2005-11-01
Ein Zimmer leer...
Bist du also gegangen aus dem färbigen Zimmer?
Bist du also gegangen, von den ausländischen Kindern, die du Rotkehlchen genannt?
Bist du also gegangen, von den Erinnerungen deiner Erfahrungen, ohne die du jetzt wahrscheinlich nicht mehr lebensfähig wärest?
Du bist also jetzt verfallen dem Heller Schein, der immer Andéer wird, vielleicht findet dich hier das Glück, vielleicht fährt dein Geist bei Nacht mit deinem Auto, hoffentlich nicht so henkerisch wie du.
Hab keine Angst, es wird wieder ausländische Kinder geben, die dich per Sie grüßen werden.
Auch dort, wo du wirst hingehen, wird man dich grüßen, da du dich mit deinem Titel besser fühlen wirst, der Titel Mensch ist viel wert, doch steht er auf keinem Ausweis, nicht mal auf den amtlichen.
Schade eigentlich.
Sie sagten dir, du solltest dir darüber keine Gedanken machen, sie haben dich zwar über die Grenze gelassen, doch lässt man deinen Einzug in dein Land wieder zu?
Hast du daran schon gedacht?
Eine alte, viel geschätzte Freundin von dir, hatte doch mal gesagt: „Ignorance is a bless!“, hast du dir diesen Spruch nicht gemerkt, sag mal, was merkst du dir eigentlich?
Dann sitzt du da, im Verborgengen, inmitten deiner Soziophobie, schmückst dich mit H. Boss und Esprit, besitzt Erstausgaben von Adorno und Nietzsche und glaubst du hebst dich ab?
Wo hin hebst du dich eigentlich?
Glaubst du, du wärst ohne Gesellschaft, die du, an der Oberfläche treibende Scheiße nennst, nur ein Partikel davon?
Glaubst du, du könntest irgendjemanden was vormachen, in dem was du bist. Jeder kennt das Fundament, niemand weiß weniger über das Fundament, wie jene die einfach nur zu atmen gelernt haben.
Auch wenn du deinen Arsch nicht bewegst, dienst du einem Konzern, der wenn du gehst, einen anderen einstellt, ihn schult und lehrt – es wird immer auf dein DU geschissen, es wird immer irgendwem egal sein, ob du existierst oder nicht.
Frag mal jemanden in Bundi, ob er von dir je gehört hat.
Frag, ob dein Name Propaganda ist oder nicht.
Jeder kennt den Namen des Arsches, der an der Angewandten nicht genommen worden ist, so wie jene, die von „bless“ und „ignorance“ gesprochen.
Weißt du denn nicht, dass du einmal nur Asche sein wirst?
Weißt du, dass die Masse nicht daran denkt, das Asche mal Leben bedeutete, weißt du denn nicht, dass niemand deine Asche im Ozean finden wird?
Du, du wirst dich so sehr in der Masse des Meeres auflösen, dass es nicht mal auffallen wird, dass deine Asche unter tausend Menschen’s Asche, vorkommend in tausend Menschen’s gekauftem Biomeersalz enthaltender Asche - ich schreib nicht weiter – es wird nicht auffallen, du liebste aller Aschen.
Du wirst nie auffallen.
Du könntest im Heute auffallen, wenn du einem duzenden Schüler einfach so die Birne wegknallst.
Ja, knall sie weg, knall sie weg!
Du weißt, die Medien informieren die Leute vom Heute, wie viele Mensch werden da wohl dabei sein, die deinen Schrei nach Liebe, nach Aufmerksamkeit und auch nach Anerkennung wahrnehmen?
Wie viele werden darunter verweilen, die wohl gerne das gleiche machen würden, wenn sie wohl die Härte dazu hätten?
Aber so was würdest du nie machen können.
Du bist ja schon Vegetarierin, wegen dem Respekt vor dem Leben, wie könntest du dann einen Menschen töten?
Du könntest es nicht mal im Traum?
Meiner Erinnerung zu Folge, hast du noch nicht mal jemandem in deinen Träumen umgebracht, du Lusche, was soll das, schneide ihnen die Kehle durch und trinke ihr Blut, sauge ihr Wissen auf, in dem du es trinkst.
Du Perversling, du!
Und dann regt es in dir Gefühle, wenn sich eine Schlange an der Kasse bildet?
Du hast so viel Mitleid mit der Dame hinter dem Laserlesegerät, dass du ihr müde aber freundlich ein „Hallooooo, du hast aber heute Stau“ ins Gesicht wirfst und dich für Wien völlig unüblich mit „ich wünsche ein angenehmes Wochenende“ verabschiedest.
Und dann sitzt du hier vor deinem Notebook, siehst dir die verfilmte Geschichte zweier todgeweihten Leuten/Menschen an und spielst „wer wird Millionär“, nur um dich selbst zu schwächen?
Oder ist dies, Teil des WIFI-Kurses: „Wie werde ein funktionierender Teil der Gesellschaft?“
Eine Zigarette noch, dann hör ich aber auf.
Das ist ja Asozial, meine „Liebe“!
Dein Kopf fällt vor Müdigkeit nach hinten und du spürst die verspannten Sehnen in deinem Nacken und sagst ganz leise „AUA“.
Nicky ist nicht Nicki Lauda und Nicki Lauda hat die AUA schon längst verkauft, mach dir keine Sorgen, du bist Kunde von Air India, keine Panik meine Liebe, du wirst für Engelbert und Frida schon einen angemessenen Monatsmutter/vatterplatz finden, do not worry.
Du kannst nicht schlafen, was hör ich da?
Schlaf doch einfach.
Was, Mutter, du weißt, dass ich nicht schlafen kann.
Hast du ein Telegramm erhalten, ein Fax oder ein Email?
Du hast doch gar kein Internet.
Du lügst.
Ich schließe meine Augen, aus Angst, keinen Schlaf zu finden.
Ich stell mir vor, dass ich träume, fernab von hier, ich träume hinweg über Dörfer, Felder, Wälder und letzten Endes über die Welt.
Wir dürfen im Büro nicht rauchen, es ist ja nur ein Tag, dann sind die Manager wieder fort, solange ist der Platz, an dem wir rauchen, die ganze Welt.
Wir stehen im Hof und blasen den Rauch aus unseren Lungen, hinweg über die chemischen Elemente, die die ungebildete Gesellschaft Luft nennt und fühlen uns noch gut dabei.
Was sagt die schöne Engelbert dazu?
Engelbert schweigt.
Frida stöhnt etwas von „weiter, tiefer, fester“ und ich sitze hier und mache mir Gedanken über Utopia und Khajuraho.
Haben Sie heute schon gegoogelt?
Google ist mein bester Freund und Wikipedia meine Frau!
Zusammen gehen wir jeden Tag in einen der Swingerklubs, jene, bei denen die Tastenanschläge ins unbegreifliche, ob der Gesellschaft fliegen und dabei „Juhuuuuuuuuuuuuuu“ schreihen.
Als Kind trankst du einst Gänsewein, heute trinkst du „Merlooooo mit Bisquitrolaaaaaaaaaaa und sose tataaaaaaaaaa“ und fühlst dich wohl.
Dann spazierst du mit deinem Designerscheiß über den Stephansplatz und sehnst dich nach den Blicken, die dich niemals erreichen werden.
Und schreibst dann Texte, die einst gegen dich und nun gegen sie gewendet und dann sich vermischen, dass niemand mehr darauf kommen kann, was jetzt dir und was ihnen gebührt.
Außer jenen, die dich und Engelbert lieben.
Engelbert atmet schon lange nicht mehr und Frida schlief ein.