2006-11-07
Heute 22:30 ORF 2: Am Schauplatz
NUR FÜR DEUTSCHE
Weitere Informationen zu dieser Thematik auf unserer website:
Offener Brief von Janko Messner an Dr. Heinz Fischer
Chronologie eines ORF-Langzeitskandals
Zweiter ORF-Langzeitskandal
Dokumentation zu einem Fernsehdrama
Der folgende Text ist dem ORF-Programm auf
www.orf.at entnommen.
Schicksal einer slowenischen Familie
Terezija Pörtsch tut sich nach mehr als 60 Jahren immer noch schwer, über das Schicksal ihrer Familie zu reden „Aber es ist wichtig, über diese Zeit zu sprechen, auch wenn viele vergessen wollen“, sagt die 75jährige Kärntner Slowenin tapfer, „wer weiß, ob nicht wieder einmal Menschen auf solche falschen Propheten hereinfallen?“ Gemeinsam mit ihrer Enkelin geht sie auf die Suche nach dem Klagenfurter Auffang-Lager, in das sie die Nazis 1942 als Elf-jährige verschleppt haben. Späte 'Wiedergutmachung'
Nicht einmal eine Gedenktafel erinnert dort an die Zwangsaussiedlung von insgesamt 917 Kärntner Slowenen. In einer Nacht- und Nebelaktion hat die SS sie aus ihren Häusern geholt, um sie in Arbeitslager nach Deutschland zu deportieren. Seit kurzem hat es die fünffache Mutter mit Hilfe des Verbands der ausgesiedelten Slowenen geschafft, endlich eine kleine Opferrente zu erhalten. Jahrelang hat das Land Kärnten Antragsteller abgewimmelt. Oft mit mehr als fragwürdigen Argumenten: Gesundheitliche Folgen durch einen Lageraufenthalt wurden etwa als „anlagebedingt“ abgetan. Kein Wunder, entschied doch der ehemalige Nationalsozialist und bekennende Rechtsextreme Otto Scrinzi bis 1997 als Sachverständiger des Landesgerichts darüber, wer in seinen Augen Opfer war und wer nicht. Mit Hilfe des Verbands ausgesiedelter Slowenen hat es Terezija Pörtsch endlich geschafft, eine kleine Opferrente zu erhalten.
Streitbarer Kärntner Autor
Gegen das Vergessen kämpft auch der 85jährige Schriftsteller und Autor Janko Messner. Mit seinem Drehbuch zum Film „Vrnitev/ Die Rückkehr“ hat der Kärntner Slowene schon vor mehr als 30 Jahren an die Deportationen erinnert. Aber bis heute ist der Film noch nicht bundesweit ausgestrahlt worden. Herr Messner fühlt sich „gedemütigt und verärgert“, dass dieses Werk, trotz internationaler Anerkennung, hierzulande fast gänzlich totgeschwiegen wird. Das für seinen Film "Vrnitev/ Die Rückkehr" erhaltene Verdienstkreuz der Republik Österreich hat Herr Messner aus Protest an den Bundespräsidenten zurückgeschickt.
Parlamentsdemo für Slowenen-Rechte
Aufgeben will der streitbare Dichter aber dennoch nicht. Gemeinsam mit dem Klub slowenischer StudentInnen in Wien organisiert er eine Demonstration vor dem Parlament. „Andere Schriftsteller, die ein solches Ehrenkreuz haben, durften längst im Parlament lesen, ich, als sozialkritischer, slowenischer Autor muss draußen bleiben“, ist Janko Messner überzeugt. In der Sendung „Am Schauplatz“ sind zum ersten Mal Ausschnitte aus seinem Film zu sehen. Janko Messner hofft im nächsten Frühling doch die verspätete Anerkennung zu bekommen: Im April, jährt sich zum 65. Mal die Deportation der Kärntner Slowenen.
Eine Reportage von Christine Grabner.