2010-01-07
KRAINER, Larissa: Wege aus der Krise?
Reflexion der Tagung → „Wege aus der Krise?"
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Die heutige Tagung hat gezeigt, dass es zum einen bereits sehr viele Aktivitäten im eigenen Land, aber auch darüber hinaus gibt und zum anderen, dass wir vor einer breiten Palette stehen, die uns dazu auffordert, Entscheidungen zu treffen. Aus meiner Sicht sind die folgenden Fragen zu stellen:
- Soll es eine gemeinsame Initiative geben, die sich auf ein Thema, ein Praxisfeld etc. einigt und beschließt, dieses über einen bestimmten Zeitraum hinweg in Kärnten zu verfolgen?
- Wenn ja, wie kommen wir zu einer gemeinsamen Entscheidung darüber, was das sein könnte?
- Wenn ja, wer fühlt sich für die Vernetzung und Organisation zuständig?
Es wurden heute viele interessante Forderungen und Anregungen erhoben, anbei einige Beispiele: Man möge
- eine Chance im Rückschritt sehen
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das historische Gedächtnis verbessern
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die individuelle Freiheit stärken
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Kreativität ermöglichen
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Betroffene einbinden
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Komplexität denken (z. B. verschränkte Krisen)
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Rückflüsse von der Finanzwirtschaft in die Realwirtschaft organisieren
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Konflikte managen
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Soziale Innovation als verteilten gesellschaftlichen Prozess sehen
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Das Solidaritätsprinzip wiederbeleben
Den meisten dieser Forderungen kann ich mich – im Kontext der gehörten Vorträge – anschließen – allein, mich bewegt eine andere Frage noch viel mehr. Sie lautet: Wie? Wie soll das alles funktionieren, wie kann das alles erreicht werden, wie organisiert und umgesetzt werden? Also: Ja zu alledem, aber wie?
Ich gewinne mitunter den Eindruck dass wir WeltmeisterInnen im Analysieren sind, was auch mit unserer Europäischen Tradition des Verstandes zu tun hat, wir sollten aber auch zu Organisations-WeltmeisterInnen werden. Gute Beispiele liegen ja bereits vor und wurden heute vorgestellt (z. B. Solidarische Ökonomie in Nordhessen).
Zur Frage der Organisation möchte ich auf zwei verschiedene Ebenen aufmerksam machen. Die Idee der Selbstorganisation ist natürlich sinnvoll und wichtig. Zugleich ist aber zu beobachten, dass gelingende Selbstorganisation zumeist erst das Resultat von Prozessen ist, die eingerichtet wurden, damit Selbstorganisation werden kann. Diese Prozesse brauchen professionelle Steuerung und wiederum Organisation.
Ich bin dafür, dass wir in einem nächsten Schritt nicht neue Themen aufgreifen, sondern gemeinsam überlegen, welche Maßnahmen wir setzen und welche Wege wir in Kärnten beschreiten wollen. Und ich fühle mich für die Mitwirkung in einer Koordination verantwortlich.
Zur Person
Univ.-Prof. Mag. Dr. Larissa Krainer arbeitet am Institut für Medien- und Kommunikationswissenschaft der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt. Sie hat wesentlichen Anteil an der Enstehung des Instituts für Interventionsforschung und Kulturelle Nachhaltigkeit (Standort Klagenfurt).
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