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Werner Koroschitz

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2004-12-27

Schöne Aussichten II

Schöne Aussichten I
erschien vorigen Montag. Damit unternehmen wir jetzt bereits seit 4 Montagen unter der kundigen Leitung von Werner Koroschitz die eine oder andere Bergtour ins Villacher Umland. Weitere Beiträge zum Thema:
Dobrač oder Villacher Alpe I
Dobrač oder Villacher Alpe II

Seltsame Auswüchse brachte das aufkommende Interesse der Romantiker an den „unverdorbenen“ Volkssitten des Landvolkes hervor. Dabei beschäftigten sie sich vor allem mit der Anthropologie; ihr Augenmerk galt den Besonderheiten von Körperbau, Haar- und Augenfarbe. Der Reiseschriftsteller Julius Gottlieb Schlegel schrieb 1798 anläßlich seines Aufenthaltes in Arnoldstein: “Zu meinem großen Vergnügen hatte ich einen Tag gewählt, wo die hier wohnenden Wenden (die sich hier Slovenzi, nie selbst Winden oder Wenden nennen, welchen Namen ihnen nur die Deutschen geben) ihren Kirchtag feierten. (...) Die Wendin ist schlank, und von sehr robustem Körper, nicht selten mit den schönsten Gesichtszügen begabt. Schwarze Augen und schwarzes Haar findet man häufiger bey ihnen, als blonde Haare und blaue Augen, das im Ganzen genommen bei dem deutschen Kärnthner stattfindet.“ Knappe hundert Jahre später, angesichts des erstarkenden deutschen Nationalismus, stellte Michel Knittl den Slowenen im Gailtal ein weniger schmeichelhaftes Zeugnis aus: Die Slovenen sind friedsam und gutmüthig. Sie nennen sich übrigens gar nicht Slovenen, sondern Windische. Die Gailthaler Slovenen zeichnen sich nicht durch Schönheit aus. Auch die Mädchen nicht. Hübschen Wuchs besitzen sie wohl, allein das Gesicht ist häufig wenig schön, die Züge ziemlich ausdrucksleer. Ausnahmen gibt es natürlich, und ich habe in der that überraschend schöne Gesichter gesehen, allein die Finger einer Hand genügen vollkommen, um sie zu zählen.“ Gleichzeitig diffamierte man das „Windische“ als „widrige Sprache“. Der Rassismus hatte Einzug in die Berge gehalten. Nebst Gipfelseligkeit und romantischer Gefühlsduselei festigten die Deutschnationalen die ideologische Bande zwischen Berg und Heimat. Das bewiesen auch zahlreiche Kärntner Historiographen, die um 1900 eine Eindeutschung slowenischer Bergnamen und Flurbezeichnungen vornahmen. Villacher Alpe sollte für alle Zukunft statt des slowenischen Dobrac auf der Landkarte stehen.

Im nationalistischen Taumel glaubte man anscheinend auch, historisches Schriftgut eindeutschen zu müssen. Über den Empfang des zukünftigen Kriegstreibers, Kaiser Franz Josef, berichtete die Schulchronik aus Nötsch: „Am 9. September 1856 war seine Majestät, der jugendliche Kaiser Franz Josef mit seiner jungen und schönen Gemahlin das erstemal im Gailtale. Von Hermagor kommend wurde er in Emmersdorf unter einem dort errichteten Triumphbogen auf das Herzlichste begrüßt. Bei der Ehrenpforte erwarteten das Kaiserpaar auch 95 junge Reiter auf schönen, schwarzen Pferden in alter Gailtalertracht und 80 weiß gekleidete Jungfrauen. Als sich der Zug wieder in Bewegung setzte, gestattete der Kaiser, daß ihn die Reiter begleiten dürfen. Bescheiden wie das Landvolk ist, blieben sie hinter dem Wagen, aber der Kaiser befahl: “Die Hälfte der Reiter voran!“ Der Zug eilte durch Feistritz – Göriach – Draschitz nach Thörl. Überall wurde das Kaiserpaar mit enthusiatischen „Zivio“ Rufen empfangen.“ Wann und von wem die „Zivio“ Rufe, in „Heil“ Rufe umgeschrieben wurden, läßt sich heute nicht mehr eruieren. Allein die Tatsache, dass zwei Lehrer der Schule am mißglückten Juli-Putsch der Nazis teilnahmen, läßt diesbezügliche Vermutungen aufkommen.

Gipfel wurden umbenannt, Chroniken gefälscht, Sprachen abqualifiziert, Völker abgewertet, und die Berge gingen in Flammen auf: „Sonntags abends flammten sie auf, die Feuer zur festlichen Begehung der Sommersonnenwende; auf allen Bergen, vom Dobratsch bis hinaus in das Hügelgebiet des Rosenthales. So wie mit immer wachsender Mächtigkeit die Flammen aufloderten, wie sich Feuer an Feuer reihte, so soll auch das Gefühl des Deutschthums in allen Herzen aufflammen und erstarken. „Zu gedenken der Wiedergeburt unseres Volkes.“ Zeigt, daß ihr Söhne seid vom Schlage Hermanns.“ („Kärntner Nachrichten“ 26. Juni 1895).

Zwei Jahrzehnte später standen die Berge tatsächlich in Flammen. Während Franz Josef seine Völker in den millionenfachen Tod sandte, verfaßte der Deutsche und Österreichische Alpenverein“ 1914 an „seine Kämpfer“ folgenden Aufruf: „Gleich den Söhnen unserer Alpen, die in stürmischer Kampflust zu den Fahnen eilen, bringt der deutsche Alpinist eine besondere Schulung mehrfacher Art mit in den Krieg: Die Kraft und Gewandtheit eines geschmeidigen Körpers, die Abhärtung gegen Wind und Wetter, die Anspruchslosigkeit und Entbehrungsfähigkeit, die zähe Ausdauer und das kluge Haushalten mit allen Kräften, das scharfe Auge, die Umsicht und die klare Besonnenheit, die sich auch in schwierigen Lagen zurechtfindet.“ Die unheilvolle Zukunft des deutschen Volkes, „zäh wie Leder, hart wie Kruppstahl und flink wie Windhunde“, war nicht mehr in allzu weiter Ferne. 1923 faßte die Sektion Villach des Deutschen und Österreichischen Alpenvereines in der „Judenfrage“ den Beschluß, das Eintrittsverbot für Juden in den Hütten der Sektion weiterhin aufrecht zu erhalten. Am Schutzhaus auf dem Dobratsch war bereits 1922 neben dem Hakenkreuz eine Tafel angebracht, die den Juden den Eintritt in dieses Haus untersagte. Nach dem Ausschluß der jüdischen Sektion Donauland aus dem Deutschen und Österreichischen Alpenverein stellte die „Villacher Zeitung“ befriedigt fest, dass „damit ein Fremdkörper aus dem Alpenverein entfernt wurde, der bisher die alpine Tätigkeit gehemmt hatte.“ Neben lärmenden Proleten waren es nun auch „rassenfremde Personen“, welche die Gipfelherrlichkeit entweihten.

Der Bösartigkeit mit welcher die Heimattümler ihre Ideologie der Ausgrenzung und Verfolgung ins Gebirge transportierten, der mystischen Vergötterung der Bergwelt in der Vergangenheit und den harmlos scheinenden Naturklischees der Gegenwart ist eine unverhohlene Drohung gemeinsam: hier die Guten, dort die Bösen. Die politische Instrumentalisierung der Natur seitens konservativer Kultur-, Stadt- und Kapitalismuskritiker treibt die Polarisierung von Gesellschaft und Natur weiter voran und misanthropisch geben sich die Naturliebhaber: „Ich werde immer wieder gerne auf den Dobratsch kommen, aber nicht der Menschen wegen. Wie schön ist doch die Natur.“ (Hüttenbuch Ludwig Walterhaus, Juni 1958).

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