2011-12-05
Klimakonferenz in Durban: Ein Totalflopp droht
Die Erwartungen für die UNO-Klimakonferenz in Durban waren ohnedies niedrig angesetzt. Bei realistischer Einschätzung des bisherigen Verlaufs der Konferenz kommt man/frau um den Schluss nicht umhin, dass es wahrscheinlich noch dicker kommt. Ein Total-Flopp, also noch weniger konkrete Resultate als in Kopenhagen und Cancun, steht ins Haus.
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Siehe dazu auch den 1. Bericht
Klimawandel UND ökonomische Krise: Systemwechsel ist angesagt
Das mehr als bescheidene Kyoto-Protokoll – Reduzierung der Treibhausgase um 5 Prozent bei einer Ausgangsbasis 1990 – droht ersatzlos auszulaufen. Kanada gibt schon jetzt zu verstehen, dass es in Zukuft keine „hemmenden Verpflichtungen“ mehr haben will. Der „Green Climate Fonds“, um den soviel Tam-Tam gemacht wurde, ist leer (geplant waren 100 Milliarden Dollar bis 2020). Niemand von den reichen Industrieländern will einzahlen...
Alle Warnungen von seriösen Umweltwissenschaftler/innen (etwa von Helga Kromp-Kolb von der Universität für Bodenkultur, die im Vorjahr auch auf dem „Linken Ratschlag“ in der Volkshochschule Ottakring referierte) werden in den Wind geschlagen. Die Erderwärmung droht so beträchtlich über 2 Grad hinauszugehen. Wobei es sich bekanntlich bei diesen Zahlen um Durchschnittswerte handelt, was nichts anderes heißt, dass in manchen Regionen die Temperatur um 4,5 oder noch mehr Grade in die Höhe schnellt!
Dem Kapitalismus steht, wie man/frau auch ohne Schwarzseherei bemerken kann, das Wasser bis zum Hals. Die globale Ökonomie befindet sich im Krebsgang, „10 entscheidende Tage für den Euro“ wurden proklamiert etc.
Umweltschutzmaßnahmen sind für das profitheckende Kapital „tote Kosten“, faux frais. Jetzt in der Rezession, wo die Verwertungsbedingungen für das Kapital schwieriger sind, will man von Ökologie schon gar nix wissen. Alle Ressourcen – inklusive dem Gehirnschmalz – gehen in die „Rettung der Wirtschaft“. Ein Treff jagt den anderen: Merkel trifft Sarkozy, Faymann hat ein Stell-Dich-ein bei Merkel usw.
Von daher ist für das Kapital und seine ihm verpflichteten Regierungen die Konferenz in Durban bereits abgeschrieben. Zyniker reden schon jetzt davon, dass in Rio im Juni 2012 bei „Rio plus 20“ ja weiterverhandelt werden kann. So wie es ausschaut, wird es in Durban eine Wischi-Waschi- Abschlusserklärung geben, die nicht einmal das Papier wert ist, auf dem sie steht.
Die Bewegungen und die Linke können angesichts der bereits stattfindenden und anstehenden Horror-Entwicklungen im Umweltbereich nicht bloß passiv die „Unzulänglichkeit des Kapitalismus“ registrieren und nur ein paar „systemkritische“ Sager rauslassen. Vielmehr gilt es, sich massiv praktisch in Umweltfragen zu engagieren und deren ökonomischen Aspekte „einzubringen“. Dabei bieten sich auch viele – neue – Kooperationsmöglichkeiten. Schon Marx hielt in seiner berühmten Kritik des Gothaer Progarmms der deutschen Sozialdemokratie fest, dass „die Arbeit nicht die einzige Quelle allen Reichtums ist“. Die Natur gilt es ebenso voll in Rechnung zu stellen und – wie in vielen Stellen des „Kapitals“ nachzulesen ist – ist ein pfleglicher Umgang mit ihr nötig!
Fortschrittliche Christ/innen etwa berufen sich auf die „Schöpfung“, die vor dem Untergang bewahrt werden muss. Nichtsklerotisieren Marxist/innen sollte es ziemlich Blunzn sein, mit welchen Kategorien man/frau sich engagiert. Hauptsache, es wird gekämpft: Also gilt es, gegen den gemeinsamen Feind, das Kapital, das Raubbau an der Natur („Schöpfung“) betreibt, solidarisch zusammenzustehen.
Hermannn Dworczak (0676 / 972 31 10)
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Zum Weiterlesen
Zur irren Handlungslogik der Gesellschaft und ihres Verwalters Staat
Ein Widerspruch: Öffentliche Verantwortung und Entschleunigung.
Zur äußeren Schranke
Crash. Gedanken im und zum Treibhaus.
20 Thesen gegen einen „grünen Kapitalismus“.
Zur ökonomischen Krise
Gruppe krisis:
Crashkurs zur sogenannten Finanzkrise (aus dem Jahr 2009)
Ausführlich zur aktuellen Phase
Tomasz Konicz:
Weltwirtschaftskrise. Wie lässt sich die Krise der Eurozone in den allgemeinen globalen Krisenkontext einordnen? Mit zahlreichen Statistiken.
Grundsätzlich
Walther Schütz:
Geiz? Gier? ... Geld!. Über den harten Kern unseres Systems
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