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2003-11-21 Österreich-Slowenien: Erinnern und Versöhnen Die Last der Vergangenheit und die Hoffnung für die Zukunft siehe auch: NS-Besatzungspolitik Besonders verhängnisvoll war dieser Überfall für das slowenische Volk, dessen gesamtes Siedlungsgebiet zwischen den drei Okkupatoren Deutschland, Italien und Ungarn aufgeteilt wurde. Während der südliche Teil – das Gebiet um Laibach und die Unterkrain – an Italien angeschlossen wurde, fiel der nördliche Teil – die Untersteiermark und Oberkrain – an die Steiermark und Kärnten. Beabsichtigt war die Auslöschung der ethnischen Identität des slowenischen Volkes. Slowenien sollte von der Landkarte verschwinden. Die dazu notwendigen Pläne der nationalsozialistischen Machthaber erwiesen sich als gut durchdacht und äußerst rücksichtslos. Das vorgefasste Programm, um diese Ziele zu erreichen, gliederte sich in drei Teile:
Konsequent und zielstrebig arbeitete man an der Umsetzung dieser Pläne. Lehrer, Priester und Intellektuelle wurden verhaftet und deportiert. Rasch wurde die Germanisierung im Schulwesen vorangetrieben: Für die Volksschulen und Bürgerschulen wurden hunderte Lehrer aus Kärnten und der Steiermark herangezogen. Innerhalb eines Jahres, bis Ende Juli 1942, wurden 53.000 Slowenen in verschiedenen Lagern zusammengefasst und nach Serbien, Kroatien und ins Deutsche Reich deportiert und eine entsprechende Anzahl von Deutschen – Gottscheer, Kanaltaler, Südtiroler usw. – in diesen Gebieten angesiedelt. Der Prozess in Laibach Der Gauleiter von Kärnten, Dr. Friedrich Rainer, gleichzeitig „Chef der Zivilverwaltung von Oberkrain“ und damit hauptverantwortlich für unzählige Verbrechen in Slowenien, wurde im Mai 1945 von den Engländern verhaftet. Zusammen mit fünf weiteren Kärntner Nationalsozialisten wurde er von den Engländern an Jugoslawien ausgeliefert, wo ihnen im Juli 1947 in Laibach der Prozess gemacht wurde. Der Prozess thematisierte die brutale NS-Okkupationspolitik: die Deportationen, die Vertreibungen, die Erschießungen von Geiseln, das Niederbrennen von Dörfern und andere sogenannte „Sühnemaßnahmen“. Die Verantwortung Dr. Rainers und der anderen Nazi-Funktionäre für diese Art der Politik trat deutlich zutage. Dr. Rainer und drei weitere Angeklagte wurden zum Tod verurteilt und hingerichtet. Vergeltung und Vertreibung Im November 1943 wurde auf der Vollversammlung des „Antifaschistischen Rates der Volksbefreiung Jugoslawiens“ (AVNOJ) der deutschsprachigen Volksgruppe die Bürgerrechte aberkannt und ihre Enteignung, Vertreibung bzw. Deportation beschlossen. Diese Beschlüsse bildeten die rechtliche Grundlage für die Abrechnung mit dem deutschen „Klassenfeind“ unmittelbar nach dem Kriege. Bereits einen Monat nach dem Krieg waren die slowenischen Verfolgungsmaßnahmen zu einer hasserfüllten nationalen Abrechnung ausgeartet, die teilweise genoziden Charakter annahm. Eine Massenaussiedlung "auf menschliche Art", wie im Potsdamer Abkommen vorgesehen, fand nicht statt. Der Hass auf die nationalsozialistische Völkermordpolitik und die Furcht vor deren Wiederkehr waren zu groß. So wurde innerhalb eines Jahres das Ende der deutschen Minderheit in Slowenien erzwungen. Jahrhundertelange gemeinsame Arbeit und Geschichte auf gemeinsamem Boden zählten nicht mehr. Die Abrechnung mit den Deutschen war so tiefgreifend, dass heute in Slowenien nur noch verstreute Reste der Volksgruppe übriggeblieben sind. Erinnern und Versöhnen Die NS-Okkupationspolitik einerseits und die nachfolgende Rache der Partisanen andererseits haben Narben hinterlassen und tiefe Gräben zwischen uns aufgerissen. Seit Jahrzehnten ist dieses Thema mit einem Schweigetabu belegt und es gibt darüber keine öffentliche Diskussion. Auch im Geschichtsunterricht in den österreichischen Schulen gehört dieses Kapitel, obwohl Slowenien unser Nachbar ist, nicht zum "Unterrichtsstoff". Im Hinblick auf die vergangene gemeinsame Geschichte, die gemeinsame Grenze und die zukünftige gemeinsame EU-Zugehörigkeit wäre eine Hinwendung zu dieser dunklen Seite unserer Vergangenheit längst notwendig. Die Diskussion darüber bedeutet nicht, wie manche befürchten, Gräben neu aufzureissen, sondern Gräben zu schließen. Es geht auch nicht darum, zu "relativieren und aufzurechnen" oder die jeweilige Schuld herunterzuspielen, sondern es ist ein Versuch, auf klarerer und gerechterer Grundlage zusammenzuleben. In einem zusammenwachsenden Europa, in dem die nationalen Grenzen eine immer geringere Rolle spielen und sich verschiedene Regionen über die Grenzen hinweg zusammenschließen, ist eine transnationale Geschichtsschreibung eine Notwendigkeit. Insofern sollten wir unsere "nationalen Geschichtsbilder" vergleichen und ein gemeinsames Geschichtebuch schreiben. Ein schwieriges Unterfangen, das zu schmerzhaften Überprüfungen der jeweils eigenen Sichtweisen zwingt und manchen gesellschaftlichen Gruppen in Österreich und in Slowenien nicht gefallen wird. Aber: Zur gemeinsamen Region gehört auch die gemeinsame Erinnerung. Quellen:
ich bin schon gespannt auf montag
"Fasisticna kurba v cerkvi kleci,
Ein besonders informativer Vortrag.
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