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2011-07-28 Solidarische Ökonomien statt „Gemeinwohl-Ökonomie“ Mit Worten lässt sich vieles anstellen. „Gemeinwohl“ wollen alle und „Gemeinwohl-Ökonomie“ klingt nach einem handfesten Konzept, mehrheitsfähig, pragmatisch, gut. Das Gegenteil ist richtig. . Emanzipatorische Perspektiven
In seinem Beitrag Die „Gemeinwohl-Ökonomie“ ist momentan reine Utopie – der Traum einer kleinen Gruppe von Unternehmen: elitär, leistungsorientiert und im Grunde nicht mehr als ein Promotion-Gag. Bis dato jedenfalls. Wie auch immer: Eine Alternative zu Krise, Ungleichheit und schlechtem Leben gibt es. Sie liegt in der globalen Vielfalt solidarischer Ökonomien. Soziale Bewegungen sind unter anderem Lernbewegungen. Viele, die sich gegen Krise und Ungleichheit engagieren sind gerade erst dabei eine „andere Welt“ zu entdecken. Von der neoliberalen „There is no alternative“-Ideologie geprägt, glauben sie, dass es nur eine einzige Alternative gibt. Manche halten die „Gemeinwohl-Ökonomie“ von Attac-Österreich bzw. Christian Felber dafür. Weit gefehlt: Es gibt viele Alternativen, und sie alle tun etwas, was die Gemeinwohl-Ökonomie nicht tut: Sie überwinden den Kapitalismus, Hier-und-Jetzt. Solidarische Ökonomie: eine globale Massenbewegung Solidarische Ökonomie ist eine globale Massenbewegung, die in den letzten Jahren und Jahrzehnten an vielen Orten der Welt zugleich entstanden ist. Sie findet sich unter verschiedenen Bezeichnungen und existiert in einer unglaublichen Vielfalt. Nicht alle Menschen, die Solidarische Ökonomie praktizieren, nennen sie auch so. Nicht alle Menschen in solchen Projekten wissen auch voneinander. Der Name „Solidarische Ökonomie“ ist inzwischen für diese bunte Palette an alternativen Wirtschaftsweisen jedoch am bekanntesten geworden. Ein breites Geflecht von Bewegungen, Projekten, Verbänden, Gewerkschaften und NGOs bemüht sich um die Vernetzung. In Österreich ist die Gruppe, die den erfolgreichen
Das heißt: (1) die wirtschaftenden Menschen kooperieren in einem Projekt oder Betrieb gleichberechtigt, (2) sie verwalten ihre Maschinen, Gebäude und Rohstoffe (Produktionsmittel) selbst, (3) sie erzielen gemeinsam einen Lebensunterhalt (in Form von Geldeinkommen oder Naturalleistungen), (4) sie verhalten sich zur Gesellschaft solidarisch. Das ist die Definition des Leitbilds Solidarischer Ökonomie in Brasilien, woran sich die solidarökonomischen Bewegungen weltweit überwiegend orientieren. Solidarische Ökonomie in Lateinamerika
Ein Zentrum Solidarischer Ökonomie befindet sich in Lateinamerika. In Brasilien gibt es ein eigenes Solidarische Ökonomie ist in Brasilien ein bedeutender Wirtschaftsfaktor. Sie wird von kritischen Gewerkschaften, Kirchen und Universitäten in eigenen Inkubatoren, die gleichberechtigte Beratung und Projektbegleitung anbieten, aktiv gefördert und entwickelt. Unternehmerinnen oder Unternehmer gibt es in der solidarischen Ökonomie nicht. Alle sind ihre eigene Chefin oder ihr eigener Chef. Die Leute sind nicht lohnabhängig, sondern arbeiten eigenständig im Kollektiv – ohne dass sie andere Menschen kommandieren (wie das Unternehmer tun, deren Lohnabhängige weisungsgebunden sind). Ein weiterer, riesiger Bereich Solidarischer Ökonomie in Brasilien besteht aus der Landlosenbewegung In Argentinien ist die Solidarische Ökonomie ebenfalls gut entwickelt. Friederike Habermann hat ihre Stärken und Schwächen im Buch In Venezuela findet ein spannender Prozess der Umgestaltung von Wirtschaft und Politik hin zu einer Auch in In ACHTUNG: All diese Beispiele für Solidarische Ökonomien sind eben das, Beispiele. Sie sind keine Modelle. Das heißt: sie illustrieren, dass Solidarische Ökonomien in großem Maßstab existieren (wenngleich nach wie vor überall auf der Welt der Kapitalismus dominiert), und welche Vorteile sie haben, was sie ermöglichen. Zudem bedeutet ein positives, tragfähiges Beispiel nicht, dass auch sein Kontext positiv und tragfähig ist. Alle Beispiele Solidarischer Ökonomie existieren in einer (Welt)Gesellschaft, in der Kapitalismus herrscht und die auf fossilen Energien beruht – auch die Solidarische Ökonomie in Kuba. Eine kritische Einschätzung ist dazu übrigens im Artikel Solidarische Ökonomie in Europa und andernorts Auch in Europa gibt es eine Fülle von Beispielen Solidarischer Ökonomie. Das bekannteste ist Die partizipative Online-Plattform
Ein eindrucksvolles Beispiel Solidarischer Ökonomie war (und ist zum Teil nach wie vor) die Agrargemeinschaften sind in Österreich (aber auch in anderen Ländern) weit verbreitet und hierzulande eine
Ein wichtiger Bereich Solidarischer Ökonomie ist das Wohnen. Ein Praxis-Leitstern ist dafür das Noch weitergehende Kooperationsbeziehungen entwickeln Wohn-Arbeit-Verbünde. So verwirklichen die Kooperativen der ACHTUNG: Auch diese Beispiele für Solidarische Ökonomien sind eben das, Beispiele. Sie sind keine Modelle. Das heißt: Sie illustrieren, dass Solidarische Ökonomien in großem Maßstab existieren (wenngleich nach wie vor überall auf der Welt der Kapitalismus dominiert), und welche Vorteile sie haben, was sie ermöglichen. Ein positives, tragfähiges Beispiel bedeutet zudem nicht, dass auch sein Kontext positiv und tragfähig ist. Alle Beispiele Solidarischer Ökonomie existieren in einer (Welt)Gesellschaft, in der Kapitalismus herrscht und die auf fossilen Energien beruht. Mondragon produziert für den Weltmarkt und nur ein Drittel der Belegschaft besteht derzeit aus Genossinnen und Genossen (Mondragon möchte jedoch den Anteil der Mitglieder in den nächsten Jahren Transnationale Beispiele Solidarischer Ökonomie Im Unterschied zur „Gemeinwohl-Ökonomie“, die bisher gänzlich auf den nationalen Rahmen fixiert ist, verbindet die Solidarische Ökonomie eine sinnvolle lokale mit einer globalen Orientierung. Naturgemäß finden sich die besten Beispiele transnationaler solidarischer Ökonomien im Bereich der Wissensproduktion. So enthält Wikipedia, die kostenlose und auf freiwilliger Kooperation beruhende Online-Enzyklopädie, derzeit 18 Millionen Artikel in verschiedenen Sprachen und wird von 365 Millionen Userinnen und Usern genutzt. Zur Solidarischen Ökonomie zählt Wikipedia, sofern man einen Beitrag zum Lebensunterhalt der Produzierenden nicht für ein notwendiges Kriterium ansieht. (Wäre Solidarische Ökonomie bereits die dominierende Wirtschaftsweise geworden, würde auch die Mitarbeit in Projekten wie Wikipedia für den eigenen Lebensunterhalt ausreichen.).
Weitere Beispiele transnationaler Solidarischer Ökonomie sind Solidaritätsprojekte wie etwa im Fall der Auch für die transnationalen Beispiele Solidarischer Ökonomien gilt die oben bereits gemachte Anmerkung: Es handelt sich um Beispiele, nicht um Modelle oder gar um ein Modell. Der Kontext dieser Beispiele sind der Kapitalismus und die fossile Energieversorgung. Sie zeigen jedoch, dass Solidarische Ökonomien in großem Umfang existieren, und illustrieren das Potenzial für eine Überwindung des Kapitalismus und für die Energiewende (letztere ist technisch ohnehin kein Problem, sondern scheitert an der Gemeinwohl-Ökonomie: Unternehmer-Utopie und Promotion-Gag Wie ist vor dem Hintergrund dieser Erfolgsstory die „Gemeinwohl-Ökonomie“ einzuschätzen, die bei Attac Österreich momentan als „das Wirtschaftsmodell der Zukunft“ (Christian Felber) gehandelt wird? Die „Gemeinwohl-Ökonomie“ ist eine Idee einiger Unternehmerinnen und Unternehmer, die sich bei Attac Österreich engagieren. Sie wollen Gewinne machen und zugleich das „Gemeinwohl“ fördern. Christian Felber hat zu dieser Idee ein Buch geschrieben (dazu Dieses Konzept ist für ein bestimmtes Milieu von Unternehmen potenziell attraktiv. Mit der „Punktematrix“ im Auge wollen vor allem relativ konkurrenzschwache, kleinere Unternehmen und prekarisierte Mikrounternehmerinnen oder -unternehmer auf begünstigte staatliche Förderungen hoffen. Darüberhinaus wäre ein gutes Image für sie von geschäftlichem Vorteil. Ganz ähnlich wie beim Konzept der „Corporate Social Responsibility“ (CSR), das in Österreich vor allem die Wirtschaftskammer propagiert, weltweit gesehen jedoch eher Konzerne anspricht. Zusätzlich eröffnet die „Gemeinwohl-Ökonomie“ eine Reihe neuer Möglichkeiten der Kapitalanlage. Die komplizierte und nicht leicht durchschaubare Punktematrix erfordert eine Vielzahl an Beratungstätigkeiten, Consultingfunktionen und Auditmechanismen. Sie wäre in der Realität angesichts der unglaublichen Vielfalt an Produkten, Stakeholdern und Unternehmen noch viel komplizierter als sie bereits im Buch erscheint. Die Punktematrix für den Beitrag der Unternehmen zum „Gemeinwohl“ lässt – wie jede komplizierte und entsprechend intransparente Regelung – eine Menge Schlupflöcher offen. Für fortwährende Aufträge zur Verbesserung der Matrix und Kontrolle der „Punkteperformance“ wäre gesorgt. Der Kontrollaufwand wäre auch deshalb erheblich, weil der Anreiz der Unternehmen, sich an die Punktematrix zu halten, nicht in der Punktematrix selber liegt, sondern vorrangig im Geld, das sie dafür aus staatlichen Töpfen erhalten sollen. Sie würden daher zuerst einmal (wie jetzt auch) danach trachten, Kosten zu minimieren und Einnahmen zu maximieren. Der „Missbrauch“ der Punktematrix und eine wachsende Bürokratie, diesen einzudämmen, ist in der „Gemeinwohl-Ökonomie“ aus strukturellen Gründen angelegt – entgegen ihrer Intention. Die Attac-Felber-Symbiose Nicht zuletzt erschließt sich für den Autor des Buchs zur „Gemeinwohl-Ökonomie“ eine stetige Einkommensquelle über Vorträge, neue Bücher und Publikationsaufträge. Ein völlig legitimes Interesse übrigens. Attac Österreich, das sowohl den Autor als auch das Konzept der „Gemeinwohl-Ökonomie“ als solches promotet, kompensiert damit die relative Einfallslosigkeit, unter der es in den letzten Jahren leidet. Anders als Attac Deutschland, das mit der Mittelfristig ist die enge Koppelung von Attac Österreich an die „Gemeinwohl-Ökonomie“, die ihrerseits sozusagen organisch mit Christian Felber verbunden ist, eine für die NGO potenziell tödliche Sackgasse. Schließlich ist die „Gemeinwohl-Ökonomie“ vor allem Menschen setzen ihre Hoffnung in die „Gemeinwohl-Ökonomie“ und man hofft, daran zu verdienen. Als ein Marketingkonzept beansprucht die „Gemeinwohl-Ökonomie“ einen Alleinverkaufsanspruch und schneidet im Gegenzug eine autonome, kritische Weiterentwicklung von Attac ab. Das dürften manche bei Attac ähnlich sehen. Denn bei der Solidarische Ökonomie im Hier-und-Jetzt statt „Gemeinwohl“-Utopie Die „Gemeinwohl-Ökonomie“ verwirklicht kein Kriterium der Solidarischen Ökonomie. Zwar trägt sie zum Lebensunterhalt der Beteiligten bei – doch tut das jede Firma. Eine solidarische Beziehung zur Gesellschaft entwickelt die „Gemeinwohl-Ökonomie“ nicht. Solidarität bedeutet Es müssen Prozesse des Zuhörens gefunden werden, welche das ‘Verlernen von Privilegien’ (…) bedeuten. Privilegien zu verlernen bedeutet aber nicht, sich an einen runden Tisch zu setzen und so zu tun, als seien die bestehenden Interessen der bestehenden Subjekte [ein anderes Wort dafür ist 'Individuen', Anm. A.E.] in bestehenden Verhältnissen in win-win-Situationen aufzulösen. Es bedeutet auch nicht, zum Beispiel Indigene zu Konferenzen einzuladen, um ‘authentische’ Stimmen zu hören, und danach weiterzumachen wie bisher. (S.62) Die „Gemeinwohl-Ökonomie“ sieht die Aufhebung der Trennung zwischen Management und Lohnabhängigen nur für den Fall des Todes der Unternehmerin oder des Unternehmers vor – sofern diese das auch wünschen. Die Belegschaft hat darin keine Stimme, gegen die Unternehmerschaft soll sie sich nicht durchsetzen können. Während die Vorteile einer solchen (erst Jahre oder Jahrzehnte später zu vollziehenden) „Umwandlung“ eines „Gemeinwohl-Betriebs“ in eine Genossenschaft schon zu Lebzeiten für die Unternehmer*innen geschäftlich fühlbar werden, müssen die Lohnabhängigen bis zum Tod des Eigentümers warten. Eine gleichberechtigte Integration aller Benachteiligten in die „Gemeinwohl-Ökonomie“ ist nicht einmal angedacht. Nachdem die „Gemeinwohl-Ökonomie“ sich stark national ausrichtet und große Hoffnungen in „demokratische Konvente“ in diesem Rahmen setzt, dürften allenfalls hiesige Migrantinnen, Prekarisierte, Geringverdiener und andere an den Rand gedrängte Gruppen teilnehmen. Dies jedoch offenbar nur in der Form von „Konferenzen“, wie im Zitat von Habermann und unter der Annahme einer „win-win-Situation“ zwischen Unternehmern und den „Anderen“. Die „Gemeinwohl-Ökonomie“ verwirklichkeit keine Kooperation auf Augenhöhe: die einen sollen vielmehr weiterhin lohnabhängigen Menschen Weisungen erteilen und Anweisungen geben können, gestützt auf ihr Privileg, die Eigentümer der Maschinen, Gebäude und Rohstoffe zu sein; die anderen sollen abhängig bleiben vom Lohn, den die Unternehmerinnen und Unternehmer zahlen – oder aber selbst „Unternehmer“ werden. Felber vertritt an diesem Punkt bereits eine lupenreine neoliberale Ideologie, wonach alle Unternehmer sein können und sollen. Ebensowenig verwirklicht die „Gemeinwohl-Ökonomie“ das zentrale Kriterium der Selbstverwaltung der im Betrieb tätigen. Stattdessen bleiben die Verwaltungsaufgaben das Monopol der Unternehmerin oder des Unternehmers. Solidarität zur Gesellschaft äußert sich nicht nur in gleichberechtigten, sondern auch in kooperativen Beziehungen. Kooperation ist das Gegenteil von Marktbeziehungen, von Kauf und Verkauf. Selbst die Unternehmerinnen und Unternehmer kooperieren in der „Gemeinwohl-Ökonomie“ nicht. Sie sollen sich zwar gemeinsam über die „Punktematrix“ unterhalten, verkaufen einander aber nach wie vor ihre Waren, anstatt die Produktion gemeinsam zu planen und die Güter und Dienste nach dem Bedürfnisprinzip zu verteilen. Insbesondere in Krisen sollen sie laut Felber kooperieren. Das täten sie jedoch nur, träfen sie gemeinsame Entscheidungen, würden also weder einander verkaufen noch voneinander kaufen. Felber wünscht sich (in Krisenzeiten wie z.B. gegenwärtig) eine „kooperative Marktplanung“. Das kann nur eine gemeinsame Planung von Preisen bedeuten. (Das schlägt Felber nicht vor. Eine „kooperative Marktplanung“ müsste jedoch gerade darin bestehen.) Legte man allerdings Preise gemeinsam fest, so könnte man ebensogut konkret festlegen, wieviel man wovon produziert. Das wäre in der Tat einfacher und sinnvoller als ein kompliziertes politisches Preissystem. Die Die elitäre Ausrichtung der „Gemeinwohl-Ökonomie“ spiegelt sich auch darin wieder, dass das Konzept auf die Unternehmer und Unternehmerinnen als handelnde Personen fokussiert. Es ist ein Wunschtraum weißer, (mittel)europäischer, gut ausgebildeter, ehrgeiziger, leistungsorientierter und sozial flexibler Frauen und Männer. Migrantinnen, prekarisierte Lohnabhängige und „Elendsunternehmerinnen“, Putzfrauen, selbst die Kernbelegschaften normaler kapitalistischer Unternehmen spielen in ihr keine Rolle. Sie werden nicht als selbstständige Menschen mit Visionen, Kompetenzen, Leidenschaften, Kämpfen und Ideen ernst genommen. Die „Gemeinwohl-Ökonomie“ formuliert an ihrer Stelle ein fertiges, abstraktes, kompliziertes und trockenes Konzept mit bürokratischem Charakter. Die Leute, die Felbers Veranstaltungen besuchen und seine Bücher kaufen, sind jene, die ihr Vertrauen noch nicht in sich selbst setzen, sondern sie den Unternehmern und Unternehmerinnen überantworten wollen, die es scheinbar besser wissen – allen voran jenem Selbstunternehmer, als der unser Autor seinen Lebensunterhalt bestreiten muss. Dass es die Unternehmer „besser wissen“, wird freilich seit den Anfängen des Kapitalismus behauptet. Das Gegenteil ist angesichts von Krise, Verarmung, der großen ökologischen Probleme und wachsender Ungleichheit offensichtlich wahr. Der wichtigste Problempunkt der „Gemeinwohl-Ökonomie“ ist jedoch, dass sie bis auf absehbare Zeit eine Utopie bleiben wird, selbst wenn sie den raschen und umfangreichen Zulauf von Unternehmerinnen und Unternehmern erhalten sollte, den sie laut Ansicht Felbers benötigt, um sich als eine tragfähige Alternative zu erweisen. Sie kann zwar als eine Initiative von einzelnen Unternehmen starten. Doch ihre Versprechen löst sie bestenfalls dann ein, wenn sie (1) staatliche Förderungen für die „Gemeinwohl-Punkte“ erhält, (2) ein bedeutender Teil aller Umsätze der weltweiten Wirtschaft auf sie entfallen (Felber Man kann sich anhand des Umfangs der (wachsenden) Weltwirtschaft und der Latte, die sich Felber legt, was die Neuzugänge an Unternehmen pro Jahr angeht, ausrechnen, dass die Verwirklichung der „Gemeinwohl-Ökonomie“ Jahrhunderte benötigen würde. Um ein Gefühl für die Realität zu bekommen: es gibt in den Gänzlich anders ist die Solidarischen Ökonomie gelagert. Sie entstand aus vielfältigen, breiten sozialen Bewegungen und wird von ihnen kontinuierlich weiterentwickelt – theoretisch wie praktisch. Sie ist im Unterschied zur „Gemeinwohl-Ökonomie“ keine Utopie, sondern eine Realität im Hier-und-Jetzt. Die Erfahrungen in Argentinien und Venezuela zeigen, dass bei entsprechendem politischen Druck und einer breiten sozialen Bewegung, die sich von den Unternehmern und Unternehmerinnen distanziert anstatt sich an sie zu klammern, rasche Fortschritte in der Entwicklung einer Solidarischen Ökonomie gemacht werden können. Dies erfordert keineswegs Jahrzehnte, wie im Fall der „Gemeinwohl-Ökonomie“. Qualitative Sprünge sind binnen weniger Jahre möglich. Um einem Missverständnis vorzubeugen: Es geht hier keineswegs um ein Bashing von Unternehmerinnen oder Unternehmern. Es geht hier um die Frage, ob man Menschen als “Unternehmer” anspricht oder als Menschen. Sofern Menschen sich mit ihrer sozialen Zwangsrolle, „Unternehmer“ (oder „Lohnabhängige“) zu sein, identifizieren und das bejubeln, steht das einer Solidarischen Ökonomie entgegen. Sofern sie es als ein momentan zwangsläufiges Übel hinnehmen und einen Ausweg suchen, nicht. Friedrich Engels war bekanntlich Fabrikant. Der Weg zu einer Alternative der Vielfalt – Schritte, die alle sofort machen können Wer davon erfährt, dass es Alternativen zum Kapitalismus, zu seinen Krisen und der wachsenden Ungleichheit gibt, möchte natürlich wissen, wo sie und er hier und heute damit beginnen können. Es gibt dafür sehr viele Möglichkeiten. Die partizipative Online-Plattform Der Vorteil solcher Möglichkeiten, im Hier-und-Jetzt mit den Alternativen zu beginnen: Man muss weder auf Unternehmer und Unternehmerinnen warten, die sich das komplizierte Punktesystem der „Gemeinwohl-Ökonomie“ zueigen machen wollen – noch muss man die vielen Jahrzehnte warten, bis es soweit sein könnte, dass „demokratische Konvente“ Staatseinnahmen (aus einer kapitalistischen Wirtschaft) umgelenkt und „Gemeinwohl-Matrizen“ definiert haben, sodass (1) auf Basis eines gemeinsames Verständnisses von „Gemeinwohl“ (2) ausreichende Subventionen für die „Gemeinwohl-Ökonomie“ abgezweigt werden können. (Diese müssten aus einer prosperierenden kapitalistischen Wirtschaft stammen, die entsprechend umfangreiche Steuereinnahmen generiert.) Gründen wir Handwerks-Kooperativen! Steigen wir in der nächsten FoodCoop ein! Bilden wir Holen wir uns die Macht zurück, die wir der Regierung geben! Halten wir Ausschau nach praktischen Alternativen im Hier-und-Jetzt! Verbreiten wir ihre Erfolge! Betrachten wir ihre Defizite kritisch! Lasst uns Vorschläge diskutieren, wie es besser gehen könnte! Setzen wir sie in die Tat um! Machen wir uns vor allem selbst Gedanken, was wir im Leben wollen, was wir erträumen, was wir heute und jetzt tun können, damit ein gutes Leben für alle Wirklichkeit wird! Solidarische Ökonomien sind die “andere Welt”, die bereits in der Gegenwart in einer bunten Palette von Ansätzen existiert. Im Unterschied zur „Gemeinwohl-Ökonomie“, „das Wirtschaftsmodell der Zukunft“ (Christian Felber), haben in ihr viele Welten Platz. Der Beitrag ist zuerst erschienen am 17.7.2011 auf
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