2010-01-18
AUINGER, Markus: Organisationskulturelle Voraussetzungen und Potentiale einer Solidarischen Ökonomie
Input bei der Tagung → „Wege aus der Krise?"
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Zur Veranschaulichung der alternativen Organisations- und Kommunikationskonzepte, die in der Solidarischen Ökonomie zum Einsatz kommen, zwei Beispiele:
- Gründungsberatung in Inkubationswerkstätten: in Brasilien und Deutschland praktiziert, der Prozess basiert auf einem dialogischen Bildungskonzept (Paulo Freire) und setzt an den
Bedürfnissen der Initiativen an, um mit ihnen gemeinsam Konzepte und Werkzeuge zu erarbeiten, die zum Erfolg des Projekts beitragen sollen anstatt vorgefertigte Managementkonzepte
aufzudrängen
- Verwendung von freier Software und anti-hierarchischen Kommunikations-Plattformen (Wikis und soziale Onlinenetzwerke – allerdings jeweils mit Vorbehalten) ermöglicht eine
demokratische Informationspolitik und bilden die Grundlage des Funktionierens der Projekte bzw. einer raschen Verbreitung und Diskussion der Inhalte
Interessant daran ist vor allem, dass die dahinter befindlichen Prozesse auf mehreren Ebenen verlaufen, und damit in Summe eine andere Kommunikation ermöglichen:
- Ebene der Inkubationswerkstatt bzw. anderer Unterstützungseinrichtungen – Initiative
- Zwischen den Initiativen
- Innerhalb einer Kooperative, eines Betriebs, einer Initiative (siehe unten)
Potentiale:
- Krisenbewältigung (siehe Argentinien 2001/02, wo spontane Organisationskraft zur Entstehung von Tauschkreise und Betriebsübernahmen führten, die eine Befriedigung der
grundlegendsten menschlichen Bedürfnisse selbst in der Krise möglich machten à es wird sich zeigen, ob Europa hier von Lateinamerika lernen kann)
- Prägung einer umfassenden Lebenswelt durch genossenschaftliche, demokratische Organisationsformen (siehe Mondragón Kooperativennetzwerk im spanischen Baskenland, wo
Universitäten, Forschungseinrichtungen, Krankenhäuser, Wohngenossenschaften, Banken und Versicherungen als Genossenschaften gegründet wurden und diese Organisationsform die am
meisten gewählte Rechtspersönlichkeit darstellt)
- Solidarische Wertschöpfungsketten
- Erweiterung der genossenschaftsinternen Solidarität auf das Umfeld und Wahrnehmung der sozialen Problemfelder außerhalb der Kooperative
Voraussetzungen:
- Orientierung an grundlegenden Prinzipien
- Demokratie (pro Kopf eine Stimme)
- Identität (ArbeiterInnen = EigentümerInnen à hebt Trennung und Interessenskonflikte zwischen Kapital und Arbeit auf)
- Solidarität (intern + extern)
- Praktische Implikationen
- Kooperative Entscheidungsstrukturen nötig (je nach Größe auch mit repräsentativen Demokratieelementen)
- Vermeidung von Informationsasymmetrien
- Sozialisierung des Wissens innerhalb der Initiative (zB. mittels ausgewogener Tätigkeitsbündel a là Michael Albert/PARECON)
Dazu auch Folien einer Präsentation von Markus Auinger als
→ pdf-Dokument
Zur Person
Markus Auinger ist Geschäftsführer des → Mattersburger Kreises für
Entwicklungspolitik
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