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2002-05-29

Dokumente zur Deportation der Kärntner Slowenen 1942

14. APRIL 1942
Am 14 April 1942 begann die gewaltsame Vertreibung slowenischer Familien durch das Reservepolizei-Bataillon 171 und SS-Einheiten. Der Einsatzbefehl lautete: "Aussiedlung von Slowenen aus Kärnten". Mit diesem verharmlosenden Begriff "Aussiedlung", wird ein Akt der Gewalt umschrieben, der dem nationalsozialistischen Regime die Möglichkeit bot, zwei Probleme auf einen Schlag zu lösen: erstens die Ansiedlung der Kanaltalerlnnen im deutschen Reichsgebiet und zweitens die Bereinigung der sogenannten, "Slowenenfrage" in Südkärnten. Laut Einsatzbefehl hatte diese Aktion schlagartig am 14.4.1942 um 5.00 Uhr in der Früh zu erfolgen und sollte spätestens im Laufe des nächsten Tages beendet sein. Die vertriebenen Slowenen wurden von der Aktion buchstäblich im Schlaf überrascht.


Franz Rehsmann (geb.1928):
"Wir haben ja noch geschlafen. Sie kamen zirka um halb sechs zu uns, und die Mutter rief: "Auf Wir müssen fort!".... freilich wurde ich da munter. Zuerst dachte ich: "Schon ein bißl früh... wieso plärrt sie denn so?" Und dann sah ich, dass der Vater schon so halb angezogen war und zwei Polizisten da waren - mit Gewehren - und die sagten, ja, in einer halben Stunde müssen wir weg. Langsam hat man erst begriffen, was los ist. "Koffer hatte man ja damals nicht So schnürten wir halt Bündel, nahmen die Schultaschen und Rucksäcke. Die Leintücher wurden zusammengenäht, und in aller Eile warfen wir alles hinein.


Josefine Einspieler (geb.1931):
"Als ich nach Hause kam, hatten der Großvater und meine Mutter schon die Sachen zusammengetragen, Binkel geschnürt und auf den Leiterwagen vom Nachbarn getan, der uns dann bis zur Straße brachte. (...) Ich musste mit dem Gewand fortgehen, das ich, für die Schule trug. Ich wollte in das Haus rennen, zur Mutter, und da richtete ein Soldat das Gewehr auf mich und ließ nicht zu, dass ich hineingehe. Und dann fuhren wir los und... mein Großvater trug meinen Bruder. Und das werd ich nie vergessen - da sang er das Lied "Domovina, mili kraj" - also, dich meine Heimat, dich werde ich nie mehr sehen." (Tatsächlich kehrte der Großvater nicht mehr heim, denn er verstarb im Lager Frauenaurach unter ungeklärten Umständen.)


Anna Kokot (geb. 1926):
"Es war ein wunderschöner Apriltag. Es war sehr schön aber sehr kalt Da mussten wir morgens zeitig aufstehen, weil in der Landwirtschaft war ja zu der Zeit, es war April, die Hauptarbeit. Wir waren gerade zum Frühstück versammelt, als wir im Hof draußen schroffe deutsche Worte hörten. Da liefen wir natürlich alle hinaus - es ist ja bekannt, dass Kinder sofort neugierig werden - und wir hörten nur mehr, wie einer sagte: ,Im Namen des Deutschen Reiches sind Sie verurteilt, Haus und Hof zu verlassen. Sie müssen sich binnen zwei Stunden mit der Familie fertig machen und bereit sein für die Abfahrt."


Katja Sturm Schnabl:
"Und ich erinnere mich, dass auf einmal bewaffnete Soldaten auftauchten. Ich erschrak furchtbar. Im Haus begann ein Geschrei und ein Weinen, die Tanten und die Mägde liefen wie verrückt hin und her, die Knechte waren außer sich. Alles, was ich begriff, war, dass man uns mit Gewalt wegbringen wollte. Da dachte ich mir, nein, nein, ich gehe nicht, wenn der Vater und die Mutter nicht dabei sind, gehe ich nirgendwohin, mit niemandem. Ich stahl mich aus dem Haus und floh in den Wald, um mich zu verstecken. Gerade zu dieser Zeit aber wurde dort Waldstreu gerecht, sodass mich eine der Mägde entdeckte und nach Hause bringen wollte. Ich wehrte mich zwar sehr, aber wie wir aus dem Wald auf den Hof zu gingen, sah ich, dass mein Vater mit dem Traktor gekommen war. Mein Vater war einer der ersten Bauern, der schon vor dem Krieg einen Traktor erworben hatte. Als ich sah, dass er zurück war, ließ ich mich nach Hause tragen. Und dort war auch schon die Mutter, die in aller Eile die Koffer packte, vor allem aber hatte sie damit zu tun, uns Kinder anzuziehen, wir waren ja nicht zum Fortgehen angezogen, sodass sie dann in furchtbarer Eile meinen kleinen Bruder anziehen musste, der damals zweieinhalb Jahre alt war, meinen zweiten Bruder, der noch nicht fünf war, mich, die ich sechs Jahre alt war und meine Schwester, die gerade aus der Schule gekommen war. Aber das ging alles so schnell, ich kam gar nicht richtig zu mir, schon haben sie uns fortgetrieben: den Vater, die Mutter, die beiden Tanten und uns Kinder. Links und rechts von uns die brüllenden Soldaten mit ihren Gewehren und Pistolen. Damals schon dachte ich mir: gut, diese Deutschen, die sind nicht nur unheimlich, die können auch nicht reden, die bellen wie die Hunde, seltsame Laute geben sie von sich. Und so trieben sie uns aus dem Haus, über den Hof den Zaun entlang in Richtung der Nachbarhöfe."


UMSTEIGEN IN EBENTHAL/DRELEC
Die erste Station der deportierten Sloweninnen und Slowenen war das Durchgangslager Ebenthal/Žrelec bei Klagenfurt. Dort wurde den Vertriebenen bewusst, dass sie nicht allein von diesem harten Los getroffen worden waren. Schon einen Tag später musste ein Teil der Slowenen das Sammellager in Ebenthal wieder verlassen. Sie wurde in umgebauten Waggons, die von außen versperrt waren, vom Rudolfsbahnhof in Klagenfurt in verschiedene Lager nach Deutschland ins "Altreich" abtransportiert. Die Betroffenen erinnern sich:


Schriftliche Aufzeichnungen von J.Š. (geb. 1932)
Nun bewegte sich unser Gefährt in Richtung Klagenfurt Irgendwo bogen wir rechts ab und gelangten nach kurzer Fahrt zu einer Barackensiedlung in Ebenthal bei Klagenfurt Das Haupttor wurde uns sofort aufgemacht und schon standen wir mitten drin in dieser Barackenlandschaft, wo es von Menschen nur so wimmelte. Als wir ausgestiegen waren und unser ärmliches Gepäck in den Händen hielten, erkannten wir, dass alle diese Menschen slowenisch sprachen. Nun verstanden wir plötzlich die Situation. Wir waren nicht die einzigen und ersten, die dieses Lager zu füllen begannen. [...] Ein Blick zum Haupttor - und schon kam wieder ein offener Lastwagen mit Frauen, Kindern und Männern herein, deren Gepäck meistens aus zusammengebundenen Leintüchern bestand. Die Frauen hielten die Kleinkinder in ihren Armen an ihren Körper gepresst, damit durch die stark schaukelnden Bewegungen des Lastwagens niemand hinunterfiel. In ihren Gesichtern lag der große Ernst dieser Situation, während der Fahrtwind ihre Kleider und Kopftücher zum Flattern brachte, als sei es ein Winken zum Abschied von ihrer verlorenen Heimat. Als wir die Baracke betraten, bot sich uns ein Bild, das wir nur vom Stall kannten. Der Boden war mit Stroh ausgelegt. Mit unserer, Gepäck machten wir , für unsere fünfköpfige Familie eine kleine Begrenzung auf dem Strohlager, denn es war nicht mehr viel Platz. Es bot sich ein geschlossenes Bild - eine Familie mit Kindern neben der anderen, füllte den vorhandenen Boden der Baracke aus.


Schriftliche Aufzeichnungen von J.U. (geb.1927):
In Drelec sah ich auf der rechten Seite Holzbaracken. Dort mussten wir vom LKW herunter, und wir wurden in die Baracken gepfercht, wo Stroh ,irr die Liegestatt bereit lag. Um das Lager herum war ein großer Drahtzaun gespannt, der elektrisch geladen war. Das Berühren dieses Zaunes war lebensgefährlich. Außerhalb des Zaunes sammelte sich eine große Menschenmenge an. Die meisten Leute hatten Tränen in den Augen, andere, von der Hitler-Propaganda verblendete, hingegen lachten und machten Witze. Alle vier Meter entlang des Zaunes stand je ein Polizist mit Gewehr und aufgepflanztem Bajonett. Wir waren also bewacht wie die ärgsten Übeltäter.


ZUGFAHRT

Franz Cernut (geb. 1930):
"In Klagenfurt verfrachteten sie uns in einen Zug. Na, und dann, wartete man bis es finster war. Man hatte halt doch... - wegen der Leute genierte man sich wahrscheinlich. Dann ging die Fahrt los. In Villach, am Hauptbahnhof hatten wir noch einen kurzen Aufenthalt, und dann kamen noch verschiedene Angehörige. Sie kamen, um sich zu verabschieden - es ertönten sogar ,Živio-Rufe und irgendjemand stimmte .Hej, Slovani' an - obwohl die SS ja alles abgeriegelt hatte. Dann ging es richtig los, und zwar die ganze Nacht durch. Wir konnten freilich nicht richtig schlafen, aber ein bisschen nickte ich doch ein. Als ich dann einmal aufwachte, sah ich den Vater und die Mutter weinen. Da fragte ich: ,Was ist denn los? Was wird mit uns geschehen?' Der Vater sagte: ,Ich weiß es nicht' Und ganz eindringlich sagte er zu mir: ,Eines möcht' ich - schau' mich gut an, damit du mich ja nicht vergisst.' Das war furchtbar Wir befürchteten, dass sie uns trennen könnten."


Andrej Kohut (geb.1936):
"Die Fahrt mit dem Zug! Das war ja damals etwas ganz Besonderes. (...) Eigentlich zum erstenmal wurde mir bewusst, dass wir schon weit weg sind, als wir schon den ganzen Tag unterwegs waren und nichts zu essen hatten - nur Wasser und so. Da war schon Heimweh da ... und wir fragten: ,Wann kommen wir denn wieder nach Hause?' Und dann überhaupt, als wir schon in Deutschland, in Bayern draußen waren - diese großen Lautsprecher, die großen Formationen. diese uniformierten Leute, das Marschieren und Hin- und Herschreien... - da merkte man schon, dass etwas anders ist Und dann diese frechen und sturen Gesichter... Man erlebte früher immer nur etwas Freundliches... als Kind - da war es schön."


ENDSTATION?
Nach einer langen Fahrt voll Ungewissheit erreichten die Züge endlich ihre Bestimmungsorte. Das Leben der Vertriebenen wurde nun bestimmt vom Goodwill der Lagerleitung, der Arbeitgeber und nicht zuletzt von der Beurteilung durch die Kärntner Nationalsozialisten. Für manche von ihnen waren die Lager nur der Anfang eines Kreuzweges durch Konzentrationslager und Zuchthäuser. Für die Kinder war kein Schulbesuch vorgesehen. Die Vertriebenen organisierten den Unterricht ihrer Kinder selbst, wobei seitens der Lagerleitung darauf geachtet wurde, dass ihnen nicht zuviel beigebracht wurde.

Theresia Inzko (geb.1933):
"Einmal wollte die Mama dem jüngsten Bruder (Thomas, 19411)Spinat futtern. Der spuckte ihn aus, weil er ihn noch nicht essen konnte. Da kam der Lagerführer (Fick) hin und haute mit der Peitsche so auf den Tisch, dass es nur so spritzte. Und dann stopfte er ihm den Spinat hinein. Die Mama und wir saßen alle ganz geschockt und weinten. Die Tränen rannen uns hinunter - du trautest dich ja nicht laut zu weinen. Und er stopfte ihm den Spinat rein, dass er ihm bei der Nase und überall herauskam. Sie konnten das überhaupt nicht leiden, dass eine slowenische Familie so viele Kinder hatte. Das war ja eine Sünde! Ein Deutscher konnte viele haben, aber ein anderer nicht."


Anna Kokot (geb. 1926):
"Als wir im Lager ankamen, wurden dann nach Nummern aufgerufen, und so wie die Nummern waren, bildeten wir Gruppen. Dann gingen wir mit einer Schwester und jeweils einem SS- oder Gestapo-Mann in die Räume. Die waren sehr groß. Wir waren 45 Personen in einem Raum. Und Familien mit vielen Kindern wurden immer zusammengetan. So waren wir in diesem Raum 45, davon waren 30 Kinder. Können Sie sich das vorstellen? -30 Kinder von drei bis zwanzig Jahren. Jede Familie bekam wieder so eine Ecke mit Stockbetten, und da waren diese grauen Decken mit den wejß-schwarz-karierten Überzügen, wie es halt in diesen Lagern üblich war. Es gab Strohsäcke, Papiersäcke mit Stroh gefüllt Und das ganze Haus roch irgendwie nach Ichthyol und Chlor - nach Desinfektionsmitteln eben. Als wir da eingeteilt wurden, kam das ganze Team, die ganze Gruppe... Lagerführer, Helfer und Helfershelfer. Und da kontrollierten sie noch einmal, ob die ganze Familie an Ort und Stelle war - dass unterwegs ja keiner verlorengegangen war! Es war doch alles versiegelt im Zug, alles zu. Aus dem Fenster hätte auch niemand springen können, denn die waren auch nicht offen. Oben war dann alles exakt eingeteilt. Wir Mädchen und Frauen mussten die Betten richten. Dann kamen auch schon die Schwestern und kontrollierten, ob das Lager auch richtig war Wenn nicht. wurde alles wieder runtergezo gen. Niemand durfte mehr den eigenen Willen zeigen. Es musste alles nach Schema, alles nach Befehlen, nach Lagerordnung geschehen. In unserem Lager (Gerlachsheim) hieß der Lagerführer Neff - eine Assoziation, denn der, der unsere Wirtschaft daheim übernommen hatte, hieß auch Neff. Dieser Mann war ein Tyrann. Einmal widersetzte sich ihm eine Frau. Da ohrfeigte er sie so, dass sie mit ihrem Kind im Arm umfiel. Ein anderes Kind von drei, vier Jahren grüßte den Lagerführer einmal nicht mir ,Heil Hitler', da packte er es an den Beinen und warf es ins Eisengeländer hinein. Bei der Treppe war ein Geländer als eine Art Schutz, und da haute er es halt immer wieder hinein. Das Kind starb nicht, aber es war geschockt."


Maria Stingler (geb. 1927):
"Wir hatten dort im Lager jeden Sonntag Appell. Ja, jeden Sonntag statt einer Messe war Appell. Und da war ein Mann - der Simon Dovjak aus Zell. Der war die ganze Woche fort, weil er ja draußen arbeitete. Am Sonntag wusch er seine Sachen, und wenn was hin war, nähte er es. Wir mussten zum Appell antreten, und er kam nicht. Da ging dieser Sani hinunter und fragte ihn, warum er nicht hinauf zum Appell komme. Er sagte: ,Ich muss am Nachmittag schon wieder zur Arbeit, und jetzt muss ich waschen und herrichten.' So, der Sani kam hinauf meldete das dem Lagerführer, und der Lagerführer sagte: ,Es ist gut Das wird er bereuen. Der Dovjak wurde nach Dachau geschickt. Der kam nicht mehr nach Hause."


Andre Kokot(geb. 1936):
"Die Angst war immer da. Vor allem gegen Ende zu, als sie meinen Bruder Jožko aus dem Lager wegbrachten. Zuerst war er im Stadtgefängnis, und ich kann mich noch erinnern, wie wir Erdbeeren für ihn klaubten und sie ihm heimlich zusteckten, wenn er mit dem Wärter durch die Stadt ging. Der Wärter tolerierte das. Der tat so, als ob er nichts sehen würde. Als wir ihn das letztemal trafen, sagte er zu uns, er weiß nicht, ob er noch heimkommt, weil er nicht weiß, wohin sie ihn bringen. Wir sahen ihn nie wieder. Er war erst 18 Jahre alt. Sie brachten ihn in Mauthausen um, und das auf Anweisung der Heimatgemeinde, von dort kam der Befehl, einen von den Kokots zu liquidieren. Warum ich das weiß? Als wir wieder zuhause waren, suchten wir unseren Bruder über das Schwarze Kreuz. Acht Jahre danach brachte der Gemeindebedienstete sein Todesurteil und die Nachricht, dass er in Mauthausen an diesem und diesem Tag exekutiert worden ist. Er ist aufgehängt worden. Die Gemeinde aber hatte die Nachricht schon von dem Tag an, an dem es geschehen ist, also von ,44 weg. Sie wussten, dass mein Bruder Joža tot ist, aber die Mutter und wir alle waren noch der Überzeugung, dass er lebte und heimkehren würde. Die Nachricht von Jožkos Tod zerstörte die Mutter völlig. Sie kam nie mehr darüber hinweg, und sie ist ein paar Jahre darauf gestorben."


Joze Partl:
"Im Juli1945 kamen wir dann nach Kärnten - aber nicht nach Hause. Wir wurden gemeinsam mit einem Zug nach Kärnten gebracht, und als wir ankamen, wollte man uns von Villach aus wieder zurückschicken, weil die provisorische Landesregierung uns nicht mehr zurücknehmen wollte. Wie wir das erfuhren, weiß ich nicht mehr genau, aber jedenfalls sprach man darüber, man fragte die Schaffner: "Geht's nicht weiter? Geht's nicht'?" Irgendwie bekamen wir es auf jeden Fall heraus, dass wir keine Erlaubnis von der Landesregierung hatten, in Kärnten zu bleiben. Und als wir auf unsere Fragen die Antwort bekamen, wir seien keine Kärntner mehr, da uns die Nazis weggeschickt hätten, haben unsere Väter. unsere Mütter und die Größeren es so organisiert, dass alles, was wir mithatten, aus dem Zug herausgetragen und auf den Bahnsteig hingestellt wurde. Wir leerten den ganzen Zug. Den leeren Zug hätten sie zurückschicken können, aber uns nicht. So erzwangen wir das Dableiben. Natürlich waren alle empört. So ist das halt. Aber wir waren schon abgehärtet gegen Repressalien, wir haben auch das ertragen. Wie gesagt, die Heimat empfing uns nicht mit offenen Armen."


HEIMREISE?
Kärnten erlebte seine Befreiung in einer wohl einmaligen Form. Gauleiter Rainer übergab am 7. Mai 1945 die Agenden an die Repräsentanten der neu gebildeten demokratischen Parteien. Die neue Landesregierung unterließ es jedoch konkrete Schritte zu setzen, die es den Vertriebenen ermöglicht hätte, in die Heimat zurückzukehren. Im Gegenteil, die Begrüßung der ersten Heimkehrer im Juli 1945 war mehr als unfreundlich. Als sie mit dem Zug in Villach ankamen waren sie unerwünscht und man wollte sie nach Deutschland zurückschicken. Die Weiterfahrt nach Klagenfurt wurde durch einen Sitzstreik auf den Bahnsteigen erkämpft.


Kärntner Heimatdienst 1959 über Alois Maier-Kaibitsch
"Alois Maier-Kaibitsch hat sein Denkmal in den Herzen der Kärntner. Wenn alljährlich am 10. Oktober von den Bergen die Feuer der Freiheit leuchten, werden auch fürderhin unsere Landsleute dieses Mannes gedenken, der aus grenzenloser Liebe zur Heimat den harten Leidensweg ging."
(aus Alfred Elste: "Kämtens braune Elite", Seite 112)

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