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2013-12-31 Polyamorie und die Einhegung der Liebe - Teil 1 Vermischte Gedanken zu widersprüchlichen Verhältnissen Die Liebe in Gesellschaften, in welchen kapitalistische Produktionsweise herrscht, erscheint als eine ungeheure Sammlung von Haushalten, der einzelne Haushalt als ihre Elementarform. Unsere Untersuchung, so könnte eins Marx paraphrasierend fortfahren, beginnt daher mit der Analyse des Haushalts[1]. Höchst erstaunlich wäre es, würde jene Gesellschaft, worin der Reichtum die Form einer „ungeheuren Warensammlung“ (Marx) annimmt, die Basis dieses Reichtums[2], die „privaten“ sozialen Beziehungen nämlich, von dieser Form ganz ausnehmen. In der Tat: Der „private“ Haushalt und die darin eingehegte Liebe bilden die zu Markt, Staat und Öffentlichkeit komplementäre Seite. Sie befinden sich nicht jenseits davon, sondern sind ihnen inwändig eingelagert. Sie sind nicht das lichte Andere, das der Warengesellschaft entgegen steht, sondern bilden ihre dunkle Einstülpung[3]. Eine Überwindung der Gesellschaft des Privateigentums erfordert die Überwindung der dieser Gesellschaftsform eigentümlichen, mononormativen Liebesverhältnisse. Die Liebesverhältnisse des Fordismus definierten klare Eingrenzungen: gegenüber der oder dem „Ex-Geliebten“, gegenüber allen „platonischen Beziehungen“. Die Liebesverhältnisse des Post-Fordismus werden einerseits komplex, differenziert, hybride, flüssig und entgrenzen sich; andererseits prekär, fragmentiert, nüchtern. Diskurs und Praxis der Polyamorie als „verantwortungsvoller Nicht-Monogamie“[4] entwickeln sich auf Basis postfordistischer Subjektivität. Sie markieren zugleich Versuche einer emanzipatorischen Auflösung der ihr innenwohnenden Widersprüche. * ~ * ~ * DIE FORM DES HAUSHALTS Der bürgerliche Haushalt ist eine historisch spezifische Institution, die sich durch die versuchte Fusionierung von erstens privater Wirtschaftsgemeinschaft (mit geschlechtlicher Arbeitsteilung), zweitens Liebe und drittens Sexualität konstitutiert[5]. Sein emotionaler Kern ist die Monogamie. Sie bedeutet eine Einhegung der Liebe. Die leidenschaftliche, innige Liebe ist ihrem Wesen nach etwas Überfließendes, den Menschen Ergreifendes, bildet Kollektivität und subvertiert soziale Formen[6]. Liebe ist ein leeres begriffliches Zentrum, um das herum sich verschiedene adjektivisch zu fassende, komplexe Gefühlslagen und Haltungen gruppieren. Auch wenn Liebe im Folgenden nicht definiert werden soll, wird von einem grundsätzlichen Widerspruch zwischen liebevollem Begehren und sozialen Formen, die dieses Begehren normieren, ausgegangen. Das Begehren selbst – ein schwacher, dem Trieb verwandter Hilfsausdruck für die Liebe – zeigt sich immer in bestimmten sozialen Formen oder spezifischen Kulturen[7], sein Wesen aber ist formlos und vor-kultürlich. Dies impliziert nicht die Annahme einer Authentizität von Liebe. Betont werden soll vielmehr der konfliktorische Charakter zwischen Gefühlsinhalt und sozialer Form[8]. Liebe und Sexualität sind historisch spezifische Begriffe. Die antiken Griechen kannten zehn verschiedene Formen dessen, was wir heute Liebe nennen würden[9]. Sexualität wurde in dieser Kultur nicht als etwas von Liebe Getrenntes begriffen und erlebt, auch nicht als private Lust, sondern wie Liebe als eine gefühlsmäßige Atmosphäre[10]. Auch das Mittelalter kannte keinen Begriff des Sexuellen[11]. Physisch aufgefasste sexuelle Handlungen können von Liebe definitorisch getrennt werden. Im Weiteren wird dieser Unterscheidung aber keine herausgehobene Bedeutung beigemessen, jedenfalls liegt der Fokus auf der Liebe als leerem begrifflichen Zentrum[12]. Zu bemerken: Während Liebe das klischeehafte Bild weißer Hochzeit erwecken mag, gemahnt der in der Linken beliebtere Begriff der Sexualität an das medizinische Lehrbuch. Beide Konnotationen und Begriffsvorlieben verweisen auf ein Defizit. Sexualität ist kein leeres begriffliches Zentrum wie Liebe. Sie erlaubt daher nicht den formlosen, ergo formsubversiven Charakter des hier Verhandelten zu bezeichnen[13]. Dichterische Liebesäußerungen, die man auch heute noch problemlos als solche nachempfinden und verstehen kann, sind jedenfalls historisch bis an die Anfänge der Schrift belegt[14]. Die Erfahrung inniger, leidenschaftlicher Liebe ist so gesehen offensichtlich überhistorisch (wenngleich nicht in jeder Gesellschaftsform anerkannt und nur in gesellschaftsspezifischem Ausmaß möglich.) Monogamie ist eine soziale Form, wie dies auch für ökonomischen Wert, Staat oder Arbeit gilt[15]. Monogamie ist eine in der vorherrschenden Auffassung scheinbar naturhafte, in Wirklichkeit jedoch historisch durchgesetzte, gesellschaftlich hergestellte Weise des Umgangs miteinander; bemerkenswerterweise ist dies aber eine Form, die keiner herrschaftlichen Gewalt mehr bedarf (weder des Staates noch der Kirche) um sich zu reproduzieren, sondern vor allem der Kulturindustrie. Die kulturindustrielle Fortschreibung der Monogamie reicht jedoch ersichtlich nicht aus, um diese aufrecht zu erhalten. Die Monogamie wird seriell[16], die „eine Liebe“ zur bloßen „Partnerschaft“, das Liebesleben insgesamt für viele Menschen und über erhebliche Strecken zu einer Arena von Marktmechanismen, Vereinzelung, Unglück. Es macht keinen Unterschied (mehr), ob Monogamie ehelich oder nicht-ehelich ist. Das Ideal der Monogamie schreibt sich unter post-fordistischen Verhältnissen als von außerhaushaltlichen Institutionen (Kirche, Staat) weitgehend entkoppelt fort. Anstatt die Mononorm einseitig aus der Herrschaft des Privateigentums abzuleiten, wäre umgekehrt zu überlegen, ob nicht die Festigkeit des Privateigentums (Antithese von Schenken, Teilen und Beitragen) emotional gerade in der bürgerlichen Form des Haushalts wurzelt. Wahrscheinlich handelt es sich um ein Wechselverhältnis. * ~ * ~ * HISTORISCHES Die Mononorm ist weit älter als die bürgerliche Gesellschaft. Sie gründet, anfänglich ohne jeden emotionalen Gehalt, ursprünglich in der Institution der Ehe (die aber bis heute auch polygam sein kann). Die Ehe ist zuerst im alten Mesopotamien als Basis des Patriarchats nachweisbar[17]. In matrizentrischen Gesellschaften hat die Verbindung zwischen Mann und Frau keinen die Reproduktion tragenden, die Erbschaft oder die Verfügung des Mannes über Kinder oder gar über die Frau(en) ermöglichenden Charakter, sie verheiratet vielmehr zwei Clans, wie Carola Meier-Seethaler zusammenfasst: „Prinzipiell sind in matrizentrischen Kulturen die sexuellen Beziehungen immer polygam und zwar für Frauen und für Männer, während die vertraglich geregelte Ehe nach völlig anderen Gesichtspunkten geschlossen wird. Beim Ehevertrag spielen ursprünglich individuelle Motive eine sehr untergeordnete Rolle, dafür um so mehr die Überlebensbedingungen und die wirtschaftlichen Bedürfnisse der Sippe.“[18] Die patriarchale Ehe zwischen Mann und Frau soll dagegen vorrangig Herrschaft, Status und Eigentum der Männer sichern. Daher die Vermutung mancher Feministin, die Ehe sei grundsätzlich patriarchal[19]; in Fortsetzung wäre zu schließen, was allerdings selten (explizit) erfolgt: damit auch die mononormative Liebesbeziehung. Der patriarchale Charakter der Mononorm drückt sich dabei unter den Bedingungen der liberalen bürgerlichen Gesellschaft nicht mehr als Herrschaft des Mannes über die Frau in einer Beziehung aus. Die Unterdrückung gerät vielmehr zu verallgemeinerter, beide Genders umfassender Selbst-Beherrschung, einer systematischen Domestikation der Liebe, die so gesehen ein soziales Fossil ist, das im Zuge emanzipatorischer Bewegungen bereits teilweise funktionslos wird. Die Normierung der Sexualität (zu ergänzen: der Liebe) hat eine Schlüsselrolle in der Herausbildung der kapitalistischen Produktionsweise und bürgerlichen Gesellschaft überhaupt gespielt. Nicht nur in der häufig thematisierten Rolle der Funktionalisierung der Reproduktion für Staat und Kapital (Menschenproduktion), viel mehr noch in der dafür nötigen Selbstzurichtung, sodass eine nachweisliche Zwangsnorm namens Monogamie als eine natur- und triebhafte Gegebenheit erscheinen und sogar erfühlt werden kann (zumindest für einige Jahre jeweils). Die Einhegung der Liebe (und im bürgerlichen Verständnis damit auch der Sexualität) spielte eine zentrale Rolle für die Herausbildung des modernen Individuums insofern, als Liebe und Sexualität sich genau an der Nahtstelle von unwillkürlicher Ergriffenheit, einem fast schon naturhaften Vorgang einerseits und willentlicher, potenziell erstickender Kontrolle andererseits befinden. Hier also muss die herrschaftliche Gewalt ansetzen, um aus dem lebendigen Menschen eine maschinenhafte Arbeits- und Konsummonade zu machen. Denn dies erfordert zuerst einmal eine Einhegung der unwillkürlichen, spontanen Leidenschaften überhaupt, und zwar durch die Monade selbst. Sexualität und Liebe sind das ideale, unersetzliche Terrain zur Entwicklung und Aufrechterhaltung von Selbst-Herrschaft und der damit buchstäblich verbundenen Selbst-Beherrschung. Die Funktion der Selbst-Beherrschung ist nicht die Abtötung von Liebe und Sexualität, sondern ihre Einhegung im Sinn einer sie übermächtigenden Kontrolle. Die Einhegung der Liebe verläuft historisch in mehreren Wellen. An ihrem Beginn steht die Introjektion der Liebe in einen psychischen Innenraum, genannt die Seele, die sich in der griechischen Antike vollzieht, wie Hermann Schmitz beschreibt: „So bruch- und randlos ist der Sexus den frühen Griechen vor der Introjektion in eine sie umfassende und umgreifende Atmosphäre eingebettet, daß sie kaum darauf kommen, ihn als ihre eigene, ganz persönliche Begierde davon abzuheben, und erst recht nicht als ihre eigene Lust. Mimnermos beginnt das erwähnte Gedicht (…) mit der Frage: ‚Was ist das Leben, was ist ergötzlich ohne die goldene Aphrodite?‘ Ohne die stark sexuell getönte Erotik, die auf Begattung hinaus will, ist für ihn also der Glanz des Lebens dahin, und damit das Ergötzliche; er kommt aber nicht auf den Gedanken, daß dieses Ergötzliche seine eigene, private Lust sein könnte. Vor dem 5. vorchristlichen Jahrhundert haben die Griechen überhaupt kein Wort für Lust, wenn man nicht das homerische ‚Hedos‘, das aber nur entgangene Lust bezeichnet, als Surrogat gelten lassen will (…).“[20] Die Seele ist, so Hermann Schmitz, „als Burg der sich gegen ihre Regungen ermächtigenden Person erfunden worden“[21]. „Das Verständnis der sexuellen Erregung und Befriedigung als private Lust statt als Ergriffenheit von einer süßen und schimmernden Atmosphäre ist also nicht älter als die Introjektion der Gefühle überhaupt.“[22] Die Introjektion von Sexus, Eros usw. schafft im selben Zug die Objektivierung der Außenwelt und damit den Leib-Seele-Dualismus. Sie schafft zugleich die Paradoxie der Seele als Subjekt und „Haus“ des Subjekts: „Konsequente Entfaltung dieses Doppelsinns ist die Identifizierung der Seele mit dem Menschen und eines Teils der Seele (der steuernden Besonnenheit) mit dem Menschen im Menschen.“[23] Zum „Erben der Seele“ (Schmitz) wird in der Moderne das Bewusstsein: „Erst die Neuzeit (…) hat mit ihrer Naturwissenschaft und Technik aus dieser doppelten Disziplinierung [AE: der Person und der Außenwelt] alle Konsequenzen gezogen. Der moderne Ingenieur, der mit nüchterner Selbstdisziplin auf das Zähl- und Meßbare reduziert, schließt so den Bogen zwischen diesen beiden Säulen der psychosomatischen Anthropologie: der Selbstermächtigung der Person und der Objektivierung der Außenwelt.“[24] Inwieweit diese Veränderung im griechischen Denken und Fühlen als wesentlicher Teil einer weitergehenden Patriarchalisierung der damaligen Gesellschaft verstanden werden muss, bleibt bis auf Weiteres eine offene Frage. Harald Haarmann argumentiert[25], was diese Vermutung begründet, dass sich in der Frühzeit der griechischen Antike noch wesentliche Elemente der ursprünglich relativ egalitären und frauenzentrierten Kulturen des „Alten Europa“[26] erhalten haben dürften. Aus logisch-struktureller Sicht liegt diese Vermutung nahe, wenn man bedenkt, dass sich das patriarchale Menschenverständnis (und insbesondere das patriarchale Selbstverständnis des Mannes) als eines der Kontrolle des Willens und der Vernunft über die unkontrollierten Leidenschaften darstellt (die als wesentlich in der Frau verortet und als „weiblich“ imaginiert werden), und über die Natur. Die frühchristliche Lehre steht noch der frühgriechischen Auffassung nahe: „Paulus kennt keine Seele, und auch nicht die Tendenz menschlicher Selbstermächtigung, die die Seele zu Stande gebracht hat. Er sagt im Römerbrief: ‚Wenn ich tue, was ich nicht will, dann tue ich nicht das, sondern die Sünde, die in mir wohnt.“[27] Das Mittelalter war durch teilweise freizügigere Liebesverhältnisse charakterisiert als die Neuzeit, die erst den bürgerlichen Haushalt als Ideal und Norm durchsetzt[28]. Das Mittelalter vollzog keine Fusion von Haushalt, Liebe und Sexualität. Die Liebe wurde vielmehr als mit der Ehe unverträglich erachtet[29]. Die realen sexuellen Praxen dürften häufig nicht der kirchlichen Doktrin entsprochen haben. Und auch diese führte erst spät etwa zum Verbot des Konkubinats für Priester. Vor diesem Hintergrund vollzieht sich eine zweite Welle der Einhegung der Liebe im christlich geprägten Mittelalter. Diese Welle ist möglicherweise nicht auf die Kirche als Institution zurückführen, sondern eher auf die Transmission repressiver Sexualvorstellungen der vorchristlichen westeuropäischen Gesellschaften[30]. Die dritte Welle der Einhegung ist die Entstehung des bürgerlichen Haushalts. Seine erste Form erhält er in der Aufklärung, mit der Vernunftehe im Zentrum. Während der Sturm und Drang diese Form kritisiert und ansatzweise auf die Möglichkeiten freier Liebe verweist, hegt die Periode der Romantik diese Tendenz erneut ein. Das Ergebnis ist die moderne Mononorm: eine widersprüchliche Verbindung aus der vernünftigen Kontraktbeziehung und der scheinbar irrationalen Liebeserfahrung unter den Vorzeichen einer Aufrechterhaltung des patriarchalen Haushalts[31]. Exkurs: Der bürgerliche Haushalt in heutiger Form kann daher auch als der systemkonforme Niederschlag sozialer Kämpfe gedeutet werden (ebenso wie andere Momente von Produktion und Reproduktion unter kapitalistischen Verhältnissen) und von oppositionellen Gefühlskulturen. Anders gesagt: Bestimmte Momente des bürgerlichen Haushaltsideals tragen emanzipatorischen Charakter, namentlich die Suche nach einem Reichtum des Gefühls[32]. Dabei ist auch das Moment der Schaffung bestimmter kultureller Formen, von Gefühlskulturen, in den Blick zu nehmen, womit sich Linke traditionsbedingt in aller Regel schwer tun – im Unterschied zur Erfassung sozialer Formen und von Normen[33]. Die gut eingeschliffene Kritik der Linken an der „romantischen Liebe“ – die sich auch in kritischen Untersuchungen zur Polyamorie wiederfindet[34] – ist daher mit Vorsicht zu betrachten, dort wo sie schablonenhaft wird und nicht mehr nach dem konkreten Gehalt, der Ausformung und den jeweiligen gesellschaftlichen Bedingungen derselben fragt[35]. Das unproblematisierte Faible für den Begriff der Sexualität an ihrer Statt ist jedenfalls nicht besser[36]. Anzumerken: Man kann durchaus von einer Unterminierung der Ehe und in Folge auch der Idee und Norm ausschließender Paarbeziehungen durch die Liebe sprechen, die historisch erst der bürgerliche Haushalt vollgültig etabliert[37]. Das ist paradox. Siehe Weiteres in der „Begriffskritik“ am Textende zur Konsequenz der Auflösung der Liebe in dieser Bewegung selbst, als deren Ausgangspunkt Polyamorie erscheint. Eine Bedingung der Möglichkeit des bürgerlichen Haushalts ist die Hexenverfolgung und allgemein verstärkte Repression der Sexualität (von der bis dahin tolerierten Homosexualität über weithin geübte außereheliche Beziehungen, bis zu kollektiver Sexualität zu bestimmten Anlässen) am Beginn der Neuzeit und die darin durchgesetzte radikale Unterdrückung der Frau[38]. Die feministische Theoretikerin Silvia Federici fasst diesen Umstand und den diesbezüglichen kollektiven historischen Gedächtnisverlust zusammen: „Thus, the role the witch-hunt has played in the development of the bourgeois world, and specifically in the development of the capitalist discipline of sexuality, has been erased from our memory.“[39] – und: „The counterpart of the market, the instrument for the privatization of social relations and, above all, for the propagation of capitalist discipline and patriarchal rule, the family emerges in the period of primitive accumulation also as the most important institution for the appropriation and concealment of women’s labor.“[40] Die Hexenverfolgung diszipliniert das Begehren, unterwirft die Frauen und tötet das magische Weltbild des Mittelalters zugunsten einer Mechanik der Leblosigkeit, die sich als eine Radikalisierung der griechischen „Innenwelthypothese“ deuten lässt. * ~ * ~ * FUNKTION, STRUKTUR UND ABGRENZUNG DES HAUSHALTS Der bürgerliche Haushalt sollte die kapitalistische Produktionsweise und bürgerliche Öffentlichkeit, in der Konkurrenz vorherrscht, erträglich machen. Dort sollten die Bedürfnisse nach Individualität, Wärme, Geborgenheit und Intimität gestillt werden[41]. Dies geschah in einer Form, die letztlich die Verhältnisse zwischen Warenbesitzer*innen in den Bereich der Liebesverhältnisse transferierte[42]. Die emotionale Ausschließlichkeit der Monogamie ergab sich aus dem Versuch, Individualität und emotionale Sicherheit unter diesen Verhältnissen zu gewinnen. Genauer gesagt heißt das: Die Liebe des Anderen ist nur dann etwas „wert“, wenn sie ausschließlich ist. Statt Liebe als etwas Teilbares und durch Teilung Vermehrbares anzusehen, erscheint sie als Privateigentum. (Wie die Ware nur etwas „wert“ ist, wenn nur allein ich darüber verfüge oder darauf Anspruch habe.) Statt einen Liebeszusammenhang als einen Zusammenhang von Beiträger*innen zu einem Kommunen (Commons) zu begreifen, erscheint der Liebeszusammenhang als ein Verhältnis wie von Privateigentümer*innen, die einen ausgesprochenen (Ehe) oder unausgesprochenen („Beziehung“) Vertrag miteinander geschlossen haben. Statt den Liebeszusammenhang als einen auf der emotionalen Basis des Schenkens[43] zu verstehen und zu praktizieren, wird er von der Logik des Tausches affiziert; und damit auch von der Logik der Konkurrenz und der Vereinzelung („folie á deux“). Die Praxis des Schenkens schließt eine Balance von Geben und Nehmen nicht aus. Fast alle gelingenden, jedenfalls alle angenehmen Beziehungen inniger Liebe sind ein Geben und Nehmen in Balance. Das Schenken bezeichnet die Ebene des Gefühls, der emotionalen Haltung[44]; die je individuell gefühlte Balance von Geben und Nehmen die Ebene des ethischen Prinzips, die das Teilen benennt. Die entsprechende Struktur der Interaktion eines Liebeszusammenhangs ist die des Beitragens aller dazu[45]. Die Angst vor Eifersucht mag als die heute wichtigste rationale oder auch nur rationalisierende[46] Begründung oder Rechtfertigung der Mononorm gelten. Was ist die Eifersucht? Anstatt Eifersucht aus einer simplen Gleichsetzung von Partner*in und Privateigentum abzuleiten, liegt ein anderer Gedanke näher: Eifersucht ist ein Reflex der Suche nach Einzigartigkeit, Individualität, in einer Gesellschaft der Vermassung. Daher gilt: Ich selbst bin nur dann etwas „wert“, ein Individuum also, wenn diese Liebe allein mir gilt – anstatt meine Individualität in dem besonderen, einzigartigen Bezug dieser einen Person zu mir bestätigt zu sehen; anstatt meine Individualität etwa in der gemeinsam durchlebten und entwickelten Geschichte zu erfahren, die diese Liebe vertieft im selben Maße, als sie sich entfaltet über unteilbare Erfahrungen hinweg. Die Nichtung des Individuums in den Verhältnissen der Warenbesitzer*innen soll durch die Ausschließung aller anderen kompensiert werden; nicht durch eine positive Bestätigung, sondern durch eine negative Bestimmung. Freilich hat Eifersucht verschiedene Formen und ist ein komplexes Gefühl, was die monolithische Sprache der Mononorm unterschlägt. Neben dem Individualität ersehnenden Kern der Eifersucht kann man eher akzidentelle Bedeutungen unterscheiden, die auf dem Neid basieren oder diesen ausdrücken. Solche Eifersucht entspringt nicht einer Frustration der Sehnsucht nach Individualität, sondern einem Mangel an liebender Aufmerksamkeit oder einer Versagung verdrängter Wünsche. Eifersucht gilt vielen ganz im Gegenteil als ultimativer Liebesbeweis oder jedenfalls notwendige Begleiterin der Liebe. Die Frage aber ist: Warum gilt der Wunsch nach Ausschließlichkeit, die negative Bestimmung, als ein solches Symptom; während doch gerade nur die innige Leidenschaft nach Zweisamkeit (also die Einschließlichkeit) mit genau diesem einen Menschen (was für weitere Zweisamkeiten Platz lässt) die Liebe verwirklichen und erfüllen kann? Das Begehren nach einer totalen Ausschließlichkeit (die alle weiteren Zweisamkeiten unmöglich macht), resultiert aus Mangel an totaler Einschließlichkeit. Die innige Liebe ist sich Welt genug. Aber gibt es nicht der Welten mehrere? Eifersucht nicht fühlen zu wollen führt zu Heuchelei. (Dies bedeutet nicht, Eifersucht als eine unveränderliche oder zwangsläufige Gefühlsäußerung zu begreifen.) Die Eifersucht erscheint als emotionales Bollwerk des Haushalts, als seine gefühlsmäßige Begrenzung. Dass der Haushalt keine positive Funktion (mehr) erfüllt, sondern vor allem als ein Kitt gegen die Vereinzelung in der kapitalistischen Produktionsweise wirken soll, enthüllen kritische Repliken auf die Praxis-Diskurs-Formation der Polyamorie, wenn sie – selbst unter Toleranz der sexuellen Nicht-Monogamie, auch in transparenter Form – die gefühlte Mononorm rechtfertigen[47]. Hier ist zu fragen: Geht das überhaupt? Nicht nur: Soll das gehen? * ~ * ~ * DIE EROSION DES HAUSHALTS Die dreigliedrige Fusion von Wirtschaftsgemeinschaft, Liebe und Sexualität, die der bürgerliche Haushalt darstellt, spiegelte nie die Realität, sie ist ein Zwangsverhältnis und wird von der postfordistischen Entwicklung des Kapitalismus inzwischen sichtlich unterminiert[48]. Die Unterminierung der Monogamie und des bürgerlichen Haushalts bewirken einerseits der post-fordistische Kapitalismus, andererseits die gewachsenen Bedürfnisse nach Selbstentfaltung. Auch die zunehmende Entkoppelung der materiellen Reproduktion vom Haushalt (singles, patchworks, WGs) trägt dazu bei. In der Falllinie dieser Entwicklung stehen erstens Kommerzialisierung von Liebe und Sex, zweitens weitere Vereinzelung, Prekarisierung und soziale Spaltung, drittens Nischen alternativer Liebesverhältnisse, die Luxus sind und die Spaltung vertiefen.[49] * ~ * ~ * FORMEN DES ZWEISAMEN Die Aufladung der ausschließenden Zweisamkeit mit dem Gefühl der Erlösung, wie die Mononorm idealiter impliziert, sagt im Grunde dies: die Anderen sind, ein Weiterer ist an meiner Erlösung aus der Isolation der vereinzelten Einzelung nicht beteiligt; die Anderen erscheinen sogar als die absonderliche Umwelt (und sind dies in der bürgerlichen Gesellschaft gemeinhin auch), die mich aussondert als eine/n vereinzelte/n Einzelne/n, mir eine existenzielle Not eingräbt, die erlöst sein will und sich als ein individuelles Rätsel aufgibt, das ich wie eine Sache mit mir herumtrage. Bemerkenswert am Gefühl der Erlösung durch Ausschluss aller Anderen und Einschluss allein zu zweit ist nicht, dass die oder der Andere mich erst ganz macht, zum Menschen nämlich. Bemerkenswert ist: nur diese und dieser eine; dieser Mensch erscheint daher recht eigentlich mir nicht nur zugehörig, sondern gehörig. Bemerkenswert: Der potenziell, häufig auch realiter gerade beiläufigere Kontakt – die sexuelle Interaktion – wird zu dem die Mononorm definierenden Haupttabu erhoben. Der Begriff der „freien Liebe“ ist irreführend, denn Liebe ist kein Gegenstand einer Wahl, die gemeinhin mit Freiheit assoziiert wird. Der Begriff der „offenen Beziehung“ ist irreführend, denn eine Beziehung ist niemals offen, sondern besteht gerade in ihrer ausschließenden Bezogenheit. Dieser bloß oberflächliche Widerspruch zur Praxis der Polyamorie löst sich auf, wenn man die Möglichkeit paralleler, sich verwebender Beziehungen inniger Liebe anerkennt. * ~ * ~ * PERSPEKTIVISCHES Den Zusammenhang der Warengesellschaft tragen und verkörpern bestimmte Subjektivitäten. Deren Herausbildung und Reproduktion sind nicht zu verstehen ohne die Einhegung der Liebe. Sie können daher auch nicht wesentlich verändert werden, ohne diese Einhegung aufzuheben (das ist jedoch kein Henne-Ei-Problem). Der Zerfall der Mononorm ist ein Resultat des postfordistischen Kapitalismus. Eine emanzipatorische Alternative über den Zerfall hinaus ist Ergebnis bewusster Entscheidungen für eine Veränderung von Subjektivität und Liebesverhältnissen. Noch nie sind tiefgründige soziale Bewegungen, die eine Überwindung dieser Gesellschaftsform anstrebten, davon ausgegangen, dass gerade die Liebesverhältnisse des Kapitalismus bestehen bleiben. Erst in der Polyamoriedebatte kommt dies nun – nach den 1968ern – erneut aufs Tapet: als Reflexion einer sich spontan entwickelnden Praxis, die starke Grundhaltungen betont: Konsens, Ehrlichkeit, Fürsorge, Integrität und Achtung. Sie kann daher als ein Element der „Activisms 2010+“ gelten, die einer radikalisierten Wiederkehr der 1968er ähneln[50]. Die Kulturindustrie ist der wesentliche Stabilisator von Norm und Ideal der Monogamie. Eine gegenhegemoniale Kultur der Polyamory ist Raumöffner für alternative Liebesverhältnisse[51]. Diese müsste vor allem auch kulturelle Repräsentationen der Liebesverhältnisse umfassen, wie sie sind, mit entnormierenden Schwerpunkten und Abweichungen vom dominanten script. Die Sexualität in einem weiteren Sinn verstanden, der ihr Dispositiv überschreitet, hat ihr revolutionäres Potenzial nicht eingebüßt. Die Pornographie ist kein Sympton einer Enthegung der Liebe oder der Sexualität. Im Gegenteil, sie ist eine weitere (kommerzielle) Einhegungsbewegung. Sie lässt die Monogamie als Norm und Ideal bestehen, gerade durch ihren fiktionalen und privatistischen Charakter. (Das bedeutet nicht, dass sie diese Norm bestätigt. Man kann sie eher als Symptom eines Widerspruchs zwischen sexuellem Begehren und Mononorm interpretieren[52].) Das revolutionäre Potenzial der Sexualität hat sich nie auf eine bloße „Triebabfuhr“ bezogen. Der so genannte Trieb ist immer kulturell geprägt, ein biologischer Trieb drückt sich beim Menschen niemals in außergesellschaftlicher Weise aus[53]. Insofern ist Polyamorie keine Auflösung kultureller Prägungen, sondern prägt eine neue Kultur. Das revolutionäre Potenzial der Sexualität im weiteren Sinne liegt erstens vor allem in der Liebe (diese ist nicht kategorisch von der Sexualität zu trennen), zweitens, soweit es die Sexualität im engeren Sinne berührt, in einer Entgrenzung der privatistischen Subjektivität, nicht in ihrer Bestätigung in konsumistisch-oberflächlich liberaler Form (als gruppierte Interaktion von paarweise verbundenen Monaden[54]). Das revolutionäre Potenzial also liegt in dem strukturellen Gegenpol, den die innige Liebe (Verbundenheit, Intimität und Fürsorge) der Konkurrenz setzt. In polyamorer Perspektive kommen prinzipiell alle als Liebespartner*innen in Frage; und das in komplexen Konstellationen, die sehr grobe Null-Eins-Logik der Monogamie überschreitend (auch der seriellen, in Abgrenzung zu den „Ex-Geliebten“ etc.); hin zur Auflösung in eine kaum systematisierbare Vielfalt von nuancierten Liebesverhältnissen. In dieser Bewegung bildet sich an vorerst nur sehr kleinen Nischenpunkten (die aber medial großes Interesse erfahren) eine neue Subjektivität des Schenkens, Teilens und Beitragens heraus, eine neue Kollektivität, die den bürgerlichen Haushalt potenziell und wohl häufig auch realiter deutlich überschreitet. Die sich bildenden intimen Netzwerke kennzeichnet häufig eine „Stabilität in der Fluiditität“. Dies wird einerseits durch die spezifischen Werthaltungen der Polyamorie gewährleistet, andererseits durch die Verflüssigung der Grenzen zwischen Freundschaft, Liebe und Sexualität erreicht. Beispielhaft dazu Karoline Boehm: „Ein Akt der Verstetigung von sozialen Bindungen, die von vielen polyamoren Akteur_innen angestrebt wird und eine prägende Erfahrung für sie bildet, findet sich schließlich in der Kategorie des offenen Endes. Indem die Frage der Beständigkeit zum Teil vom Faktor weiterer intimer Beziehungen, der Intensität und dem genauen Charakter des Gefühls der Zuneigung entkoppelt wird, wird ein großer Teil möglicher Trennungsgründe präventiv ausgeschlossen. Dieser Umstand wird hier dementsprechend als konservierender und verstetigender Effekt verstanden, was begünstigt, dass von den Akteur_innen geschlossene soziale Bindungen von Dauer sind. (…) Auch wenn innerhalb einer intimen Beziehung ein eindeutiger Endpunkt gesetzt ist, kam in vielen Erzählungen allerdings ein auffallend starkes Bemühen um eine Transformation der Beziehung zum Ausdruck.“[55] – und: „Wie im Forschungsstand zu Polyamorie festgehalten wurde, stellt die Neubewertung und tendenzielle Angleichung der Bereiche Sexualität, Liebe und Freundschaft ein Merkmal der Szene dar (…). Diese Aussage lässt sich jedoch weiter differenzieren: Deutlich wird, dass zwischen den Ebenen sehr wohl unterschieden wird, jede Ebene aber eine Rückversicherung in den jeweils benachbarten Arten der Beziehung findet. Wenn sexuelle Handlungen in den Hintergrund treten, rücken beispielsweise freundschaftliche in den Vordergrund und andersrum. Damit erfahren die einzelnen Beziehungen eine besondere Absicherung und Verstetigung. Die Verbindung zwischen zwei oder mehreren Personen ist nicht unbedingt an das Funktionieren einer alleinigen Beziehungsebene geknüpft, sondern kann darüber hinaus bestehen, weil die Möglichkeit des Wandels mitbedacht ist. In Summe bildet sich dabei ein gefestigtes soziales Netz aus Partner_innen, Geliebten, ‚Exgeliebten, Nichtgeliebten, Freunden, und Mitgliedern der Gemeinschaft‘ (Butler 2009: 49), das teilweise über Institutionalisierungen weiter verstetigt wurde.“[56] Dass „prinzipiell alle“ als Liebespartner*innen in Frage kommen könnten, bedeutet weder Wahllosigkeit noch notwendig „Promiskuität“, sondern die Entstrukturierung der Liebesverhältnisse nach „Rasse“, Klasse, Geschlecht, Mononorm[57]. Polyamore Praxen entziehen sich der einfachen „Lesbarkeit“ sozialer Ordnungen, die historisch zuerst dem kirchlichen und dann dem staatlichen Blick zu verdanken ist[58]. Sie schaffen eine ebenso verwirrende wie bezaubernde, in weiten Teilen nur aus sich heraus, von den konkreten Beteiligten her verständliche, selbstorganisierte Ordnung. * ~ * ~ * Fußnoten: [1] Der erste Satz des „Kapital“, Band 1, lautet: „Der Reichtum der Gesellschaften, in welchen kapitalistische Produktionsweise herrscht, erscheint als eine ‚ungeheure Warensammlung‘, die einzelne Ware als seine Elementarform. Unsere Untersuchung beginnt daher mit der Analyse der Ware.“ (http://www.mlwerke.de/me/me23/me23_049.htm#M1). Diese Paraphrase hinkt insoweit als der Haushalt eine Institution, die ihm korrespondierende soziale Form jedoch die Monogamie darstellt; die Ware indes ist eine soziale Form, die ihr korrespondierende Institution wäre der Markt. Dennoch soll hier der Haushalt als strukturierendes, zentrales Einbettungsprinzip der Liebesverhältnisse zum Ausgangspunkt genommen sein. Zum Begriff von sozialer Form und Institution siehe weiter unten. zurück zum Text [2] Zu einer damit verwandten Interpretation des Reichtumsbegriffs im ersten Satz des „Kapital“ von Marx siehe John Holloway: „Read Capital: The First Sentence or Capital Starts with Wealth not with the Commodity“ (wird in Bälde in den „Grundrissen“ veröffentlicht) zurück zum Text [3] Siehe dazu grundlegend Scholz, R. (2000): „Das Geschlecht des Kapitalismus. Feministische Theorie und die postmoderne Metamorphose des Patriarchats.“, Horlemann. zurück zum Text [4] Schroedter, T.; Vetter, C. (2010): „Polyamory. Eine Erinnerung“, Schmetterling-Verlag. zurück zum Text [5] Schroedter et Vetter, a.a.O. zurück zum Text [6] Im Sinn scheinbar objektiver, naturgegebener oder zwangsläufiger, unhinterfragter und emotional sowie kognitiv tief sedimentierter Wahrnehmungs- und Verhaltensweisen, die Marx als „Fetisch“ beschreibt. zurück zum Text [7]Der Begriff der sozialen Form wird, Joachim Hirsch folgend – siehe dazu unten –, als Element herrschaftlich strukturierter Gesellschaften verstanden und gilt daher nicht überhistorisch. zurück zum Text [8] In Parallelität zur paradigmatischen, von Marx entwickelten Unterscheidung zwischen Gebrauchswert (konkret sinnlicher Inhalt) und Wert (abstrakter ökonomischer Form) der Ware als historisch spezifischer Form von Produkt. Der Gebrauchswert als Kategorie und Inhalt steht nicht jenseits der sozialen Formbestimmung der Ware. Dennoch ist er nicht restlos auf die soziale Form rückführbar oder damit zu identifizieren. zurück zum Text [9] Siehe Schroedter et Vetter, a.a.O. zurück zum Text [10] Phänomenologisch zeigt die sexuelle Wollust eine starke Nähe zum Gefühl. Insoweit die Phänomenologie des Leibes und der Gefühle im Sinn von Hermann Schmitz überhistorische Muster von Erlebensweisen begrifflich fassbar gemacht hat, gilt dies auch für seinen Befund zum Gefühlscharakter der sexuellen Wollust. Liebe und Sexualität kommen indes in historisch spezifischen sozialen Formen und Kulturen zum Ausdruck. (Darin liegt gerade eine der Problematiken der Einhegung der Liebe, siehe Schmitz in: Gausebeck, H.; Risch, G., Hg., 1992: „Leib und Gefühl. Materialien zu einer philosophischen Therapeutik“, Junfermann-Verlag.) zurück zum Text [11] Karras, R. M. (2006): „Sexuality in Medievial Europe: Doing Unto Others“, Routledge. Besonders deutlich stellt Foucault den historischen Charakter von Sex und Sexualität heraus (siehe a.a.O.) zurück zum Text [12] Damit ist nicht unbedingt die Konnotation von Dauerhaftigkeit verbunden, die möglicherweise Akteur*innen der Polyamorie-Szene dazu unter anderem bewegt, sich von stark sexualisierten Mehrfachbeziehungen eher abzugrenzen, wie verschiedentlich kritisch festgehalten worden ist (siehe Schroedter, T.; Vetter, C. 2010: „Polyamory. Eine Erinnerung“, Schmetterling-Verlag; Boehm, K. 2012: „Praktiken der Polyamorie. Über offene Beziehungen, intime Netzwerke und den Wandel emotionaler Stile“, Veröff. Europäische Ethnologie). Vergleiche dazu etwa die sinngemäße Äußerung von Jimi Hendrix, beispielhaft ironisch-überspitzt: „I fall in love every day a few times.“ Angemerkt sei, dass die Trennung zwischen Verliebtheit, die häufig als nur kurzzeitig auftretend gilt, und Liebe, der die Qualität der Dauerhaftigkeit im vorherrschenden Ideal zukommen soll, relativ zu sehen ist; erstens sind beide Momente, Verliebtheit und Liebe, nicht strikt gegeneinander abzugrenzen (dafür sprechen u.a. auch die Gefühle von Eltern gegenüber insbesondere Neugeborenen, die oft stark der Verliebtheit ähneln oder damit ident sind; vgl. ebenso die der Verliebtheit ähnlichen oder damit identen Momente auch langfristiger intellektueller oder ästhetischer Faszination durch eine Person), zweitens verändert sich das Verhältnis von Verliebtheit und Liebe in polyamoren Praxen tendenziell, sodass diesen Praxen folgende Beziehungen häufig nicht mehr dem linearen Gefühlsverlauf der monogamen Beziehung von Verliebtheit über Bindung zu „Liebe“ und nüchterner Partnerschaft folgen (Boehm, a.a.O.). zurück zum Text [13] Auch Foucault hält die Verankerung des Sexualitätsdispositivs in der Idee eines naturgegebenen Triebs fest. In diesem Sinn gibt es kein Geheimnis der Sexualität, so sehr das diesbezügliche Dispositiv auch zur Intensivierung, Vervielfältigung, Zerstreuung und geheimnisvollen Aura des Sexes geführt haben mag. Schroedter et Vetter ist darin zuzustimmen, dass Theorien der Liebe, wo sie überhaupt entwickelt worden sind, sich eher von den jeweiligen übergreifenden theoretischen Architekturen und den daran gebundenen Bedürfnissen der Theoretisierenden herleiten lassen und dem Sprachgebrauch und Gefühlscharakter der Liebe nicht gerecht werden, diesen vielmehr zurechtstutzen, einengen. Es ist zu ergänzen, dass dies auf extreme Weise für alle Ansätze gilt, die Liebe in das Sexualitätsdispositiv einzuordnen (paradigmatisch dafür: die klassische Psychoanalyse). zurück zum Text [14] Siehe z.B. Schroedter et Vetter, a.a.O.; Meier-Seethaler, C. (1988): „Ursprünge und Befreiungen. Die sexistischen Wurzeln der Kultur“, Fischer-Verlag zurück zum Text [15] Siehe dazu Joachim Hirsch, wonach „soziale Formen aus den allgemeinen Vergesellschaftungsprinzipien resultierende, den Menschen in verdinglichter Weise entgegentretende Verobjektivierungen ihres gesellschaftlichen Zusammenhangs“ darstellen. „Auf das gesellschaftliche Handeln bezogen, bestimmen die sozialen Formen allgemeine und strukturelle Wahrnehmungs- und Verhaltensorientierungen, denen die Individuen unterworfen sind und die sie zugleich durch ihr Handeln reproduzieren. (…) Diese allgemeinen Wahrnehmungs- und Verhaltensmuster konkretisieren sich in gesellschaftlichen Institutionen, oder umgekehrt: in den Institutionen materialisieren sich die sozialen Formbestimmungen.“ (Joachim Hirsch: „Materialisistische Staatstheorie“, 2005, VSA Verlag, S. 40) zurück zum Text [16] Erhebungen zufolge hat ein Mensch in unserem Kulturkreis im Alter von 30 Jahren im Schnitt bereits vier solcher der Mononorm entsprechend eigentlich lebenslang konzipierter Beziehungen hinter sich (Stüvel, H., 2009: „Sexuelle Affären – Fluchtwege aus der Monogamie“, Die Welt, http://www.welt.de/gesundheit/psychologie/article3701020/Sexuelle-Affaeren-Fluchtwege-aus-der-Monogamie.html). Die Dauer dürfte je nach Altersgruppe stark variieren. zurück zum Text [17] Lerner, G. (1995): „Die Entstehung des Patriarchats“, Campus, z.B. S. 144. zurück zum Text [18] Meier-Seethaler, C. (1988): „Ursprünge und Befreiungen. Die sexistischen Wurzeln der Kultur“, Fischer-Verlag, S. 141 zurück zum Text [19] So etwa Noble, V.: „From Priestess to Bride: Marriage as a Colonizing Process in Patriarchal Conquest“, In: Biaggi, C., Hg., 2005: „The Rule of Mars. Readings on the Origins, History and Impact of Patriarchy“, KIT zurück zum Text [20] Schmitz, H., 1992: „Sexus und Eros bei Ludwig Klages“. In: Gausebeck, H.; Risch, G., Hg.: „Leib und Gefühl. Materialien zu einer philosophischen Therapeutik“, Junfermann-Verlag, S. 281f. zurück zum Text [21] Schmitz, H., 1992: „Leib und Seele in der abendländischen Philosophie“. In: a.a.O., S. 295. zurück zum Text [22] Schmitz, H., 1992: „Sexus und Eros bei Ludwig Klages.“ In: Gausebeck, H.; Risch, G., Hg.: „Leib und Gefühl. Materialien zu einer philosophischen Therapeutik“, Junfermann-Verlag, S. 282 zurück zum Text [23] Schmitz, H., 1992: „Leib und Seele in der abendländischen Philosophie.“ In: a.a.O., S. 295 zurück zum Text [24] a.a.O., S. 303 zurück zum Text [25] In Haarmann, H., 2012: „Das Rätsel der Donauzivilisation. Die Entdeckung der ältesten Hochkultur Europas“, C.H. Beck.zurück zum Text [26] Der Begriff wurde von der Archäologin Marija Gimbutas in zahlreichen Publikationen seit den 1960er Jahren geprägt (siehe stellvertretend 1991, „The Civilization of the Godess: The World of Old Europe“, Harper). Haarmann führt aus Gründen der Vereindeutigung den neuen Begriff der „Donauzivilisation“ dafür ein. zurück zum Text [27] Vgl. „Die Übereinstimmung frühgriechischen und ur- oder frühchristlichen Verständnisses der Betroffenheit des Menschen von atmosphärischen Mächten ist Kardinalsymptom eines Selbstverständnisses, durch das die anfangenden Christen hinter die psychosomatische Anthropologie und den Innenweltglauben auf ein vorplatonisches und vordemokritisches Niveau zurückgehen.“ (a.a.O., S. 304) zurück zum Text [28] Dazu etwa Federici, S. (2004): „Caliban and the Witch. Women, the Body and Primitive Accumulation“, Autonomedia. Siehe viel detaillierter: Karras, R. M. (2006): „Sexuality in Medievial Europe: Doing Unto Others“, Routledge. Karras betont den heterogenen und geschlechtsspezifischen Charakter der Sexualerfahrungen und -praktiken im Mittelalter und die Problematik, diese aus heutiger Sicht zu rekonstruieren. zurück zum Text [29] Dies ist eine ebenso strikte soziale Norm wie die umgekehrte eines unbedingten dauerhaften Zusammenschlusses von Liebe und Sexualität, zeigt aber, dass keine der beiden Konstruktionen von der Natur gegeben ist. zurück zum Text [30] Lutterbach, H., 1999: „Sexualität im Mittelalter. Eine Kulturstudie anhand von Bußbüchern des 6. bis 12. Jahrhunderts“, Böhlau-Verlag. zurück zum Text [31] Schroedter, T.; Vetter, C., 2010: „Polyamory. Eine Erinnerung“, Schmetterling-Verlag, unter Rückgriff auf Schenk, H., 1987, „Freie Liebe – wilde Ehe. Über die allmähliche Auflösung der Ehe durch die Liebe“, C.H. Beck. zurück zum Text [32] Ich vermeide das Wort „Erfüllung“, weil es nicht zum Ausdruck bringt, dass menschliche Bedürfnisse nicht von vornherein und allein von Natur gegeben sind, sondern, wie Marx sagt, sich ebenfalls historisch entwickeln. zurück zum Text [33] So beschreibt Hermann Schmitz in „Die Liebe“, 1993, am Beispiel verschiedener Gefühlskulturen der Liebe, die sich literarisch und anhand von anderen Schriftzeugnissen nachzeichnen lassen, die historische Entwicklung dessen, was Claudia Meier-Seethaler eine „Kultiviertheit der Form“ nennt (siehe dazu das Zitat im Epilog). zurück zum Text [34] Mehr beschreibend ohne unmittelbare, aber doch tendenziell durchscheinende Wertung bei Boehm, K. (a.a.O.), als Feststellung auch bei Schroedter et Vetter (a.a.O.). Erkannt wird, dass sich polyamore Beziehungsweisen häufig (nicht immer) in der Nähe klassischer romantischer Beziehungsideale verorten – was zeigt, dass Polyamorie in dieser Hinsicht nicht in Widerspruch zur romantischen Liebe an sich steht. zurück zum Text [35] Zum Teil herrscht auch eine erhebliche Begriffsverwirrung vor. So kritisiert Tahir Chaudry die „romantische Liebe“ und führt sie fälschlich (allein) auf die Unterhaltungsliteratur des 19. Jahrhunderts zurück, während sein eigenes Liebesideal den Qualitäten einer bestimmten – und vielleicht eher problematischen – Form von romantischer Liebe entspricht: „Sie muss sich beweisen und erfordert Hingabe, Geduld, Standhaftigkeit, Treue und Opferbereitschaft.“ (Chaudry, T., 2013, „Romantische Liebe – ein falsches Konzept, Der Standard, http://derstandard.at/1371169850956/Romantische-Liebe—ein-falsches-Konzept) zurück zum Text [36]wie Foucault ausgeführt hat zurück zum Text [37] Das entwickelt Herrad Schenk in „Freie Liebe – wilde Ehe. Über die allmähliche Auflösung der Ehe durch die Liebe“, 1987, C.H. Beck. Sie bleibt jedoch im Wesentlichen bei der ausschließenden Paarbeziehung stehen, was Mitte der 1980er Jahre gesellschaftlich betrachtet noch nicht verwundern konnte. zurück zum Text [38] Dazu ausführlich Silvia Federici (2004): „Caliban and the Witch. Women, the Body and Primitive Accumulation“, Autonomedia. zurück zum Text [39] Federici, S., a.a.O., S. 197 zurück zum Text [40] Federici, S., a.a.O., S. 97 zurück zum Text [41] Schroedter et Vetter (a.a.O.) deuten mit Verweis u.a. auf Hegel an, dass der bürgerliche Haushalt sogar als ein wesentlicher Ort der Herausbildung des bürgerlichen Individuums verstanden werden könnte, das demnach historisch wesentlich der monogamen Beziehung bedarf um sich als konkurrenzorientieres, warengesellschaftliches Subjekt überhaupt zu konstitutieren. zurück zum Text [42] oder, siehe die vorhergehende Fußnote, beide im selben historischen Prozess konstituierte zurück zum Text [43] Hingewiesen sei, dass die Kategorie des Schenkens nicht unproblematisch ist. Sie unterstellt die Annahme von Eigentum an dem Hinzugebenden, auch an Zuneigung und Gefühl, die dann tendenziell erneut in Formen der bürgerlichen Gesellschaft erscheinen. Das ist gerade im Bereich der Liebe, wie an der Argumentation von Hermann Schmitz zu sehen ist, keineswegs selbstverständlich, sondern historisch spezifisch. zurück zum Text [44] Wie in der Alltagssprache ausgedrückt, z.B. in der Redewendung „Ich fühle mich reich beschenkt.“ zurück zum Text [45] Konkretisieren lässt sich diese Feststellung etwa mit der Beschreibung der Dynamik intimer Netzwerke in polyamoren Liebesverhältnissen (siehe z.B. Boehm, a.a.O.; Eaton et Hardy, a.a.O., Schroedter et Vetter, a.a.O.) zurück zum Text [46] Rationalisierung als Form psychischer Abwehr im Sinn der Psychoanalyse: eine vernünftige Legitimation unbewusst oder vorbewusst motivierter Handlungen oder Haltungen, die von den eigentlichen psychischen Ursachen derselben ablenkt. zurück zum Text [47] So etwa Schrupp, A., 2010: „Scheinlösung Monogamie“, http://antjeschrupp.com/2010/09/11/scheinlosung-monogamie/ – die allerdings die „freie Liebe“ der 1960er und 70er Jahre mit der Praxis-Diskurs-Formation der Polyamorie verwechselt; ihre Argumentation trübt zudem eine „Seid doch vernünftig“-Haltung. Ähnlich aber auch Binswanger, M. (2012): „Die große Lüge“. Die Zeit, 27. März, Ausgabe 13, http://www.zeit.de/2012/13/CH-Monogamie/seite-2 – praktisch stellen auch nicht alle Formen der Polyamorie die Mononorm vollständig in Frage (siehe dazu weiter unten) zurück zum Text [48] Ein Indiz ist der so genannte Seitensprung, dessen Erhebung freilich mit notorischen Schwierigkeiten behaftet ist, vor allem aufgrund des darauf bezogenen, die Mononorm konstituierenden Tabus. Anonyme Erhebungen mit der Frage, ob man jemanden kenne, der untreu sei, ergeben etwa 50% bejahende Antworten. Direkt abgefragte Prävalenzraten deuten auf eine Bandbreite zwischen 25 und 50% (siehe Bowman, K., 2009: „Just How Many Spouses Cheat“, Forbes, http://www.forbes.com/2009/06/28/sanford-ensign-affair-opinions-columnists-extramarital-sex.html; vgl. die niedrigeren Angaben dieser Bandbreite beim konservativen Autor John Grohol: „How Common is Cheating and Infidelity Really?“, http://psychcentral.com/blog/archives/2013/03/22/how-common-is-cheating-infidelity-really/). Das wiederum sagt nichts über den Wunsch nach einer jedenfalls sexuellen Überschreitung der Mononorm aus, wie Michéle Binswanger ausführt: „Ganze 72 Prozent der Schweizerinnen und Schweizer verrieten, dass sie es [AE: einen Seitensprung] gern tun würden, wenn sie Gelegenheit hätten. Manche Experten sprechen davon, dass 90 Prozent der Männer im Laufe ihres Lebens fremdgehen, bei den Frauen sind es drei Viertel. Untreue ist denn auch einer der Hauptgründe, warum Ehen in den westlichen Industrienationen reihenweise kollabieren. 50 Prozent beträgt die Scheidungsrate in der Schweiz, dazu werden immer weniger Ehen geschlossen, und die Beziehungen sind heute kürzer und serieller.“ (Binswanger, M. 2012: „Die große Lüge“. Die Zeit, 27. März, Ausgabe 13, http://www.zeit.de/2012/13/CH-Monogamie/seite-2). Dabei wäre zu bedenken, dass beim Seitensprung nichts über Liebe als innige Verbundenheit ausgesagt ist: weder müssen vorrangig sexuell definierte Beziehungen mit inniger Liebe zu tun haben noch jene mit diesen. zurück zum Text [49] Roswitha Scholz (a.a.O.) fasste dies als die „Verwilderung des Patriarchats“ in der Postmoderne; siehe ähnlich Schroedter et Vetter (a.a.O.) zurück zum Text [50] Siehe dazu weiter: Exner, A., 2013: „Die Tränengasdemokratie. Frankfurt, Istanbul und der globalisierte Widerstand“, „Grundrisse“, Nr. 47, http://www.grundrisse.net/grundrisse47/die_Traenengasdemokratie.htm zurück zum Text [51] Beispiele dafür sind Filme wie „Vicky, Cristina, Barcelona“ (siehe die Rezension von Exner, A., 2013, „Zweierlei Leid“, http://www.social-innovation.org/?p=4903) oder „Ein Zuhause am Ende der Welt“. zurück zum Text [52] Rund ein Drittel aller Erwachsenen konsumiert Pornographie, davon knapp drei Viertel Männer; diese Werte differieren wohl stark je nach Altersgruppe, http://de.wikipedia.org/wiki/Pornografie – physiologisch reagieren Frauen wie Männer grundsätzlich gleichermaßen auf Pornographie, wobei Männer paradoxerweise selektivere Erregungsmuster als Frauen zeigen; die bewusste Wahrnehmung und das subjektive Verhalten dazu sind jedoch, wie die Pornographie und deren Definition selbst, stark kulturell bestimmt; Liebesromane, wahrscheinlich vorwiegend von Frauen konsumiert, werden etwa nicht unter diesen Begriff subsumiert. zurück zum Text [53] Wenngleich „der Trieb“ – ein hinterfragbares Konstrukt – zu sozialen Formen und daran anschließenden Normierungen grundsätzlich in einem konfliktorischen, subversiven Verhältnis steht (siehe dazu oben). zurück zum Text [54] wie in bestimmten Formen des „Swingens“; das bedeutet nicht, dass solche Formen illegitim sind zurück zum Text [55] Boehm, a.a.O., S. 91; siehe ähnlich Eaton et Hardy, a.a.O. zurück zum Text [56] Boehm, a.a.O., S. 76; siehe ähnlich Eaton et Hardy, a.a.O. zurück zum Text [57] Hier wird von der polyamoren Perspektive gesprochen, nicht von der Realität, die durch Ausschlüsse gekennzeichnet ist (siehe dazu weiter unten). zurück zum Text [58] siehe Scott, J., 1999: „Seeing Like a State. How Certain Schemes to Improve the Human Condition Have Failed“. zurück zum Text
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