2003-12-23
Ist alles mach(t)bar?
Oder: wer hat die Macht?
D
er Handel jammert seit Jahr und Tag über sinkende Umsatzzahlen. Was steckt dahinter? Konsumfrust, Preisverfall oder etwa doch die geschwundene Kaufkraft? Die Marketingstrategen der Handelskonzerne zerbrechen sich sicherlich schon lange die Köpfe, wie die stagnierenden Umsätze kräftig angekurbelt werden könnten. Ansatzweise gibt es ja schon Versuche. Wer hat sie noch nicht entdeckt, die Schokoladeosterhasen und bunten Eier – zwei Monate vor Ostern, Nikoläuse und Krampusse – bereits Ende September in den Regalen.
Da könnte jemand bereits folgende Idee, die auf den Talkmaster Joki Kirschner (wer kennt ihn noch?) zurückgeht, im Hinterkopf gehabt haben. Sein aussagekräftiger Werbespruch: „Man muss rechtzeitig schauen, dass man es hat, wenn man es braucht“ liegt manchem Leser sicher noch im Ohr. Und eben diesen Spruch könnten die Werbestrategen wieder kräftigst aktivieren. Was spricht dagegen obige Artikel nach dem "Kirschnermotto" rund ums Jahr in die Regale zu stellen. Bei den gekochten Eiern könnte es eventuell Probleme mit der Haltbarkeit geben. Schokolade hingegen hat ein langes Ablaufdatum. Und wenn wirklich etwas verdirbt, kein Problem, es ist ja alles ständig verfügbar.
Stell Dir einmal die unzähligen Anlässe vor zu denen Produkte derzeit noch gezielt platziert werden: Muttertag, Vatertag, Valentinstag, Geburtstag, Namenstag, Todestag, Hochzeitstag, Nationalfeiertag (für Fahnen- und Wimpelproduzenten), Allerheiligen, Tag des Apfels, Tag der Birne etc.
Fasching gibt's bei uns in einigen Bereichen (Politik?) sowieso rund um die Uhr, da kann man die benötigten Utensilien ruhig das ganze Jahr über verkaufen, zumal es ja jetzt für Maskierfreudige auch noch Halloween gibt. Auch die Zoohändler könnten ihre Umsätze gewaltig steigern und nicht nur Fischfutter und Zwerghamster verkaufen. Pfingsten, bisher stiefmütterlich vernachlässigt, wäre der ideale Anlass um ein neues Produkt zu vermarkten: die Friedenstaube. Und da man ja nicht weiß, wann "Uncle Sam" den nächsten Krieg führen wird, ist es sicherlich von Vorteil, die Tauben das ganze Jahr über im Sortiment zu belassen.
Zurück zu meiner einleitenden Frage: Ist alles mach(t)bar? Offensichtlich ja, denn sonst würde es ja diesen Unfug (wie Schokonikoläuse im September) nicht geben. Und deshalb appelliere ich an Eure Macht als mündige Konsumenten: stoppt diesen Konsumterror, bevor die Konzernstrategen wirklich das "Kirschnermotto" aufgreifen.