| Last der Vergangenheit Hoffnung für die Zukunft Ausstellung und Vorträge zum Verhältnis Kärnten-Slowenien bis Di., 7. Oktober Hans Haider
Synopsis Ort: | Universität Klagenfurt | Zeit: | 2008-09-29 19:00:00 | Inhalt: | „Wo man mit Blut die Grenze schrieb":
Jede Kärntnerin und jeder Kärntner assoziiert diesen Titel sofort mit dem „siegreichen Kärntner Abwehrkampf“ und der Karawankengrenze, denn es handelt sich bei diesem Titel um die dritte Zeile der vierten Strophe des Kärntner Heimatliedes, eines Liedes, das jeder Kärntner schon tausendmal gehört hat und auch gesungen hat. Diese Strophe ist nicht original, sie wurde erst später – nach dem „Abwehrkampf“ - hinzugefügt. Das ursprüngliche Kärntner Heimatlied besteht nur aus drei Strophen, die die Landschaft Kärntens beschreiben. Auch wir widmen uns in dieser Ausstellung der Karawankengrenze, erzählen aber eine völlig andere Geschichte. Der Betrachter ist jetzt zu seiner Verwunderung mit Dokumenten aus den Jahren zwischen 1941 und 1943 konfrontiert.
Überfall auf Jugoslawien
Im April 1941 wurde unter dem Oberkommando des österreichischen Wehrmachtsgenerals Alexander Löhr Jugoslawien von deutschen, italienischen, ungarischen und bulgarischen Truppen überfallen. Ohne vorherige Kriegserklärung wurde Belgrad von der Luftflotte 4, befehligt von Generaloberst Alexander Löhr, einem Österreicher, schwerstens bombadiert. Es war ein Blitzkrieg: Am 8. April marschierten die ersten Einheiten der Wehrmacht unter dem stürmischen Jubel der deutschen Bevölkerung in Marburg/Maribor ein und zehn Tage später wurde in Belgrad die Kapitulation unterzeichnet. Trotzdem entwickelte sich der Balkan zu einem der blutigsten Kriegsschauplätzen des Zweiten Weltkrieges, bei dem die deutsche Minderheit, politisch und militärisch von den Nationalsozialisten instrumentalisiert, beinahe vollständig unterging.
„Die heilige Karawankengrenze“
Die für die Kärntner so „heilige Karawankengrenze“ wurde von den Nationalsozialisten niedergerissen und die Oberkrain wurde an Kärnten angeschlossen und mutierte zu "Südkärnten". Die Oberkrain wurde unter die Zivilverwaltung von Kärnten gestellt und zum Chef der Zivilverwaltung wurde der Gauleiter von Kärnten Friedrich Rainer ernannt. Der Auftrag von Hitler lautete: „Macht mir dieses Land wieder deutsch“. Diese Ausstellung handelt von der rücksichtslosen und brutalen Germanisierungs- und Vertreibungspolitik in der Oberkrain, die von Kärnten aus maßgeblich mitbestimmt wurde. Sie handelt vom Abwehrkampf der Partisanen gegen die nationalsozialistische Barbarei. Und dieser Abwehrkampf ist kein Mythos, denn er war erfolgreich. Gott sei Lob und Dank! Denn sonst würden wir heute nicht in der zweiten Republik leben, sondern in der Ostmark. Diese Ausstellung wurde vom Verein Erinnern-Villach gemeinsam mit Villacher Kulturinitiative kärnöl zusammengestellt.
NS-Besatzungspolitik
Besonders verhängnisvoll war dieser Überfall für das slowenische Volk, dessen gesamtes Siedlungsgebiet zwischen den drei Besatzungsmächten Deutschland, Italien und Ungarn aufgeteilt wurde. Während der südliche Teil – das Gebiet um Laibach und die Unterkrain – an Italien angeschlossen wurde, fiel der nördliche Teil – die Untersteiermark und die Oberkrain – an Steiermark und Kärnten. Nun wurde - maßgeblich von Steiermark und Kärnten aus organisiert - ein brutales und äußerst rücksichtsloses Germanisierungsprogramm in Gang gesetzt. Beabsichtigt war die Auslöschung der ethnischen Identität des slowenischen Volkes. Slowenien sollte von der Landkarte verschwinden. Die dazu notwendigen Pläne der nationalsozialistischen Machthaber erwiesen sich als gut durchdacht und äußerst konsequent. Das vorgefasste Programm, um diese Ziele zu erreichen, gliederte sich in drei Teile:
- umfassende Vertreibungen und Deportationen von Slowenen aus der Oberkrain und aus der Untersteiermark
- entsprechende Ansiedlungen von Deutschen in diesen Gebieten und
- eine möglichst rasche und vollständige Germanisierung, also Eindeutschung, des ganzen Raumes samt den verbliebenen Menschen slowenischer Herkunft.
Zielstrebig arbeitete man an der Umsetzung dieser Pläne. Lehrer, Priester und Intellektuelle wur-den verhaftet und deportiert. In den Kirchen durfte nur noch deutsch gepredigt werden. Rasch wurde die Germanisierung im Schulwesen vorangetrieben: Für die Volksschulen und Bürgerschulen wurden hunderte Lehrer aus Kärnten und der Steiermark herangezogen und schon im Herbst 1941, sechs Monate nach dem Überfall, wurde nur noch in deutscher Sprache unterrichtet. Innerhalb eines Jahres, bis Ende Juli 1942, wurden 53000 Slowenen in verschiedenen Lagern zusammengefasst und nach Serbien, Kroatien und ins Deutsche Reich deportiert und eine entsprechende Anzahl von Deutschen – Gottscheer, Kanaltaler, Südtiroler usw. – in diesen Gebieten angesiedelt.
Vergeltung und Vertreibung
Im November 1943 wurde auf der Vollversammlung des „Antifaschistischen Rates der Volksbefreiung Jugoslawiens“ (AVNOJ) der deutschsprachigen Volksgruppe die Bürgerrechte aberkannt und ihre Enteignung, Vertreibung bzw. Deportation beschlossen. Diese Beschlüsse bildeten die rechtliche Grundlage für die Abrechnung mit dem deutschen „Klassenfeind“ unmittelbar nach dem Kriege. Bereits einen Monat nach dem Krieg waren die slowenischen Verfolgungsmaßnahmen zu einer hasserfüllten nationalen Abrechnung ausgeartet, die teilweise genoziden Charakter annahm. Eine Massenaussiedlung „auf menschliche Art“, wie im Potsdamer Abkommen vorgesehen, fand nicht statt. Der Hass auf die nationalsozialistische Völkermordpolitik und die Furcht vor deren Wiederkehr waren zu groß. So wurde innerhalb eines Jahres das Ende der deutschen Minderheit in Slowenien erzwungen. Jahrhunderte lange gemeinsame Arbeit und Geschichte auf gemeinsamen Boden zählten nicht mehr. Die Abrechnung mit den Deutschen war so tiefgreifend, dass heute in Slowenien nur noch verstreute Reste der Volksgruppe übrig geblieben sind.
Erinnern und Versöhnen
Die NS-Okkupationspolitik einerseits und, sowohl der Befreiungskampf der Partisanen, als auch die nachfolgende Rache der Partisanen andererseits haben Narben hinterlassen und tiefe Gräben zwischen uns aufgerissen. Seit Jahrzehnten ist dieses Thema mit einem Schweigetabu belegt und es gibt darüber keine öffentliche Diskussion. Auch im Geschichtsunterricht in den österreichi-schen Schulen gehört dieses Kapitel, obwohl Slowenien unser Nachbar ist, nicht zum „Unterrichts-Stoff“. Im Hinblick auf die vergangene gemeinsame Geschichte, die gemeinsame Grenze und die gemeinsame EUZugehörigkeit wäre eine Hinwendung zu dieser dunklen Seite unserer Vergangenheit längst notwendig. Die Diskussion darüber bedeutet nicht, wie manche befürchten, Gräben neu aufzureißen, sondern Gräben zu schließen. Zu einer gemeinsamen Region gehört auch die gemeinsame Erinnerung. | Agenda: | AUSSTELLUNG in der Aula der Universität
"Wo man mit Blut die Grenze schrieb".
Mo, 29. Sept. – Di., 7. Oktober 2008
Diese Ausstellung wurde vom Verein Erinnern-Villach gemeinsam mit Villacher Kulturinitiative kärnöl zusammengestellt. ... Die Texte zur Ausstellung .
ERÖFFNUNGSVORTRAG: Montag, 29.September 19:00 Hörsaal 4
„Das Stumme und das Geschwätzige - Erinnerung und Zeugnis“
von Univ.-Prof. Dr. Karl Stuhlpfarrer (Institut für Geschichte/Abt. für Zeitgeschichte) .
ABSCHLUSSVORTRAG: Dienstag, 7. Oktober 20:00 HS 4
„Gemeinsam oder getrennt?“
von Dozent Dr. Boris Jesih (Politologe, Institut für ethnische Studien, Ljubljana). Moderation: Maga. Zalka Kuchling (Die Grünen Kärnten)
Quellen: Tone Ferenc, Quellen zur nationalsozialistischen Entnationalisierungspolitik in Slowenien 1941-1945, Mari-bor 1980. Andreas Moritsch, Alpen-Adria, Zur Geschichte
einer Region, Hermagoras Verlag 2001. Arnold Suppan, Deutsche Geschichte im Osten Europas – Zwischen Adria und Karawanken, Siedler Verlag.
Eine Veranstaltung der Grünen Bildungswerkstatt Kärnten in Zusammenarbeit mit den Grünalternativen Studierenden Klagenfurt, dem Verein Erinnern und kärnöl | Texte: Hans Haider Wo man mit Blut die Grenze schrieb Alljährlich um den 10. Oktober herum gibt es in Kärnten zahlreiche Gedenkveranstaltungen auf öffentlichen Plätzen. Ebenfalls in allen Schulen - dazu werden die Lehrer vom Landesschulrat verpflichtet. Erinnert wird an den sogenannten „siegreichen Kärntner Abwehrkampf“ und an die Kärntner Volksabstimmung im Jahre 1920. Organisiert werden diese Veranstaltungen vom Kärntner Abwehrkämferbund (KAB), von dem wir im Handbuch des österreichischen Rechtsextremismus, herausgegeben vom Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes Folgendes lesen können
Bildbeispiele | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | Zu den abgebildeten Plakaten: Auf den sofort einsetzenden Partisanenkampf der Oberkrainer Bevölkerung, reagierten die Kärntner Nazis mit Geiselerschießungen. Angeordnet wurden die Erschießungen vom damaligen Kärntner Gauleiter Franz Kutschera (bzw. in Abb. 13 von SS-Gruppenführer Rösener). Um Angst und Schrecken in der Bevölkerung zu erzeugen, kündigte man diese Geiselerschießungen auf Plakaten öffentlich an. Von 1941 bis 1945 wurden hunderte Menschen auf diese Art und Weise ermordet. | | ZUM NACHLESEN | Samstag, 12. Oktober 2024 PARTIZANI: WIDERSTAND IN KÄRNTEN/KOROSKA Die ÖH (Österreichische Hochschüler:innenschaft Kärnten/Koroška) und OLTA (Offenes Linkes Antifa Treffen Koroška/Kärnten) laden zu einer Podiumsdiskussion mit dem Thema "Partizani: Widerstand in Kärnten/Koroška"ein. Der Eintritt ist frei. Stiftungssaal der Universität Klagenfurt/Celovec (Raum Nr. O.0.01) Freitag, 15. März 2024 OLTA - Das Hufeisenmodell Arbeiter:innenheim der KPÖ Villach, Ludwig-Walter-Straße 29 Freitag, 23. Feber 2024 DEMO GEGEN RECHTS - DEMO PROTI DESNO Klagenfurt Stadttheater Donnerstag, 8. Feber 2024 Zivilcouragetraining und queerfemeinistisches Argumentationszirkeltraining mit anschließendem Vernetzungstreffen/ navrh možnost zu povezovanje
organisiert von/origanizirano od: Verein GemSe, KD Barba, schau.Räume schau.Räume Villach, Draupromenade 6 Donnerstag, 18. Jänner 2024 Filmvorführung "Kärnten is' lei ans" Arbeiter:innenheim der KPÖ Villach, Ludwig-Walter-Straße 29 Samstag, 21. Oktober 2023 Das ist uNser Haus! Kleine Geschichte der Hausbesetzungen in Kärnten/Koroška
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