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2011-07-06 Der gefährliche Ratschlag „Seids auch populistisch“ Eine Antwort an scheinbar gutmeinende Freunde . Emanzipatorische Perspektiven
In seinem letzten Beitrag Einige grundsätzliche Überlegungen zur politischen Situation hat Hermann Dworczak zu einer breiten Diskussion über „linke“ Perspektiven aufgerufen. Der vorliegende Artikel geht nun darauf ein, wie diese NICHT aussehen können und sollen. Einer der gefährlichsten „Ratschläge“, die – nicht nur der österreichischen – Linken immer wieder erteilt wird, lautet, doch „auch populistisch“ zu sein, um so aus der Isolation herauszukommen. Es stimmt, die österreichische Linke ist schwach und zersplittert. Auch von den nunmehr offenen Krisen des Kapitalismus konnte sie nicht wirklich profitieren. Anleihen beim Rechtspopulismus vorzunehmen wäre jedoch ein mehr als gefährliches Spiel mit dem Feuer. Populismus ist ein lange in der Geschichte (seit der Antike und ihren „Demagogen“!) bekanntes reaktionäres Als-Ob-Manöver: Man redet scheinbar dem Volk, den „kleinen Leuten“ nach dem Maul, hat jedoch ganz andere, in Wirklichkeit „massenfeindliche“ Interessen. DER Großmeister des Populismus in der jüngeren Geschichte Österreichs war Karl Lueger. Um erster christlich-sozialer Wiener Bürgermeister zu werden, war ihm fast jedes Mittel recht. Insbesonders der Antisemitismus wurde bewusst funktional als Köder, als Kitt für seine sozial unterschiedlichen Wähler eingesetzt. Berüchtigt ist bis zum heutigen Tag sein klassischer Sager: „Wer a Jud is, bestimm ich!“. Weniger bekannt ist, dass er auch gegenüber den in Wien sehr zahlreichen Tschechen diese Taktik handhabte. Wenn es ihm politisch ins Zeug passte, ließ er verkünden: „Über meine Tschechen lass ich nichts kommen!“. Kein Zufall, dass in Hitlers „Mein Kampf“ Lueger groß hofiert wird, während der „Stammvater“ des Deutschnationalismus Schönerer eher nur am Rande behandelt wird. Bei Luegers Kommunalpolitik gab es übrigens einige positive Resultate (z.B. städtische Strom- und Gasversorgung). Ebenso beim – historisch anders gelagerten – Populismus der 30er-Jahre in Lateinamerika. In Mexiko wurde unter Cardenas etwa das Erdöl verstaatlicht und eine (begrenzte) Bodenreform beschlossen. Bei Haider, Strache & Co gab es und gibt es – um es deftig auf den Punkt zu bringen – hingegen nur Scheiße. Statt populistischer Anbiederung (ähnlich schlimm wäre es, „aus taktischen Gründen“ die nationalistische Karte ausspielen zu wollen) bedarf es geduldiger, konsequent linker Politik mit langem Atem („ohne Abkürzungen“). Selbststredend sollte die Linke „populär“ sein, also sich – ohne viele Fremdworte – so ausdrücken, dass sie von vielen verstanden wird und nicht bloß von intellektuellen Zirkeln. Auch der Gebrauch des Dialekts geht in Ordnung, wenn er nicht „künstlich aufgesetzt“ wird. All das hat jedoch nichts mit Populismus zu tun, der bloß auf die Stimmen, die Unterstützung „der Unteren“ aus ist, um sie bei der nächsten Gelegenheit auch schon zu verraten – siehe etwa Haiders FPÖ in der Koalition mit den Schwarzen. Und beim Schaumschläger und Ausländer-Fresser Strache – sollte er ans Ruder kommen – wird es genau so sein. Hermannn Dworczak (0676 / 972 31 10) . Hintergründe / Weiteres
Walther Schütz, Vernunft statt Populismus? .
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