2004-05-04
Kirchengeschichten - Teil 3
Auf Grund, zwar nicht sehr zahlreicher, aber doch hartnäckiger Nachfragen gibt es, auch jahreszeitbedingt, eine neue Kirchengeschichte
Unser ja bereits aus Teil 1 und 2 allseits bekannter und auch liebgewonnener Herr Pfarrer brachte mich in meiner Jugend auf eine glänzende, ja geradezu grandiose Idee.
Im zarten Alter von knapp 16 Jahren, in einem Wonnemonat (Mai, ist aber eh klar), bei angenehmeren Temperaturen als im Moment, doch schon langen, sprich hellen Abenden, was macht man da zu Hause? Vor allem, wenn man frisch verliebt ist und die Säfte sprießen?
Bei einem unserer regelmäßigen Treffen im Brauhof, Hotel Europa oder dem Posthotel (siehe KG Teil 1) kam die Initialisierung:
im Mai, da sprießen die Bäume (wegen der aufsteigenden Säfte), auch die pubertierenden Knaben und frühreifen Jünglinge (ebenfalls wegen dieser Säfte) und die katholische Kirche, nicht wegen der Säfte, sondern weil es gerade Zeit ist. Die Ostertage sind vorbei, sonst gibt es bis Pfingsten auch nicht viel zu tun, abgesehen von ein, zwei Feiertagen – was machen wir?
Die einfache Antwort: maiandachten.
Ich nehme bewusst das Zeitwort, weil ich dann den Sinn besser erklären kann. "Andacht" kommt von "Denken" hat mir ein Deutschprofessor, den es übrigens noch gibt, auf meine seinerzeitige Frage erklärt. Ich habe damals jedoch schon vermutet, dass es von "andenken" kommt. Nicht "andenken" im Sinne von "erinnern", sondern von "nehmen wir einmal den Fall, dass ..."
Bevor ich jetzt den Faden verliere und in Nostalgie versinke, kurz und gut, der Herr Pfarrer hatte folgendes angedacht: "Burschen", sprach er, "wenn's am Abend auch ein Bier trinken wollt's, z'Haus aber schwer wegkommt's, dann ..., ja dann – die Lösung: MAIANDACHT. Täglich von 19 bis 20 Uhr, garantiert stubenrein und auch sonst infektionsfrei.
Einmal ausprobiert, nie bereut. Die, wie schon gesagt, lauen Abende am Draukai und im Cafe "Corso", herrlich. Zeitmäßig hat man schon einwenig aufpassen müssen, weil so eine Andacht hat ja bekanntlich - auch bei Unentschieden - keine Nachspielzeit. Im großen und ganzen jedoch war der Mai in diesem Jahr wirklich ein Wonnemonat. Nur bei mir hatte er einen doch etwas bitteren Nachgeschmack: ich verlängerte den Mai, ging auch noch am 1. Juni zur Maiandacht und das hatte zur Folge, dass es zu Hause doch eine Nachspielzeit gab.
Fortsetzung folgt.