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2009-05-05 Für eine humane Schule Der Kampf gegen die Verlängerung der Arbeitszeit für Lehrer/innen und Schüler/innen ist – vorläufig – in eine Ruhephase eingetreten. Die Pause sollte genutzt werden, um sich intensiver Gedanken über die laufende grundlegende Umkrempelung des Schulbereichs zu machen. . Mit der vorliegenden, erweiterten Version der Streitschrift der ARGE Kritische Pädagogik wird ein solcher Schritt zur vertieften Auseinandersetzung mit den Entwicklungen getan: Der ursprüngliche Flyer (Version vom 5.4.09 → mehr) wurde grundlegend ergänzt um eine Analyse der laufenden Entwicklungen und um Forderungen hinsichtlich einer Humanisierung des Schulbetriebes. Hinweise zu ausführlichen argumentierenden Beiträgen finden sich auf dieser Seite ganz unten. Downloaden und weiterverteilen: → Text als A-3-Folder im pdf-Format, erweiterte Version . . Für eine humane Schule Daher ...
. 1. Die Entwicklung des Bildungsbereiches – längerfristig betrachtet Bereits seit ca. 2 Jahrzehnten ist ein Wandel im Gange, der etwa in Farbfoldern für die einzelne Volksschule (!), in Logos, Schulprofilen, Plakatwerbungen und anderen Maßnahmen des Keilens um Schüler/innen sichtbar wird. Schulen müssen immer mehr so agieren wie die klassische Privatwirtschaft: In Konkurrenz zueinander, mit viel Werbung und Bedürfnisschaffung, …. Und weil im Kapitalismus das Gesetz gilt, dass den akkumulierten Kapitalmassen immer mehr Mittel zufließen MÜSSEN, um die Profitrate aufrecht zu erhalten, wird aus potenziellem Wohlstand öffentliche Armut: Schulen sind auf zusätzliche Einnahmen (Sponsoring …) angewiesen. Wenn sich aber Schulen wie Unternehmen verhalten müssen, dann ist es nur konsequent, dass aus Direktor/innen Unternehmer werden, die sich ihr Personal aussuchen, die ihrerseits Innovationen (Einzel-Schulentwicklung) betreiben, die aber ja nicht an andere Schulen weitergegeben werden dürfen, denn die sind ja die Konkurrenz … Diese „Logik“ ist keineswegs vom Himmel gefallen. Vielmehr wird diese Vermarktwirtschaftlichung von Schulen (und Universitäten) auf nationaler wie internationaler Ebene (OECD, EU …) bewusst betrieben. Das neoliberale Menschen- und Gesellschaftsbild dahinter: Jeder menschliche Bereich muss nach der Profitlogik funktionieren, denn dann schaffe die unsichtbare Hand des Marktes Wirtschaftswachstum, was wiederum mit Wohlstand gleichge-setzt wird. Auf zwei Ebenen setzen die „Modernisierer“ an: 1. Ansatzpunkt – Öffentlicher Bereich: Übersehen wird aber, dass sich dieser überhaupt erst herausgebildet hat, WEIL die öffentliche Daseinsvorsorge anders als der Markt funktioniert und wegen des gemeinwirtschaftlichen Prinzips überhaupt erst den Zusammenhalt der Gesellschaft ermöglicht(e). 2. Ansatzpunkt – jeder einzelne Mensch: Aus der einfach gestrickten Sicht der Neoliberalen sei jeder Mensch nur eine Ich-AG, deren einziger Lebenszweck die Maximierung ihres Humankapitals sei. Wenn nun die sich optimierende „Humanressource“ auf die outputorientierte Bildungsmaschine Schule treffe, dann sei employability und life long learning gegeben und dann werde, oh Wunder des Marktes, die EU zur „wettbewerbsfähigsten und dynamischsten, wissensbasierten Ökonomie der Welt“, wie es in der Lissabon-Strategie der EU im März 2000 formuliert wurde. Frage: Wie soll dieses „Modell Weltwirtschaftskrieg“ in einer Welt, in der 20% der Weltbevölkerung 80% der Ressourcen verbrauchen und dabei den Globus bereits jetzt hoffnungslos übernutzen, funktionieren? Geheimnis des Glaubens! Stattdessen soll Bildung einen Beitrag zur Emanzipation der Menschen leisten. Sie soll dazu befähigen, Hierarchien und gesellschaftliche Mechanismen zu hinterfragen, Kritikfähigkeit und die Einsicht in die Notwendigkeit von Solidarität fördern sowie Lust am Leben zum Ausdruck bringen. Sie wäre somit das Gegenteil von Strebertum! . 2. Wogegen wir uns wenden Eine von betriebswirtschaftlichem Vernutzungswahn freigehaltene Schule ist eine notwendige Voraussetzung für eine Pädagogik, die Kinder und Jugendliche zu freien Menschen entfalten lässt. Daher konkret:
Von unseren Interessensvertreter/innen fordern wir, dass sie sich gegen diese wirklichen Hämmer in dem, was da als „Reform“ daherkommt, wenden! . 3. Was sich bei uns Pädagog/innen ändern muss Aber eines dürfen wir als Pädagog/innen, die wir uns zu Recht gegen die Verschlechterungen im formellen Bildungsbereich wenden, nicht übersehen: Nicht alles am bisherigen öffentlichen Schulwesen war optimal. Das haben die meisten Menschen, die jetzt über die Lehrer/innen schimpfen, so erlebt. Und das haben auch wir als Kinder verspüren müssen. Das sollten wir auch nicht in Abrede stellen. Daher gilt es zu fragen:
Dieses Hinterfragen des eigenen Berufsbildes ist zugegebenermaßen nicht leicht, zumal wir ja gerade FÜR diese Zurechtrichtungsfunktion so respektiert waren. Nun wird immer klarer, dass das gewohnte Wirtschaften mit der verrückten Spirale aus Wirtschaftswachstum – Bedürfnisschaffung – Erwerbsarbeit … so nicht mehr weitergehen wird. Da werden Sündenböcke an allen Orten gesucht. Die Lehrer/innen werden dieser Blitzableiterfunktion nur entgehen können, wenn sie Teil einer humanistischen Neubesinnung werden. Das ist die Herausforderung, der wir uns stellen sollten: Innehalten und grundsätzlich umdenken! . 4. Aktive bildungspolitische Schritte Natürlich gilt es, auch aktive bildungspolitische Schritte zur Verbesserung der Schulsituation zu setzen. Für die Schule der 6 bis 14-jährigen wären solche Maßnahmen:
Soweit ein paar Punkte ohne den geringsten Anspruch auf Vollständigkeit. Betont sei aber: Auch die wohlklingendsten bildungspolitischen Reformen verkehren sich ins inhumane Gegenteil, wenn sie nur dazu dienen, aus Heranwachsenden möglichst effiziente Humanressourcen zu machen. Kontakt: → ARGE Kritische Pädagogik . . Zum Weiterlesen
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