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2008-03-28 Solidarökonomische Alternativen aufbauen!
Auf den ersten Blick trennen den schwer verdienenden Manager eines Großkonzerns und die prekär beschäftigte Putzfrau Welten. Zu unterschiedlich sind die Ausstattungen mit Geld, als dass auf Anhieb das Gemeinsame erkannt werden könnte:
Es gibt aber noch eine Gemeinsamkeit zwischen den so verschiedenen Erscheinungen „Manager" und „prekär Beschäftigter": Dass beide überhaupt existieren, die ersten Lebensjahre überlebten, verdanken sie Tätigkeiten, die in einem Bereich erbracht werden, der gemeinhin nicht der Wirtschaft zugerechnet wird und der auch nach gänzlich anderen Kriterien funktioniert als der auf Geldbasis funktionierende. In zigtausenden von Situationen wären Manager und prekär Beschäftigte schlichtweg krepiert, wenn nicht Menschen (vor allem Frauen) da gewesen wären, die sie versorgt hätten. Der Unterschied zwischen Manager und prekär Beschäftigter ist allerdings, dass der eine diese Tätigkeiten in Anspruch nimmt, während die andere vor, zwischen und nach den mies bezahlten Jobs diese Versorgungstätigkeiten, in denen das hochgejubelte „Leistungsprinzip" nicht gilt, nachgeht. Was ist daraus zu lernen?
Zentrale Aufgabe: Solidarökonomie! Zentrale Aufgabe der kommenden Jahre und Jahrzehnte wird es sein, Formen des Wirtschaftens zu bewahren, auszubauen oder überhaupt erst neu zu entdecken und entwickeln, deren zentrale Merkmale sind:
Dieses Erhalten, Umbauen und Aufbauen alternativer Wirtschaftsformen muss inmitten einer Ökonomie geschehen, die uns wie die Lemminge von Wachstumsschub zu Wachstumsschub vorantreibt (dazu Crash! Klima- oder Zivilisationskrise: Gedanken im und zum Treibhaus). In dieser schwierigen Lage wird es daher nicht reichen, das „andere" Wirtschaften kleinen Gruppen von misstrauisch beäugten und belächelten „Aussteiger/innen" zu überlassen, sich selbst aber auf das politisch so anerkannte Gebiet klassischer sozial- und umweltpolitischer Krisenverwaltung (Reformen und Reförmchen) zu beschränken. Denn sobald Solidarökonomie zu einer relevanten Größe wird, wird sich der Konflikt mit der kapitalistischen Ökonomie und deren ausufernder Logik stellen. Da geht es um Ressourcen und Räume. Träumt da jemand von heißen Eislutschern? Eine Umorientierung von Reformen des Systems hin zum Aufbau von etwas ganz anderem? Klingt das nicht ziemlich utopisch? Dennoch gibt es zumindest zwei Ansatzpunkte, die über das Bestehende hinausweisen können: Die Idee eines Grundeinkommens (dazu Andreas Exner: „Seht die Lilien an, wie sie wachsen"): Sie hat zunächst nichts mit Solidarökonomie zu tun, hat zunächst eine sozialpolitische Dimension und ist auch zutiefst mit der kapitalistischen Ökonomie verknüpft (dort werden ja die Mittel erwirtschaftet). Dennoch: Mit einem Grundeinkommen würden zunächst dringend gebrauchte finanzielle Freiräume gewonnen, um andere Formen des Wirtschaftens aufzubauen. Es hat transformativen Charakter! Ein anderer interessanter Ansatzpunkt innerhalb der Armutsnetzwerke ist die Diskussion um einen „3. Arbeitsmarkt" (neben dem 1., dem „normalen" Arbeitsmarkt und dem 2. Arbeitsmarkt, der als arbeitsmarktpolitische Maßnahme Langzeitarbeitslose wieder in den 1. Arbeitsmarkt eingliedern soll): Dahinter steckt die Erkenntnis, dass zunehmend ein Segment potenzieller Arbeitskräfte dauerhaft aus dem Arbeitsmarkt ausgegrenzt ist oder nur mehr unter katastrophalen Bedingungen „Beschäftigung" fände. Gleichzeitig wären eine Menge Tätigkeiten zu verrichten, die aber nicht „marktfähig" seien. In dieser Situation schlägt Nikolaus Dimmel vor, einen mit einem „konditionalen Grundeinkommen" ausgestatteten „3. Arbeitsmarkt" zu schaffen, der die informellen und die alternativen Sektoren der Wirtschaft umfasst. (DIMMEL 2007") Und damit sind wir wieder beim Punkt Politik: Auch Solidarökonomie als eine nicht auf Wachstum und Profit beruhende Form des Wirtschaftens bedarf der Ressourcen und Räume:
... an all diesen Punkten müssen in politischen Auseinandersetzungen entsprechende Freiräume und Unterstützungen erhalten, ausgeweitet und erstritten werden! Mit dem Potenzial der Solidarökonomie beschäftigen wir uns näher bei der Tagung Solidarische Ökonomie: Beispiele alternativen Wirtschaftens am 24. Mai im Bildungshaus St. Georgen / Längsee. Auf der Nachlese zur 3. Kärntner Armutskonferenz sind die vorliegenden Gedanken zur Solidarökonomie in Form einer Präsentation zusammengefasst, ... mehr . DIMMEL, Nikolaus: Armutspolitische Spielräume der Wirtschafts- und Arbeitsmarktpolitik. Thesenpapier zur 3. Kärntner Armutskonferenz 24. – 25. Oktober 2007. Dimmel listet als Tätigkeitsbereiche auf: personen- und haushaltsbezogene Dienstleistungen wie Hausreinigung durch Hausangestellte, Haushaltshilfen, Baby-Sitting, Service-Dienstleistungen, Haustürgeschäfte, Eisverkauf, Heimarbeit in Mikrounternehmen wie auch Eigenarbeit, Hausarbeit, Nachbarschaftshilfe, ehrenamtliche Tätigkeiten, Tauschringe, Gratisläden u.a.m.
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