2002-12-06
Thomas Melichar über die Arbeit von Iris Kohlweiss
Was an den Bildern von Iris Kohlweiss auffällt, ist ihre Nahsichtigkeit und die an der Grenze zur Gegenstandslosigkeit stehende Form.
Die Dinge sind gerade noch als Dinge erkennbar. Die Formen sind grafisch, von einer großen Präzision des Gefühls. Der Raum, in dem sie sich befinden, ist eng und nah Ferne kommt nicht vor. Die Ausführung zeigt eine legere und sensible Fraktur, die Farbe dominiert nicht und ist subtil, teilweise in ausgesprochen feinen Vibrationen verwendet.
Analog zur Grenze der Gegenstandslosigkeit sind die Formen auch begrifflich schwer fassbar. Es erscheinen zwar Köpfe und blasenförmige Gebilde, die assoziativ vieldeutig sind, dennoch scheinen diese verbalen Bezeichnungen nicht das eigentliche Thema zu sein. Ebenso wenig existiert ein gedankliches oder begriffliches Konzept, aus dem diese Bilder ableitbar sind. Dies ist keine Malerei, die sich Gegenstände sucht um formale Probleme zu studieren. Sie lässt sich ebenso wenig auf form-immanente Überlegungen zurückführen.
Iris Kohlweiss geht es um eine intuitive Suche nach neuen Formen. Mir erscheinen diese Arbeiten zum Teil sehr innovativ. Ohne sie nachzuahmen beschäftigen sie ähnliche gestalterische Fragen wie eine junge Generation von britischen Malern. Ein Beispiel: die Gegenständlichkeit von Gary Hume, die sich fast in Abstraktion auflöst und dennoch deutlich lesbar bleibt; sein lockerer Umgang mit Form und gleichzeitig hohe Prägnanz und formale Perfektion.
Eine Suche nach neuen Formen kann mühevoll sein. Keiner klar umrissenen Methode zu folgen bringt einen leicht ins Schwimmen. Bei meinem letzten Besuch bei Iris fielen mir ihre Skizzenbücher auf: hervorragende Bildideen stehen neben Gekritzel mit dem man sich die Zeit vertreibt, einen roten Faden sucht man mit wenig Erfolg. Riskant aber erstaunlich, was man so alles findet.