2004-01-26
Der die Kunst tanzt
Viktor Rogy, Genie 1924 - 2004
Der stille Gott taucht meine Fackel nieder.
Und die Erscheinung flieht.
Friedrich Schiller
Kärnten hat den Besten verloren. Der, dessen Kunst so über jedes bekannte Maß in einer anderen Welt verankert war, ist abgehauen, sein letztes h verklungen. Was bleibt, ist ein Werk von atemberaubender Tiefe und Schönheit. Eine Kalligraphie der menschlichen Möglichkeit. Die Geste eines Humanisten, der seine Keile meilenweit unter die artistische Oberfläche getrieben hat. Viktor Rogy hat die Bewegung der menschlichen Seele zur Form gestaltet, hat Paul Valèry beim Wort genommen und hat die Kunst getanzt.
Viktor Rogy hat den Villacher Hans-Gasser-Platz zum Abort und das von ihm gesprengte Rottauer-Hochhaus beim Lendkanal zum Denkmal dieser Sprengung erklärt. Das Klagenfurter Cafe OM war sowohl Le Monde als auch der New York Times eine Seite wert und sein Satz 'Wären Politiker Schweine, müsste man auf Schweine verzichten' hat wie kein anderer auf die radikale Emanzipation der Menschen in diesem Land abgezielt. Als Ferntrainer von Evelyne Ashford hatte er maßgeblichen Anteil an deren 100m-Weltrekord und die Verglasung der evangelischen Kirche in Villach gehört zum Nobelsten, was die Kärntner Architektur zu bieten hat. Aber all das verblasst neben der unbeschreiblichen Clownerie mit der er mir als Kind gezeigt hat, wie man Fliegen fängt.
'Kunst ist die Zusammenarbeit zwischen Gott und dem Künstler, und je weniger sich der Künstler einmischt, desto besser.' hat André Gide gesagt. Der Tod von Viktor Rogy markiert eine Zäsur in diesem Land, das von Freidenkern genauso verschont bleibt wie seine Nudeln von Aasgeiern. Seine Installation ad welten , zu der Viktor Rogy bereits 1981 die ganze Welt freundlichst eingeladen hat, ist vollbracht. Wo und wann ist bekanntgegeben.
Wir trauern.
herwig schlaminger, 2004-01-29, Nr. 964
http://members.e-media.at/vrogy/
danke für diesen wunderbaren beitrag!!
hs
Erika, 2004-01-29, Nr. 965
Bei diesem nachruf konnte ich erstmals bei dir tiefere gefühle entdecken. Und das beruhigt.
Ich konnte in deinem text spüren, wie du dabei mitgetanzt hast. Und das bewegt.
Deine trauer um einen von dir geliebten menschen
kam zum ausdruck. Und das berührt.
Erika
jutta goetz, 2004-01-29, Nr. 966
dieser nachruf ist würdig und wird viktor rogy auf eine wunderbare weise gerecht.
danke. jg