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2006-04-14 Vrnitev/Rückkehr Dokumentation zu einem Fernsehdrama Von Dr. Jozej Strutz 1977 erhielt Janko Messner die ZLATA PRAHA (Das Goldene Prag), einen international renommierten Preis, für sein von der Radiotelevizija Ljubljana verfilmtes Drehbuch Vrnitev (Die Rückkehr) - die Ehrung für das »beste Drehbuch«, »Prix pour le meilleur scenario/ Categorie: Oeuvres dramatiques de television«, wie es in der Urkunde vom 23. 6. 1977 heißt. Die 48 eingereichten Filme kamen aus 30 Staaten des Ostens und Westens, u. a. aus Algerien, Belgien, der DDR, aus Finnland, Frankreich, Großbritannien, Indien, Italien, Japan, Kanada, Kuba, Rumänien, Rußland, Spanien, der Tschechoslowakei, aus Ungarn. Die Regie beim preisgekrönten Fernsehdrama Vrnitev/Die Rückkehr führte Anton Tomašič von RTV Ljubljana, an der Kamera Jure Pervanje, Redaktion Janez Menart. In den Hauptrollen der allzu jung verstorbene Kärntner slowenische Schauspieler Marjan Srienc (gest. 1997) und Miha Baloh aus Ljubljana. Die Dauer des Farbfilms, mit schwarzweißen Erinnerungssequenzen, beträgt 59 Minuten. Zur Charakteristik des Filminhalts heißt es in der Presseaussendung des Festivals (neben tschechischer, russischer, englischer und deutscher auch in französischer Sprache): "Le drama touche la question minoritaire des Slovènes de la Carinthie en Autriche qui nait à l'époque du plebiscite en 1920 et se poursuit jusqu' à nos jours. Joza Kuhar, Slovene de la Carinthie, doit partir au front comme soldat d'Hitler et, pour son »courage«, obtient un conge de 15 jours. II rentre à la maison et est témoin du comportement brutal d'un groupe de fanatiques nazis envers une campagnarde slovène. Les pensées du soldat reviennent à l'epoque de sa jeunesse où il était exposé à des discriminations de la part de ses éducateurs. Le jeune Kuhar arrive à sa maison natale et, après ce qu'il a vécu, il se décide à se joindre au mouvement de la résistance des partisans. Mais étant donné qu'il n'a pas de contacts avec eux, il part dans la forêt chercher les partisans. Mais les gendarmes locaux et SS suivent Kuhar, renferment le cercle autour de lui, d'où il n' a plus moyen de s'échapper. Das Drama behandelt die prekäre Situation der Kärntner Slowenen in Osterreich, die, durch das Plebiscit des Jahres 1920 und durch die Naziherrschaft verschärft, bis in die heutige Zeit fortdauert. Joza Kuhar, ein Kärntner Slowene, muß als Hitler-Soldat an die Front und erhält für seine »Tapferkeit« zwei Wochen Urlaub. Er fährt nach Hause zurück und ist im Zug Zeuge des brutalen Umgangs einer Gruppe von fanatischen Nazis mit einer slowenischen Bäurin. Die Gedanken des Soldaten kehren in die Zeit seiner Jugend zurück, als er Opfer der Diskriminierungsmethoden seiner Lehrer war. Er gelangt in sein Dorf und muß erleben, daß fremde Menschen in seinem Elternhaus wohnen; er erfährt, daß seine Familie von Haus und Hof vertrieben, ausgesiedelt, enteignet wurde. Er entscheidet sich dazu, sich der Befreiungsbewegung der Partisanen anzuschließen, findet aber keinen Kontakt zu ihnen. Er macht sich in den Wald auf, um nach den Partisanen zu suchen. Aber die Ortsgendarmen und die SS folgen ihm, schließen einen Kreis um ihn, aus dem es kein Entkommen gibt." Die Mitglieder der Jury des XIV. Internationalen Filmfestivals »Das goldene Prag«/Zlata Praha, in der Kategorie »dramatische Programme«, waren folgende Repräsentanten internationaler Fernsehgesellschaften: Abdelhamid Benhedouga (RTA Algier), Prof. Antonin Dvorak (CST Praha), Yasuo Kashiwakura (Japan), Vuk Krnjevic (TV Beograd), Benito Wogatzki (TV DDR), Konstantin Stepanovich Kuzakov (Generaldirektor des Moskauer Fernsehens), Julien Amyens (Gen. Direktor der ITV-Grana-da Television London). Obwohl für das Fernsehen gedreht und einschließlich des Umstands, daß das preisgekrönte Drehbuch von einem österreichischen Autor bzw. Staatsbürger stammte und bislang kein anderer Österreicher diesen Preis erhalten hat, lehnte es der Österreichische Rundfunk als »öffentliche Anstalt« unter Berufung auf das (nicht einsehbare) Gutachten der zuständigen Abteilung unter seinem Generalintendanten Gerd Bacher aus »technisch-qualitativen« Gründen ab, den Film in das Programm des ORF aufzunehmen und in Osterreich auszustrahlen. Der ORF verlor überhaupt kein Wort über den Film, der schließlich seine Österreich-Premiere 1977 in der Wiener URANIA fand - ganz still und leise sozusagen, ganz privatim. Der alternative Wiener »Filmladen« entlieh - nach Mitteilung Janko Messners - die einzige Kopie des Filmes gratis an interessierte Schulen, bis sie zerschlissen und unbrauchbar geworden war. Die Argumentation des Österreichischen Rundfunks (ORF) im Hinblick darauf, den Film nicht in sein Programm aufzunehmen, könnte man skurril nennen, wäre sie nicht derart an den Haaren herbeigezogen. In der schriftlichen Antwort an Frau Dr. Maria Aldouri-Lauber, die Vertreterin des Unterstützungskomitees, von welchem die Aufführung des Films in österreichischen Fernsehen gefordert wird, heißt es lapidar aus dem Büro des Generalintendanten: ÖSTERREICHISCHER RUNDFUNK Wien, den 13. Juni 1986 Frau Sehr geehrte Frau Dr. Aldouri-Lauber! Im Auftrag von Generalintendant Gerd Bacher beantworte ich Ihren Brief, in dem Sie von uns die Ausstrahlung des Filmes »Rückkehr« von Janko Messner wünschen. Der Film wurde bereits vor Jahren von der zuständigen Programmabteilung begutachtet. Nicht aus thematischen, sondern aus qualitativen Gründen strahlten wir den Film damals nicht aus. An dieser Beurteilung hat sich nichts geändert. Ich bitte daher um Verständnis dafür, daß wir Ihrem Wunsch nicht nachkommen. Mit freundlichen Grüßen Mag. Gottfried Zmeck Leiter Büro des Generalintendanten. Die Wahrheit ist eine ganz andere. Die Gründe für die Ablehnung sind klar: das Thema des Faschismus, das Thema der Unterdrückung und Aussiedlung, der Verfolgung der Kärntner Slowenen durch Staat und Gesellschaft und dessen klare Darstellung im Spiegel des Nazi-Terrors waren und bleiben hierzulande ein Ärgernis, nota bene wenige Jahre nach den berüchtigten Überfällen auf die zweisprachigen Ortstafeln in Südkärnten (1972); da mußte es offensichtlich an der nötigen technischen »Qualität« des Filmes mangeln, wurde doch in Österreich üblicherweise alles Problematische, für das »Ansehn« des Landes Beschämende - obwohl für sein Selbstbewußtsein unverzichtbare politische Aufarbeitung - vom öffentlichen Rundfunk zugedeckt und der zahlenden Öffentlichkeit vorenthalten. Links:
2. ORF-Langzeitskandal
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