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Markus Köhle

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2005-09-05

Die Bahn wirkt

Eine flüchtige Zugabteilsromanze

Dies ist die Geschichte von einem, der nach Innsbruck wollte.
Mehr nicht!
Der Klarheit halber gleich vorweg: Es misslang ihm.

Alles begann damit, dass ein grauer, trächtiger Schwan in St. Polten Bekanntschaft mit der weißen, schlanken Rauchsäule eines kalorischen Kraftwerks machte. Für mich war das insofern von höchster Bedeutung, als akkurat in jenem Flügelschlag, mit porzellanener Eleganz, die verschiebbare Glas Stellwand des Coupes gelüftet wurde. Noch in der selben Kameraeinstellung juckten mich meine porösen Pupillen und die offenbar Einlass erbittende heiße, wohlgeformte Teekanne ließ schnaubend Dampf ab (Feuchte Zeiten!). Ihre schweinchenrosa gesprenkelten Henkelohren hingegen gaben Zeugnis davon ab, dass in der Außenwelt gerade die Minusgrade ihre positiven Kollegen gehörig unterdrückten.
Ihr Haarwald war fürsorglich aufgeforstet, zarte Aststrukturen verliehen himmelwärts orientierte Leichtigkeit, eingestreute silberschimmernde Blätter jedoch, dienten als solides Wurzelwerk, das sie sicher am Boden hielt.
Mein irrer Blick strudelte, die Augen verschluckten sich und machten mich hüsteln. Sie schlampfte zweieinhalb Hufe abteilhineinwärts, beutelte ihre Mähne und wieherte. Ich verstand keine Sekunde, hörte mich allerdings beinahe gleichzeitig artikulieren: "Selbstredend!"
Daraufhin äpfelte sie erleichtert ab, galoppierte ihren Hafersack in den Gepäcksstall und schwang sich in den Sattel.
Meine Lust gab mir ordentlich die Sporen, die Fantasie fuchtelte aufgeregt mit der Reitgerte und das lässige Lasso außer Dienst, schlug schlacksig Schlingen. Kollege Magen ruderte Rodeo und mailte drängend dringende Innerlichkeiten durch den Dünndarm. Reichlich peinlich berührt hielt ich meine Hälften mit Leibeskräften zusammen, katalysierte die warmen, warnenden Freudenschüsse und scharte zur allgemeinen Ablenkung ein klein wenig. Die Finte wirkte.
Obwohl einigermaßen aus der Rennbahn geworfen, rasselte mein Schmerzmuskel zwischenzeitlich gut und gerne zweieinhalb Liter schreiend roten Blutes durch meinen schwabbelnden Schiffsbauch. Ein fünftel davon brachte das Schlauchboot unter dem Wanst in Schwellung, der Rest schien im Maschinenraum zu verpuffen. Bis in die Kapitänskajüte schaffte es der Saft jedenfalls nicht!
Die Kommandobrücke war also außer Gefecht gesetzt, der Trieb steuerte und setzte Segel (Feuchte Zeiten!).
Mit Gischt vorm Mund blubberte ich Wellen und versuchte zu entern. Sie aber flutete die Rohre, ihre Lidklappen tauchten ab und sie versank im tiefen Meer. Woraufhin sich mein Hauptsegel umgehend auf Halbmast setzte.
Panisch warf ich den Rettungsanker nach ihr und brüllte ins Blaue:
"Haben Sie bitte Wasser oder Tee? Ich bin furztrocken, bin am Verblühen, meine Seezunge löffelte schon seit Stunden kein lecker Süppchen mehr und föhnt wie eine Trockenhaube - äh nein - ist vielmehr staubig wie der Lappen einer emsigen Raumpflegerin. Mein Magen produziert Popcorn und lässt sie gen Notausgang ploppen. Mich dürstet, es lodert ein Verlangen in mir und außerdem - verdammt - meine Fackel brennt! Mayday-mayday - Atlantis is calling SOS for love!"
Sie grunzte geschmeichelt, steckte ihren Rüssel in die Handtasche und reichte mir zu aller erst ein säuberlich gefaltetes, 4-lagiges, extra softes Taschentuch.
"Hier, für Ihren Rotz!", kommentierte sie lapidar um dann in mitleidsvollem Ton hinzuzusülzen: "Mein Gott, ihnen muss die Soße ja schon bis zum Hals stehen." Meine Nüstern schlatterten und ich schnurfeite ergeben:
"Gott der Allmächtige sei Ihnen gnädig holdes Weib. Auf dass er Ihren Leibesacker mit reichem Kindersegen bestelle, auch wenn der Samen hiefür nicht aus meiner Kornähre stammen sollte!"
Erneut erfreute sie sich ob des Lobs, rieb an ihrer Wunderlampe und zauberte Kekse, Martini und Radler herbei. Um korrekt zu sein:
- eine Familienpackung Mannerschnitten,
- eine 0,7-Liter-Flasche Martini extra dry und
- zwei Six-Packs Stiegl Gaudi-Radler.
Ich entrotzte mich ausgiebig und bemerkte: "Oh, it's a fehl"
Sie brach ehrfurchtsvoll die Schnitten und entgegnete gekonnt:
"Of course, cause - Männer mag man eben!"
Allumfassendes Wohlgefallen brandete auf. Wir stimmten feucht-fröhliche "Lustig-samma-Puntigama"-Gesänge an, rührten den trockenen Martini und kippten den geschüttelten Gaudi-Radler bis unsre Blasen barsten und die rauschigen Seelen im Nirwana Bruderschaft tranken.

Plötzlich baselte es in meinen Ohren: „Basel, Basel – Zugendbahnhof!“
Ein Schweizer Schaffner schüttel-rüttelte mich. Ich bröselte aus der bilderreichen Traumwelt, klappte den offenstehenden, extra trockenen Mund zu, blinzelte verstört, rieb mir mechanisch die sekretverkrusteten Augen, erwachte peu ä peu, bewunderte peinlich berührt den selbst produzierten riesigen, feuchten Sabberfleck (Feuchte Zeiten!) auf der 2.-Klasse-ÖBB-Sitzgarnitur und registrierte traurig: Ich habe sie nicht getroffen, bin nicht besoffen, nur verschnupft!

Ich war schlicht und einfach irgendwo zwischen St. Polten und Linz sanft weg gedämmert, hatte Innsbruck verschlafen, fragte mich, ob das nun ein guter Traum war - wusste es nicht - sagte mir jedoch, dass er - der Traum - mir wohl etwas sagen sollte. Ich verstand noch nicht recht, war jedoch bereit, die Zeichen zu deuten. War bereit Sie zu suchen und machte mich auf den Weg.


Mit freundlicher Genehmigung des Autors:
Markus Köhle: „Brahmskoller mit Textvorhängen“, 2005 Seite 3-7,
edition ch
ISBN 3-901015-29-9
8.- €

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