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Andreas Exner

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2013-03-21

Wem gehört der Acker? Teil 2

Kollektiver Landbesitz als notwendige Erweiterung von CSA: für eine Solidarische Landwirtschaft

Eine realpolitische Strategie Solidarischer Landwirtschaft in Mitteleuropa

Staatliche Enteignung, massenhafte direkte Aneignung und Flächenfreikauf können Teilstrategien auf dem Weg zu einer Solidarischen Landwirtschaft sein. Antworten auf die strategische Frage, wie CSA zu einer wirklichen Solidarischen Landwirtschaft weiterentwickelt werden kann, hängen freilich auch von den konkreten Eigentumsverhältnissen vor Ort ab, neben den sozialen Bewegungen und ihrer Durchsetzungsfähigkeit gegenüber dem Staat und den Grundeigentümern.

Die Verteilung von landwirtschaftlichem Grundeigentum in Österreich ähnelt in groben Zügen der in Frankreich. Neben einer dominierenden kleinbäuerlichen Landwirtschaft gibt es auch erhebliches Großgrundeigentum in Gunstlagen. Während letzteres nicht zuletzt durch EU-Subventionen ökonomisch prosperiert, dauert die Krise der kleinbäuerlichen Landwirtschaft an und könnte sich noch weiter verschärfen.

Im Unterschied zu Frankreich ist der Agraraktivismus in Österreich jedoch bislang schwächer entwickelt. Die Militanz sozialer Bewegungen ist in Frankreich generell stärker als hierzulande.

Das Hauptmotiv der ProduzentInnen eine CSA zu bilden ist die Sicherung des eigenen Betriebes. Kleinbäuerliche Höfe sind unter den gegebenen, auch politisch hergestellten Bedingungen zumeist nicht auf Dauer konkurrenzfähig. So gesehen gäbe es von der Seite der Produzierenden her das Potenzial zur deutlichen Ausweitung der heute für die meisten idealtypischen Form von CSA: mit Vorfinanzierung durch die Konsumierenden, die gelegentlich mitarbeiten und mitplanen, jedoch ohne Schritte zur Überwindung der Geldschranke, die alle Güter des Hofes passieren müssen.

Wie das Beispiel Frankreich zeigt, kann diese Ausweitung in weiterer Folge mit einer Bewegung zum Flächenfreikauf, noch unterstützt durch Hofschenkungen, produktiv zusammenlaufen. Wesentlich scheint dabei jedoch die partizipative Verwaltung der Flächen auf der Grundlage sozialer Gleichheit. Andernfalls können Landstiftungen zu autokratischen Körperschaften werden. Dies ist ein wesentlicher Punkt, vergegenwärtigt man sich Überlegungen, solche Körperschaften mit Anlagekapital zu speisen, wie das der Demeter-Verband zusammen mit einer Reihe anthroposophischer Banken in einer jüngst veröffentlichten Studie tut[6].

Die Demeter-Studie spielt mit dem Begriff des „Flächenfreikaufs“, meint damit aber lediglich ganz normalen Kauf. Land soll nach ihrer Vorstellung von einer Stiftung mittels Anlagekapital akquiriert und dann verpachtet werden. Das hat mit einer demokratischen Form der Bodennutzung wenig zu tun und ist kein Schritt zur Auflösung von Marktstrukturen. Es handelt sich dabei vielmehr um eine wohlstandsgrün verbrämte Landkonzentration in der Hand von AnlegerInnen und Stiftungen.

Das Ziel ist für die Demeter-Studie nicht eine Auflösung der vom Markt gesetzten Trennungen zwischen ProduzentInnen und KonsumentInnen. Sie konzipiert vielmehr ein neues ungleiches Abhängigkeitsverhältnis, das sich nun „guten Gewissens“ mit dem Geld kleiner AnlegerInnen auf „regionalen Märkten“ speist: „Schließlich entspricht es auch modernem ‚assoziativem‘ Wirtschaften, wenn der Bauer nicht selbst Eigentümer der Flächen ist, sondern Kunden, Unterstützer, Freunde oder Anteilseigner ihm den Boden zur Bewirtschaftung zur Verfügung stellen. Der Bauer ist dabei in einem anderen Sinne frei, als wenn er auf Privateigentum wirtschaftet. Er wirtschaftet für einen Umkreis, der ihm im Gegenzug den Boden zur Verfügung stellt und ihm damit seine Existenz gewährleistet. Die Trägerstruktur muss daher außerlandwirtschaftliches Kapital für den Kauf von Pachtflächen für Ökobetriebe mobilisieren.“ (S. 91).

Warum nicht die Produzierenden genauso EigentümerInnen sind, weshalb Pacht zu bezahlen ist und wie die immer weiter wachsende soziale Ungleichheit, der Solidarische Landwirtschaft entgegentreten müssten, anzugehen ist, bleibt unklar. So markiert das Fazit der Demeter-Studie in etwa das Gegenteil einer emanzipatorisch orientierten Veränderung von Eigentumsverhältnissen, die letztlich nur ihre Auflösung bedeuten kann, was die Studie ja gerade nicht anzielt: „Die Konzentration auf die Förderung von Kulturlandhöfen bietet dem ethisch motivierten Kapitalanleger ein Investment mit hohem Zusatznutzen.“ (S. 93) Die Konzeption der Demeter-Studie führt zwar zu einer Ablösung überkommener Vorstellungen kleinbäuerlicher „Selbstständigkeit“, allerdings nur in dem Sinn einer anthroposophisch schaumgebremsten, dennoch kapitalistischen Quasi-Aktiengesellschaft.

Wie also kann im Unterschied zu solchen Vorstellungen CSA einen Transformationsweg hin zu Solidarischer Landwirtschaft eröffnen? Und zwar unter den in Österreich im Besonderen und Mitteleuropa im Allgemeinen vorherrschenden Bedingungen, die sich von den Verhältnissen im globalen Süden, wo häufig die große Mehrheit der Menschen landwirtschaftlich tätig ist, deutlich abhebt? Führen wir uns die Struktur der Beziehung in einer CSA nochmals vor Augen: In der heute idealtypischen Form der CSA spielt de facto die Solidarität der Konsumierenden mit den Produzierenden die Hauptrolle. Die Konsumierenden verzichten auf Kostenvorteile, tragen eigene Arbeit bei, übernehmen einen Teil des Risikos der Betriebe und zum Teil auch Verwaltungsarbeiten. Die Produzierenden erfahren dadurch einige Erleichterungen, zumindest sofern sie tatsächlich auch Aufgaben an die CSA abgeben, was nicht alle Höfe gerne tun.

Dies bedeutet zweierlei: Erstens schränkt es den Kreis der CSA-TeilhaberInnen tendenziell auf privilegierte Bevölkerungsgruppen ein. Zwar bleibt noch auszuloten, welches Preisniveau ein CSA-Betrieb erreichen kann, wenn er auf gutem Standort technisch optimal wirtschaftet. Schließlich fällt der Zwischenhandel komplett aus. Im Schnitt sind die Lebensmittelpreise in der jüngeren Vergangenheit gestiegen und die Einkommen der Bauern gesunken. Zwischen diesen beiden Tendenzen hat sich eine Schere aufgetan, die den wachsenden Profit des Zwischenhandels speist. Im Grunde sollte es möglich sein, sofern der Betrieb auf herrschendem Produktivitätsniveau wirtschaftet, die Preise der Lebensmittel in einer CSA zumindest auf Supermarktniveau zu halten und zugleich den Bäuerinnen und Bauern ein höheres Einkommen zu ermöglichen.

In der Praxis haben jedoch vor allem unterproduktive Betrieb die größten ökonomischen Schwierigkeiten und damit auch den stärksten Anreiz sich einer CSA zu widmen. Die potenzielle Möglichkeit bleibt dann wohl zumeist Theorie. Nur angemerkt sei hier, dass das Unterschreiten des herrschenden Produktivitätsniveaus verschiedene Gründe haben kann, etwa von weniger produktiven Standorten über geringe Arbeitsteilung bis hin zum Verzicht auf synthetischen Dünger.

Zweitens bedeutet die Struktur einer CSA, dass der Hof an marktwirtschaftlich definierter „Selbstständigkeit“ einbüßt und sich potenziell mehr in soziale Beziehungen eingebettet. Er wird zu einem wichtigen Teil von den Konsumierenden aktiv unterstützt [7], noch dazu unter gewissem Verzicht auf bestimmte Vorteile, die der Markt bieten würde. Diese Entwicklung ist möglicherweise politisch für eine Solidarische Landwirtschaft relevant. Denn mit der Abhängigkeit des Hofes von direkten sozialen Beziehungen wächst auch die Möglichkeit der Mitsprache und der gemeinsamen Gestaltung.

Das soziale Kräfteverhältnis zwischen Lohnabhängigen und den Bäuerinnen bzw. Bauern, das sich ansonsten hochgradig vermittelt über den Markt und die vielen darin involvierten Akteure ausdrückt, kommt hier in eine direkte Konfrontation. Als konfrontativ versteht sich CSA in der Tat nicht, die demgegenüber ja gerade Kooperation und Solidarität betont und auch lebt.

Doch ist diese Kooperation wie zu sehen war durch den Markt gebrochen und die Solidarität durch die Einbindung von Produzent wie Konsumentin in den Kapitalzyklus arg limitiert. Nüchtern betrachtet bleiben deshalb auch CSAs in das Machtverhältnis zwischen diesen beiden sozialen Klassen vorerst einmal eingebunden, auch wenn man davon wegkommen will.

Diese Machtverhältnis war lange Zeit nicht spürbar, ist aber manchen noch aus der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg in Erinnerung, als Nahrungsmittel nur zu Wucherpreisen oder gegen Naturalien oder Arbeitsleistung in der Art von Knechtschaft zu haben waren. In einer Situation einer sich verschärfenden Krise wird die Verfügung über Land wieder wichtiger werden. In Ländern wie Griechenland ist dies längst für viele eine Überlebensfrage. Wer über Land verfügt, entgeht dem Hunger. Wer den Job verliert und das Pech hat in der Stadt zu leben, ist davon jedoch bedroht.

Die alleinige Verfügungsmacht der Höfe über ihre Produktionsmittel nimmt in dem Maße potenziell ab, als ihre Produktion in der CSA nun ersichtlich von der Mithilfe und der Subvention durch die Konsumierenden abhängt. Unter gewissen Voraussetzungen könnte diese strukturell neue Situation dazu führen, dass Konsumierende mehr Eingriffsrecht und Teilhabe einfordern. Ökonomisch wären sie dazu ähnlich legitimiert wie als Lohnabhängige in ihren Betrieben oder AktionärInnen in ihren Aktiengesellschaften. Ohne diese grundverschiedenen Rollen hier gleichsetzen zu wollen: was sich darin ausdrückt ist die materielle Fundierung von demokratischer Mitbestimmung.

Selbstverständlich kann diese Möglichkeit auch ungenutzt bleiben, wie gerade die Lohnabhängigen in ihrer überwiegenden Zahl illustrieren.

Keinesfalls sollte man sich über die bei vielen, vermutlich den meisten Bäuerinnen und Bauern fest verankerte Ideologie der „Selbstständigkeit“ hinwegtäuschen. Unter kapitalistischen Bedingungen gilt die Bäuerin geradezu als paradigmatische Kleinunternehmerin und versteht sich zumeist auch so. Der „eigene Hof“ ist ja in der Tat die materielle Basis einer gewissen Autonomie. Viele Bauern fühlen sich daher heute auf den Status von Subventionsempfängerinnen wider Willen reduziert. Das politische Ziel vieler Kleinbäuerinnen und -bauern, vom Preis der eigenen Produkte auch leben zu können, das heißt auf Subventionen zu verzichten, drückt neben anderen Motiven wohl auch den Wunsch aus, „eigenständig“ und „ehrlich“, sozusagen „von eigener Hände“ Arbeit leben zu können. Die Subvention wird als künstlicher Eingriff erlebt, der Preis solle demgegenüber „die Wertschätzung“ gegenüber dem Produkt ausdrücken und irgendwie „wahr“ sein.

Die CSA kann diese Illusion in zweierlei Hinsicht zumindest potenziell aufweichen und damit zur Weiterentwicklung Solidarischer Landwirtschaft beitragen: sie zeigt praktisch die Abhängigkeit nicht nur des Konsumenten von der Produzentin, sondern auch die Abhängigkeit des Betriebs von der Solidarität der Konsumierenden. Damit kann sie die Illusion der „selbstständigen Produktion“ unterminieren, die eine hegemoniale Vorstellung im Kapitalismus ist und ihn legitimiert.

Es ist zudem schwer einzusehen, warum gerade die Erde einer kleinen Gruppe von Menschen oder gar ein paar Stiftungen gehören soll, die selbst nicht von allen Menschen, sondern von AnlegerInnen getragen oder gebildet werden. Zwar sind die Kleinbäuerinnen und -bauern angesichts von Kirche, Staat und Großgrundeigentum dabei sicherlich der geringere Faktor, aber auch einer, der die Hegemonie des Privateigentums an Grund und Boden mit aufrecht erhält, die allgemeine Akzeptanz also, dass das so seine Richtigkeit und Ordnung hat. Hier unterscheidet sich die strategische Lage deutlich von zum Beispiel von Afrika, wo zumeist (differenzierter) kleinbäuerlicher Besitz vorherrscht, jedenfalls der bei weitem überwiegende Teil der Bevölkerung Landwirtschaft zur Subsistenz betreibt.

Freilich gehört noch Weiteres zu einem Prozess Solidarischer Landwirtschaft, an erster Stelle eine Antwort auf die Frage, wie Menschen zu CSA-Nahrungsmitteln kommen, die nicht über Zeit und Geld verfügen. Viele arm Gemachte leiden unter einem drastischen Mangel an beidem. Eine notwendige Antwort lässt sich nicht einfach auf eine klassische Forderung nach höheren Löhnen reduzieren. Diese ist zwar in gewissem Sinne nach wie vor richtig, setzt jedoch gerade eine vergrößerte Autonomie der Lohnabhängigen voraus, sich auch teilweise unabhängig vom Kapital zu reproduzieren, zum Beispiel um wiederkehrende und langfristige Streiks durchfechten zu können. In Hinblick auf die notwendige Alternative zum kapitalistischen System insgesamt reichen Lohnforderungen sicherlich zu kurz, weil Löhne das Kapital voraussetzen. Die Entwicklung Solidarischer Landwirtschaft müsste vielmehr mit der Entwicklung von Aneignungskämpfen der Lohnabhängigen zusammengedacht und auch praktisch zusammengebracht werden. Eine Losung in der Art von „dann müssen die KonsumentInnen eben höhere Löhne fordern“ ist zu wenig.

Eine sukzessive vergrößerte Mitsprache von CSA-Konsumierenden im Betrieb und eine Koppelung mit Initiativen der Überführung von CSA-Flächen in Gemeineigentum, das auf der Basis sozialer Gleichheit und jenseits repräsentativer Strukturen verwaltet werden müsste, sind noch nicht alle Komponenten einer Strategie Solidarischer Landwirtschaft in Verhältnissen wie in Österreich.

Die dritte Komponente ist davon relativ unabhängig, würde jedoch erst im Zusammenspiel mit den beiden zuvor genannten ihre größte Wirkung entfalten: der Aufbau von Kooperativen im Vorleistungsbereich der landwirtschaftlichen Betriebe. Eine solche Bewegung setzt eine schon große Zahl von CSA-Betrieben und entsprechendes politisches Bewusstsein sowohl bei den Produzenten als auch bei den Konsumentinnen voraus. Mit ziemlicher Sicherheit müsste sie auch eine Reihe juristischer Hindernisse bewältigen, die der Staat der kooperativen Selbstorganisation jenseits der verrosteten und konservativ-hierarchischen Genossenschaftsstrukturen entgegensetzt, wie sie etwa der Österreichische Genossenschaftsverband und – noch krasser – der Raiffeisenverband verkörpern. Unmöglich wäre eine solche Entwicklung jedoch nicht.

Synthetische Düngemittel oder Pestizide, so sie zum Einsatz kommen sollen, sind schwer in Kooperativen herzustellen, können aber in Einkaufsgenossenschaften bezogen werden [8]. Saatgut könnte von den Betrieben in sinnvoller Arbeitsteilung produziert und ohne monetären Tausch wechselseitig weitergegeben werden. Dies wäre ein zentrales Element einer Gegenbewegung zur Einhegung der Gemeingüter durch den Kapitalismus und wird zum Beispiel von Jack Kloppenburg im Konzept der „Open Source Seeds“ angesprochen (www.grain.org/)

Denkbar wäre auch, die Ergebnisse der Initiative „Open Source Ecology“ auf ihre Anwendbarkeit in der Praxis zu befragen. Sollte die lokale Herstellung von einfachen landwirtschaftlichen Maschinen wirklich möglich sein, wäre auch die Etablierung von kooperativen Maschinenfabriken in Reichweite.

Die Auflösung der Illusion der Selbstständigkeit der Produzierenden bietet unter der Voraussetzung von mehr substanzieller Mitsprache der KonsumentInnen noch eine weitere Perspektive. Die Praxis der CSA könnte auch zur eigentlich naheliegende Frage inspirieren, warum nur auf der Ebene des Einzelbetriebs eine Planung der Produktion im Voraus erfolgt. Solange man eine gewisse Rolle von Marktverhältnissen unterstellen will, führt dies auch zur Frage, warum nur die einzelne CSA auf sich gestellt eine Vorfinanzierung bewerkstelligen soll; vor allem, wenn man die oben angesprochenen Risiken für die Konsumierenden bedenkt. Eine Kooperation zwischen CSAs, wie sie sich etwa im Rahmen der französischen AMAPs entwickelt, würde auch eine praktische Antwort auf diese Frage erlauben. Gerade bei Lebensmitteln wäre es sogar leicht möglich, die Jahresproduktion einer ganzen Region im Voraus zu planen, ausgehend von den Bedürfnissen der Konsumierenden.

Solche Fragen und daraus folgende Antworten setzen vermutlich voraus, dass Bedürfnisse nach der persönlichen Verbindung mit einem bestimmten Betrieb, die wohl häufig, neben anderen Gründen, zur Teilnahme in CSA-Projekten motivieren, zugunsten gesamtgesellschaftlich sinnvoller Kooperation in anderer Form Erfüllung finden als in einer bloßen Erweiterung der „Selbstständigkeitsillusion“ durch parzielle Hereinnahme einer Gruppe von Konsumierenden in das Betriebsgeschehen; oder in einer paternalistischen „Teilhabe“ eines Anlegers am Betrieb wie die Demeter-Studie es beschreibt.

Anleihen könnte eine solche Bewegung am teilweise weitreichenden Genossenschaftswesen noch der Zwischenkriegszeit nehmen. Damals wie heute steht ein Klassenbündnis zwischen Bäuerinnenschaft und Lohnabhängigen auf der Agenda, das zu einer Aufhebung dieser Klassen, das heißt des monetär zwischen ihnen vermittelten Tausches sowie der damit gesetzten Eigentumsverhältnisse und ungleichen Abhängigkeitsverhältnisse führen müsste.

Saturnino Borras und Jennifer Franco formulieren eine vergleichbare Zielrichtung als eine Forderung nach „Landsouveränität“. Das Konzept soll die schon seit Längerem von La Via Campesina und anderen propagierte Ernährungssouveränität ergänzen [9]. Sie stellen dieses Konzept in den Rahmen einer Bewegung für eine Einhegung von Ressourcen „von unten“, darunter Land. Die Gesellschaft solle sich Ressourcen (wieder) aneignen, die heute vermehrt von Staat und Kapital eingehegt werden.

Ein solches Bündnis zwischen Lohnabhängigen und Bäuerinnenschaft jedenfalls würde auf die tendenzielle Aufhebung des strukturellen Konflikts zwischen diesen Klassen abzielen, und damit auf die Aufhebung dieser Klassen selbst. Vielleicht könnte dies unter mitteleuropäischen Verhältnissen von einem weiterentwickelter CSA-Ansatz mit seiner oben skizzierten Potenz der stärkeren kooperativen Verschränkung von ProduzentInnen und KonsumentInnen ausgehen. Ebenso wichtig wären gemeinsam entwickelte und vertretene Forderungen gegen Staat und Kapital.

Der Autor dankt allen, die Literaturtips, Anregungen und kritische Rückmeldungen zu diesem Text gegeben haben. Er ist Mitglied einer CSA, hat das Projekt „Bodenfreikauf“ mit initiiert und vor Jahren, zusammen mit anderen, einen (nicht mehr existenten) Gemeinschaftsgarten in Wien gegründet.

Fußnoten:

[6] www.demeter.de/ zurück zum Text

[7]und zwar im Unterschied zur Anlage von Kapital im Modell der Demeter-Studie zurück zum Text

[8]Hier ist nicht der Ort, dies ausführlich zu diskutieren, die Frage der Produktivität der Landwirtschaft ist angesichts von erheblichen Ansprüchen an die Bodenerträge, die auch ohne Agrofuels und bei veganer Ernährung steigen werden, jedenfalls keine triviale. Peak Gas ist kein Argument gegen Stickstoffdünger, der auch über Biomasse hergestellt werden kann, und viele Böden etwa in Afrika sind geologisch bedingt zum Beispiel arm an Phosphor, was die Erträge limitiert. Ein sehr gezielter Einsatz von bestimmten Pestiziden ähnlich wie vom Integrierten Landbau befürwortet, ist wohl nicht von vornherein und unter allen Bedingungen auszuschließen. Biotechnologische Verfahren schließlich (DNA-Marker-unterstützte Züchtung) erhöhen die Produktivität der gerade für den Biolandbau entscheidenden Pflanzenzüchtung (vgl. www.etcgroup.org/ ) Die im Biolandbau erlaubten Pestizide sind nicht unbedingt und in allen Fällen weniger schädlich als die von der konventionellen Landwirtschaft eingesetzten, jedenfalls sind nicht alle unbedenklich. Auch hier wäre jeweils konkret und vor allem unter Außerkraftsetzung kapitalistischer Einkommenszwänge zu entscheiden, wann solche Stoffe eingesetzt werden. Ganz grundsätzlich ist festzuhalten, dass der Biolandbau nicht auf „synthetische“ Inputs verzichtet. zurück zum Text

[9] www.tni.org/ zurück zum Text
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