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2009-01-12 Baumwolle: Mythos Chancen durch Marktzugang? . Im Film Lets make MONEY wird auch das Beispiel des Baumwollanbaus in der Sahelzone ausführlich thematisiert. Interessante Details zum Nachlesen finden sich unter Lets make MONEY - Fakten zu Baumwolle. Nun ist dies ein Thema, das bei Vertreter/innen und Sympathisant/innen mit der sogenannten 3. Welt besonders weit verbreitet ist. Baumwolle sei geradezu „ein Symbol für unfairen Handel". Ihre These lautet in etwa: Wenn nur nicht die USA und die EU mit ihrer marktverzerrenden Politik wären, wenn nur nicht die Lobbys einen derartigen Einfluss auf ihre Regierungen hätten, wenn nur endlich der unverzerrte Mark hergestellt würde, dann würde sich alles zum Guten wenden: Dann hätten endlich auch die Länder der 3. Welt ihren Marktzugang, dann könnten sie sich „entwickeln". In Wagenhofers Film wird diese Position von Francis Kologo vertreten. Dessen Aussagen bleiben hängen. Wer den Film das erste mal sieht und nicht besonders darauf achtet, übersieht aber, dass ein zweiter Afrikaner – Yves Delisle – zum selben Thema eigentlich das Gegenteil vertritt: Nicht der unfaire Preis für die Baumwolle sei das Problem, sondern die Konzentration auf den Baumwollanbau an sich! Ich möchte die Unterschiedlichkeit der Positionen an Hand eines Artikels aus der Zeitschrift DIE ZEIT beleuchten. Dort stellt sich die Situation auf den ersten Blick wie folgt dar: Der über die Börse festgelegte Preis lässt den Bauern in Burkina Faso trotz ausgezeichneter Qualität durch Handpflückung ihrer Baumwolle keine Chance, obwohl sie dreimal billiger Baumwolle produzieren als die US-Bauern. Für Baumwollbauern rund um die Welt ist das so, als habe ihnen eine ominöse, höhere Macht ihr Einkommen halbiert. Nur die 25.000 Baumwollfarmer in den USA müssen sich nicht sorgen. Zwar haben sie durch das Überangebot den Preisverfall an der Börse maßgeblich verursacht. Aber obwohl sie weltweit zu den ineffizientesten Produzenten gehören, haben sie unter ihm nicht zu leiden, denn sie bekommen ihr Geld vom Staat. Im Jahr 2002 waren es 3,9 Milliarden Dollar, doppelt so viel wie 1992, dreimal so viel wie die gesamte amerikanische Entwicklungshilfe für 500 Millionen Afrikaner. So gesehen „sät der Norden den Hunger“.*) Aus dieser Sicht liegt die Schlussfolgerung nahe: Weg mit den den Wettbewerb verzerrenden Subventionen, dann würden die Bauern in Afrika so wie früher etwas mehr verdienen und ein bescheidener Wohlstand würde einkehren. Der Blick in die Zukunft Doch reicht es aus nur die Subventionen abzubauen, damit alles sich zum Guten wendet? Denkt man sich die Folgerungen konsequent weiter, dann scheint der Ruf nach mehr Liberalisierung, nach einem „echten“ Freihandelssystem problematisch:
Für eine Handvoll Dollar mehr? Resümee: Was zunächst aus einer „Gerechtigkeitsperspektive" so einleuchtend erscheint – nämlich der freie Marktzugang für alle, ist eine Falle: Die Verelendungsspirale wird mit mehr Markt nur noch schneller laufen. Ob die von verschiedenen Initiativen gestarteten Versuche in Richtung fairerer und biologischer Produktionsbedingungen diese strukturellen kapitalistischen Grundgesetze aufheben können, erscheint mir sehr fraglich. Daher ist es kein Wunder, dass weltweit auch ein Riss zwischen Bauern- und Kleinbauernorganisationen verläuft: Während die einen (lediglich) gerechtere Preise fordern, ist für die anderen zunächst einmal die selbstdefinierte Gestaltbarkeit der Landwirtschaft die Grundvoraussetzung. Der Slogan dazu: . Adaptierte Fassung eines am 15.12.2005 erschienen Beitrages zu Ordoliberalismus: Chancen für die Armen durch besseren Marktzugang?
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