilisatorische Errungenschaft, ihre Verteidigung ist die vornehmste Pflicht der europäischen Zivilgesellschaft; sich dafür einzusetzen ist mehr und noch etwas Anderes als "Solidarität mit der Minderheit". Deshalb ist es für mich undenkbar, dass diese Errungenschaften wie auf einem Second-hand-Basar von Kärntner Lokalpolitikern verhandelt werden, zum Spielball von Vereinsfunktionären werden, die weder die Mehrheitsbevölkerung noch die Minderheit repräsentieren und die in keiner Weise legitimiert sind, Grund- und Menschenrechte, die uns alle tangieren, zu verhandeln.

Wer Grundrechte so wenig hochschätzt, dass er bereit ist, sie für die selbst ernannten "Heimattreuen" mundgerecht zu machen, um sie einer fiktiven Akzeptanz Willen zu minimieren, der soll meiner Ansicht nach nicht das Wort "Konsens" bemühen sondern meinetwegen "Kollaboration" oder "Pakttreue".

Der Dreiparteienpakt ist ja in Kärnten ohnehin eine Institution, impliziert er doch so etwas wie unverbrüchliche Treue zum Beschluss, den Kärntner Slowenen "keine Geschenke" und keine Zugeständnisse zu machen, die irgendwie über das hinausgehen, was ihnen entsprechend ihrer Zahl zusteht.

Dieser alte Dreiparteienpakt wurde 1988 durch die Zustimmung zum Kärntner Schultrennungsmodell durch den damaligen Grün-Abgeordneten Karel Smolle quasi zum Vierparteienpakt (auf Parlamentsebene) erweitert. Und nun, 2006, fast 20 Jahre später, haben wir eine Erweiterung auf den Bereich der politischen Vorfeldorganisationen. Nicht mehr und nicht weniger ist in diesem Herbst in Kärnten passiert: Indem zwei slowenische Organisationen einen "Heimattreue"-Pakt mit dem KHD, der Landsmannschaft und anderen einschlägig bekannten Vereinen geschlossen haben, wurde das Paktmodell - mit slowenischer Beteiligung - auf jene Vorfeldorganisationen ausgeweitet, die immer schon der Meinung waren, dass die "Heimat" gegen das Eindringen "landfremder" Elemente geschützt werden muss, und - in Bezug auf die jüngste Kärntner Geschichte - dass die aus den Lagern 1945 heimgekehrten Kärntner Sloweninnen und Slowenen von der Österreichischen Regierung reichlich entschädigt wurden; und im Übrigen, so die Aussage der deutschnationalen Vereine, seien damals ohnehin mehr Slowenen zurückgekehrt als ausgesiedelt wurden - also: So schlecht kann es den Kärntner Slowenen im Großdeutschen Reich nicht gegangen sein!

In dieser Situation verstehe ich die Verleihung des Einspielerpreises an mich als Anerkennung einer inter-kulturellen, zeitgeschichtlich aufgeklärten Grundposition, die mit mir zusammen seit vielen Jahren viele Freundinnen und Freunde eingenommen haben; zugegebener Maßen, war ich vielleicht einer der wenigen, die diese Position immer öffentlich, und wenn es sein musste, auch lautstark vertreten haben, womit ich gewiss nicht immer angenehm aufgefallen bin und was mir in der Regel nicht zum Vorteil gereichte, weder beruflich noch privat. Im Gegenteil: Die Palette der Etikettierungen und Feindbilder, die mir im laufe der Zeit verliehen wurden, ist beachtlich: Vom "ultralinken Extremist" über "Jugo-hörigen Kommunist" bis zum Dialogverweigerer oder zum Straßenredner sind mir alle Etiketten umgehängt worden; aber nicht nur ich, sondern auch meine Familie war davon betroffen.

Ich sage das nicht wehleidig und auch nicht mit Ressentiments. Ich erwähne das nur deshalb, weil in dieser Zeit sich auch slowenische Funktionäre an der Etikettierung beteiligt haben, und weil ich den Preis heute dennoch als das ansehe, als was ihn auch alle meine Freunde seitens der deutschsprachigen Mehrheitsbevölkerung ansehen: Nicht als einen Preis, mit dem ich von einer slowenischen Organisation für sie vereinnahmt und gegen eine andere slowenische Organisation ausgespielt werde, sondern als einen Preis, mit dem heute meine wissenschaftliche Kompetenz und mein persönliches Engagement für ein Anliegen gewürdigt wird, das unser gemeinsames Anliegen ist: Sich für Minderheitenrechte einzusetzen heißt, sich für Menschenrechte stark machen, also aktiv dafür einzutreten, dass sich unsere Demokratie weiterentwickelt und nicht durch kleinliche Winkelzüge und durch eine Politik des Teilens und Herrschens dezimiert und minimalisiert wird.

In diesem Sinne nehme ich den Preis in ungetrübter Freude und mit Dank entgegen, ohne jeden Hintergedanken, aber doch in der Hoffnung, dass manche noch zu einem Umdenken bereit sind, dass nämlich der Weg, für den heute dieser Preis vergeben wird, Zukunft hat, und die Zukunft, wenn es eine geben soll, wird eine Zweifache sein: Eine, die in der Würdigung der Vergangenheit verankert ist, im Erinnern; deshalb finde ich es schön und richtig, dass der Einspielerpreis in diesem Jahr auch für die Erinnerungsarbeit vergeben wird, die wir vom Mauthausen Komitee Kärnten/Koroška seit vielen Jahren am Beispiel des Gedenkens beim ehemaligen Loibl KZ Nord pflegen - auch als Ansporn für eine würdige Gedenkstätten, die einmal überall dort entstehen sollen, wo Menschen erniedrigt, malträtiert, gefoltert und ermordet wurden. Dies beinhaltet selbstverständlich auch die Erinnerung an die anderen Opfer von Naziverbrechen, wie z. B. die Erinnerung an die deportierten slowenischen Familien oder die Erinnerung an die am Peršmanhof ermordeten Familienmitglieder Sadovnik und Kogoi.

Zum anderen wird die Zukunft eine multikulturelle sein und wird eine friedliche nur dann sein, wenn alle Sprachen und Kulturen gleichwertig, mit gleicher Achtung und Wertigkeit in der Gesellschaft Platz haben, gleichwertig repräsentiert sind, gleichwertig gelernt werden können, ohne Vorbehalte, ohne Anmeldung, ohne ethnisches Bekenntnis, einfach nur deshalb, weil es um die Sprache und die Kultur von Menschen geht, von Menschen, die, so oder so, ob Inländer oder Ausländer, ob Einheimische oder Fremde, ob Minderheit oder Mehrheit, unsere Mit-Menschen sind. Ihre Gleichberechtigung ist die unsere. Ihre Anerkennung und Würdigung ist unsere eigene Anerkennung und Würdigung; sie sind wir oder zumindest Teil von uns, nicht genetisch, historisch aber sehr wohl.

Sie werden jetzt vielleicht sagen, dass ich ein weltfremder Idealist bin; Idealist ja, weltfremd jedoch nicht; denn es ist unsere Welt, von der ich spreche und in der ich lebe; es ist unsere Welt, in der ich Rückhalt und Nahrung für meinen Idealismus bekomme, in erster Linie aus meinem nächsten Umfeld, von meiner Frau und meinen beiden Söhnen; ihnen gebührt der Preis im gleichen Ausmass wie mir. In zweiter Linie bekam ich Unterstützung von den MitarbeiterInnen und SmpathisantInnen, die mit unserem Mauthausen Komitee daran arbeiten, dass dieser wichtige Teil der Kärntner Widerstandsgeschichte nicht in Vergessenheit gerät und dass den sprachlichen und kulturellen Menschenrechten in diesem Land zum Durchbruch verholfen wird, dass Menschenrechte eine starke und hörbare Stimme bekommen und dass nie mehr klein gemacht und zum Verschwinden gebracht werden.

Mit meinem Dank verbinde ich also diese zuletzt genannte Hoffnung: Es sollen sichtbare Spuren unseres Engagements bleiben, die dunkle Zeiten überstehen und die von den kommenden Generationen weiter verfolgt und ausgebaut werden.

Lassen Sie mich zum Schluss ein altes afrikanisches Sprichwort zitieren, das gerade in der Zeit der Unterdrückung durch das Apartheidsregime in Südafrika oft zu hören war, und das so lautet:

Die dunkelste Stunde ist die Stunde vor Tagesanbruch.
Najtemnejša ura je ura pred svitom.

Vielen Dank! Hvala lepa!

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Hans Haider, 2006-11-21, Nr. 3007

Ausgangspunkt der bemerkenswerten Debatte war ein Interview, das Peter Gstettner ein paar Tage vor der Preisverleihung der slowenischen Zeitung Novice gab.

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