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2012-12-12

Was ist Antizionismus?

Anmerkungen zum Hass auf den Juden unter den Staaten.

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts verbreitete sich unter Juden, die in Europa lebten, die Idee, einen jüdischen Nationalstaat zu gründen und das Leben in der Diaspora zu beenden. Das Leben in Europa erwies sich als zunehmend unsicher und die modernen Nationalstaaten der Zeit versprachen Juden alles andere als dauerhafte Sicherheit und Freiheit für Individuen ohne Ansehen ihrer Religion. In einzelnen Fällen gab es sehr wohl emanzipative Gesetzgebung und damit Hoffnung, dass im Rahmen der Durchsetzung einer Moderne, die Religion zunehmend als Privatsache ansah, die Jahrhunderte dauernde Diskriminierung und Drangsalierung von Juden und Jüdinnen zu Ende gehen würde. Allein, es gab immer wieder fundamentale Rückschläge. Dazu kam die Gründung von Parteien und Vereinen, deren einziges Ziel war, gegen Juden zu kämpfen. Es entstand eine Pseudowissenschaft, die auch für sich ansonsten als Liberale Verstehende den "Beleg" lieferte dafür, dass die Juden "unser Unglück" seien. Weiter herrschte virulente Abneigung in der nicht-jüdischen Bevölkerung, die jederzeit ausbrechen konnte und deren Eindämmung durch die Staaten keineswegs garantiert war. Wenn es eines Beweises bedurft hätte, dass diese Befürchtungen sehr richtig waren, so muss Auschwitz als solcher gelten - die systematische Vernichtung der Juden unter den Augen der Staaten, der Kirchen, der Gewerkschaften und Parteien mit Hilfe der vereinten Antisemiten Europas und unter Führung der Deutschen.

Zwar gab es Nationalstaaten, doch Jüdinnen und Juden konnten sich keineswegs darauf verlassen, dass sie staatliche Gewalt zu ihrem Schutz einsetzen würden. Deshalb entstand die Idee, im bis dahin britischen Mandatsgebiet Palästina, in dem das Judentum auch historisch präsent war, einen Staat zu gründen. Dieser sollte explizit jüdisch sein, so dass es ihm und seiner Bevölkerung unmöglich sein würde, sich in antisemitischer Raserei gegen die Juden zu richten. Eine Notlösung gewissermaßen, als Versicherung und Heimstatt aller Juden auf der Welt, die ihnen staatlichen und damit auch militärischen und gewaltsamen Schutz gewähren würde, sollten sie (wieder) Ziele eines Vernichtungswunsches werden. Innerhalb des orthodoxen Judentums gibt es Ablehnung gegenüber der Idee eines israelischen Staates ( http://de.wikipedia.org/) und man kann diese Ablehnung als "antizionistische Haltung" bezeichnen. In dieser Flugschrift jedoch steht bösartige Feindschaft gegen den Staat Israel und seine Bewohner zur Debatte, und mit dem Begriff des "Antizionismus" ist die Opposition und das Ressentiment gegen den Staat Israel als Jude unter den Staaten gemeint.

Dass Nationalsozialisten und bekennende Judenfeinde gegen einen Staat sind, in dem Juden das Sagen haben, und der ihnen im Zweifel in den Arm fallen wird, wollten sie sich an seinen Staatsbürgern und Staatsbürgerinnen vergehen, verwundert natürlich nicht. Allerdings heften sich heute auch Linke oder sich als links verstehende Kreise, sogenannte Liberale und anderweitig als zur bürgerlichen Mitte Gezählte gerne den Orden des Antizionismus ans Revers und halten sich deshalb für besonders fortschrittlich und menschenfreundlich. Gegen ihre Wahrnehmung und ihr Ressentiment wendet sich diese Schrift.

“Israel ist doch ein Nationalstaat und Nationalstaaten sind abzulehnen.”

Beliebt ist vor allem unter Linken die Behauptung, man sei ja nur gegen Israel, weil man gegen Nationalstaaten an sich sei. Notwendig für eine solche Position ist allerdings die Annahme, dass Israel ein Nationalstaat sei wie jeder andere auch, und folglich die Feindschaft gegenüber Israel zwingende Konsequenz einer generelle Opposition gegenüber den Ideen von Nation und Staat sei.

Nun gibt es aber unter denen, die sich dieses Argumentes bedienen, keine fundamentale Kritik am Staat Uruguay oder am Staat Tuvalu, und auch in vielen Fällen nicht am Staat Deutschland. Sie sind nicht wie besessen von der Idee, permanent das Schlechte und Böse an diesen anderen Staaten zu finden, sich zu empören und anklagend die Existenzberechtigung dieser Staaten in Zweifel zu ziehen.[1] Daher kann ihre "Kritik" an Israel nicht in Anspruch nehmen, eine fundamentale Opposition gegenüber Nationalstaaten zu sein, sondern muss verstanden werden als spezifische Feindschaft gegenüber dem Staat Israel und dem, wofür dieser Staat steht.

Israel ist ein jüdischer Staat - der einzige -, der allen Juden Zuflucht und Schutz bietet und als solcher natürlich auch einen Staatsapparat hat mit Militär, Geheimdienst und allem, was dazugehört. Das ist einerseits genau der Aspekt an Israel, der Antizionisten zur Weißglut bringt und sie motiviert, sich immer wieder auf genau diesen Staat zu stürzen und ihn mit ressentimentgeladenen Anwürfen und Dämonisierungen zu bedenken. Andererseits ist es auch genau diese Eigenschaft, die Israel zu einem Staat macht, der nicht wie alle anderen ist. Israel ist eine Konsequenz, die man aus Auschwitz ziehen muss, wenn man nicht entweder a) darauf hofft, dass plötzlich alle Staaten der Welt sich auflösen und alle Antisemiten wundersam "bekehrt" würden, oder b) eigentlich ganz einverstanden wäre, wenn alle Juden vernichtet würden.

Der Antizionismus wendet sich gegen Israel, nicht weil es ein Staat wie jeder andere ist, sondern weil er das hasst, wofür Israel steht: eine Lebensversicherung für Juden, ein Ort an dem sie leben können, ohne permanent befürchten zu müssen, hilflos der Gnade irgendeines Herrschers ausgeliefert zu sein. Oder einem wütenden Mob, der sich für den Retter der Menschheit hält, weil er die Juden - die er mit allem Unglück identifiziert -, gerne zum Wohle der Menschheit vernichtet sähe. Wenn es je einen Staat gab, der als Notwehr gelten kann gegen die Bedrohung von Freiheit, Sicherheit und wenigstens der Hoffnung auf ein schönes Leben, dann Israel. Und ausgerechnet diesen Staat wollen Antizionisten abschaffen.

"Ich kritisiere doch nur die Politik Israels"

Gerne schreiben sich - vor allem sich als "irgendwie links" dünkende - Antizionisten auf die Fahnen, sie seien doch nicht gegen die Juden oder den Staat Israel an sich, sie kritisierten doch nur die Politik und die Regierung Israels. Man muss allerdings selten warten, bis sich zu "Netanyahu hat da eine falsche Entscheidung getroffen" oder "Die Partei XY in Israel hätte doch besser soundso abgestimmt" allerhand dämonisierender Quatsch gesellt: "Die Ultrarechten herrschen in Israel.", "In Israel und den besetzten Gebieten herrscht Apartheid." oder "Die Israelis müssten doch aus dem Dritten Reich gelernt haben, anstatt die Palästinenser so zu behandeln, wie sie selber früher behandelt wurden." Behauptungen wie die ersten beiden sind faktischer Unsinn, die verbleibende ist vor allem pathologische Projektion. Diese erlaubt es, sich allzu offenkundig den Deutschen und Deutschland zugehörig und positiv zugeneigt zu fühlen, obwohl es den Sprechenden wohl dämmert, dass das wegen der furchtbaren Taten der Großeltern- oder Urgroßelterngeneration nicht ohne Probleme ist.

Der zwanghafte Wahn, man müsse doch "Israelkritik" üben dürfen, ist schon deshalb lächerlich, weil kein Mensch ernsthaft sich etwa der Dänemarkkritik widmet. "Aber in Israel passiert doch auch was ganz Schlimmes!" hört man es bereits daraufhin raunen. Das meinen die gleichen Leute, denen es nicht im Traum einfallen würde, ihr Recht auf Irankritik, Nordkoreakritik und Ugandakritik einzufordern, obwohl doch, was dort oder in einer beliebigen islamistischen Diktatur "passiert", von gänzlich anderer Qualität ist. Der Eifer beim Empören gegen Israel ist umgekehrt proportional zum Eifer, der dann an den Tag gelegt wird, wenn es um irgendwen oder -was anderes geht als den Staat der Juden (Ausnahme: die USA). Die Behauptung von Antizionisten, doch nur die Regierung Israels “kritisieren” zu wollen, ist absurd. Sie sind Feinde des Staates Israel und daher Feinde derer, die er schützt.

Eine besonders perfide Variante der eingebildeten Verpflichtung, "Israelkritik" pflegen zu sollen, ist diejenige, die beginnt mit "Gerade wir als Deutsche...". Sie zieht noch aus der Täterschaft der Deutschen in der Shoa die Legitimation, den Juden Lektionen darin zu erteilen, wie sie sich zu betragen hätten. Ganz so, als sei Auschwitz eine Erziehungsanstalt gewesen, in der Juden doch bitte etwas hätten lernen sollen. Und dann auch noch ausgerechnet das, was die Kinder der Täter von damals als Lehre gezogen haben: dass Juden sich Vernichtungsversuchen nicht widersetzen dürften. Hätten Antizionisten ihren Willen, sollten sich die Juden gefälligst denjenigen Antisemiten ergeben, die das deutsche Vernichtungswerk zu Ende bringen wollen. Deshalb kritisieren Antizionisten Israel dort besonders vehement, wo dieser Staat das Leben seiner Bewohner schützt. Das hat mit Kritik nichts zu tun, sondern ist Ausdruck der Wut dagegen, dass es überhaupt einen jüdischen Staat gibt, der noch dazu nicht gewillt ist, sich selbst aufzulösen und seine Bewohner denjenigen anheimzugeben, die sie ins Meer treiben wollen.

"Zionazis"...

Diese infame Lüge hört man immer wieder von sich als besonders schlau wähnenden Antizionisten: Der Zionismus sei eine nationalistische Bewegung, als solche reaktionär und "irgendwie auch so was Ähnliches wie die Nazis". Diesem Geraune zufolge sei der Kampf gegen Israel eine antifaschistische Heldentat.

Als "Argument" für diesen Unsinn wird kolportiert, dass die Juden mit den Nazis gemeinsame Sache gemacht hätten, um möglichst viele Juden dazu zu bringen, einen Staat Israel zu befürworten und ins britische Mandatsgebiet auszuwandern. Dieses Narrativ liest sich wie eine Fortsetzungsgeschichte der "Protokolle der Weisen von Zion", deren Inhalt sich bei Antizionisten und anderen Antisemiten weiterhin großer Beliebtheit erfreut: Der Wahn davon, dass Juden ohne Skrupel alles und jeden auf der Welt für Ihre Zwecke benutzen und sogar am Judenmord selbst teilnähmen, um illegitime Ziele zu erreichen. Einen spezifischen Vorteil bringt diese Mär für vor allem deutsche Antizionisten: Wenn "die Juden" irgendwie selbst vielleicht die Fäden in der Hand gehabt hätten, dann wären Oma und Opa fein raus.

… und "Apartheid"

Die Behauptung, in Israel herrsche Apartheid, ist nicht minder abstrus, aber verbreiteter und bedient auf ähnliche Weise ein antizionistisches Bedürfnis, die Israelis mit "irgendetwas Bösem" anzuwerfen. Alleine: die Tatsache, dass säkuläre und liberale Juden maßgeblich am Aufbau Israels beteiligt waren, sollte Leuten, die Israel zwanghaft in den dunkelsten Farben malen müssen, eigentlich stutzig machen. Wenn doch angeblich der Zionismus so reaktionär sei, wieso tragen ihn dann zu großen Teilen moderne, aufgeklärte Menschen, die ja auch herrschaftsmindernde und progressive Lebensformen praktizierten (s. z. B. Kibbuzim)? Wieso ist Israel auch heute noch eines der liberalsten und freiesten Länder der Region und vielleicht sogar der Welt, wo Menschen jüdischer und nicht-jüdischer Herkunft ohne Angst leben können (abgesehen natürlich von der Bedrohung durch antisemitische Mörderbanden wie Hamas oder Hisbollah) und vom Staat beschützt werden vor jenen, die ihnen an Leib und Leben schaden wollen?

Die Tatsache, dass es in der israelischen Gesellschaft reaktionäre Kräfte gab und gibt, ist jedenfalls ungefähr so interessant wie die, dass es das in jeder pluralistischen Gesellschaft gibt. Doch die Demokratie in Israel kann das aushalten und die neutralisierenden Kräfte sind stark. Die Rede von der Übermacht oder sogar "Diktatur" der Religiösen in Israel ist keine akkurate Beschreibung, sondern wieder einmal Ausdruck des fantastischen Wunsches, etwas in Israel projektiv abzuladen, was dort zwar nicht hingehört, aber der Feindschaft gegen Israel den Anstrich der Legitimität geben soll.

Wer im übrigen Apartheid im Nahen Osten beobachten will, sollte sich tunlichst im von der Hamas beherrschten Gaza-Streifen, im Westjordanland, in den von der Hisbollah kontrollierten Teilen des Libanon, in Syrien, Saudiarabien und anderswo umsehen. Dort genießen selbst diejenigen Palästinenser, denen ein vermeintliches "Rückkehrrecht" nach Israel nachgesagt wird (obwohl sie dort, wohin sie "zurückkehren" sollen, nie gewesen sind), die die "richtige" Religion haben und sich ergeben den herrschenden Unterdrückungsstrukturen unterordnen, wesentlich weniger Rechte und Freiheit als diejenigen nicht-jüdischen Staatsbürger Israels, die als angebliche "Bürger zweiter Klasse" in Israel leben, aber sämtliche Bürgerrechte wie alle anderen Bewohner auch haben. [2]

Antizionismus gibt vor, eine moralisch integre, menschenfreundliche Opposition gegen einen Staat (bzw. eine Regierung) zu sein, der böse sei. Ausgerechnet gegen den jüdischen Staat, der am ehesten in der Lage ist, einen weiteren Versuch der Vernichtung der Juden abzuwehren. Denn das ist passiert und es kann wieder passieren. Nur wer blind ist gegenüber dem weltweit grassierenden Antisemitismus, vermag das nicht zu sehen. Und der verkennt auch, dass ein einziger verlorener Krieg für Israel bedeutet, dass es Israel und seine Bewohner nicht mehr geben wird. Der Antizionismus unter Linken und der bürgerlichen Mitte wendet sich gegen Israel, weil er diese besondere Bedeutung von Israel verkennt und leugnet.

Was Antizionisten nicht wahrhaben wollen: Tatsachen zu Israel

Antizionismus ist – auch darin dem Antisemitismus ganz ähnlich –, eine wahnhafte Wahrnehmung der Wirklichkeit, die mit traumwandlerischer Sicherheit Fakten ausblendet. Aus Platzgründen seien hier nur einige wenige davon genannt.
Es gab noch nie einen Staat Palästina, Israel hat kein"fremdes Staatsgebiet" besetzt. In dem Gebiet leben seit 4000 Jahren Juden. Die arabische Ansiedlung begann im 7. Jhdt. Bis zum Ersten Weltkrieg stand der Landstrich unter osmanischer Herrschaft. Er war auch in der Neuzeit nie ausschließlich arabisch besiedelt. Bereits 1847 war die Bevölkerungsmehrheit in Jerusalem jüdisch. Während der ersten größeren jüdischen Einwanderung 1882 lebten weniger als 250000 Araber in Palästina, die sich großteils ebenfalls erst vor wenigen Jahrzehnten angesiedelt hatten. Wer vor hundert Jahren von "Palästinensern" sprach, meinte damit die jüdischen Einwohner des Landstrichs Palästina. Ein Selbstverständnis der Ara- ber in der Westbank und dem Gazastreifen als "Palästinenser" hat sich erst in den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts herausgebildet. Nach dem Zusammenbruch des Osmanischen Reiches wurde der Landstrich 1917 vom Völkerbund als "Mandatsgebiet Palästina" an Großbritannien übertragen. Es umfasste das Gebiet des heutigen Jordanien, Israels und der Palästinensergebiete. Sowohl den Juden als auch den Arabern wurde ein eigener Staat versprochen. 1923 wurde das Versprechen an die Araber wahrgemacht: das arabische Emirat Transjordanien (das heutige Jordanien) wurde vom Mandatsgebiet abgetrennt. Seit bald 90 Jahren sind also fast 80% Palästinas in arabischer Hand. Der Streit seit 1948 dreht sich folglich nur noch um die restlichen 20%.
Es könnte schon seit über 60 Jahren einen palästinensischen Staat geben und es ist nicht die Schuld Israels, dass es ihn nicht gibt. 1947 beschloss die UNO, die verbliebenen 20% des ehemaligen Mandatsgebiets in einen jüdischen und einen arabischen Staat aufzuteilen. Die arabische Seite ergriff die Gelegenheit nicht, stattdessen fielen 1948 die Armeen von fünf arabischen Staaten über Israel her, mit dem Ziel, es auszulöschen. Bis 1967 standen Westbank und Gazastreifen unter jordanischer bzw. ägyptischer Herrschaft. Die Gelegenheit zur Gründung eines palästinensischen Staates wurde erneut nicht genutzt. 2000 bot Israel an, einen palästinensischen Staat mit Gaza, 96% der Westbank und Ostjerusalem als Hauptstadt zu gründen. PLO-Chef Arafat verweigerte dies und erhob stattdessen die unerfüllbare Forderung nach einem "Rückkehrrecht aller Flüchtlinge", wohl wissend, dass dies den jüdischen Staat zerstören würde.
Das Flüchtlingsproblem wird von arabischer Seite künstlich am Leben gehalten. Infolge des Krieges von 1948 gab es ca. 700 000 palästinensische Flüchtlinge. Diese Menschen hatten ein schweres Schicksal. Doch ihre arabischen "Bruderstaaten" (außer Jordanien) verweigern ihnen und ihren Nachkommen bis heute jede Integration und reden von 4,5 Millionen Flüchtlingen. Dieses mathematische Wunder funktioniert nach der Methode Sudetendeutsche Landsmannschaft: sämtliche Kinder und Kindeskinder der 1948 Geflohenen werden einfach dazu gezählt. Übrigens gab es auch ungefähr 700000 jüdische Flüchtlinge, die Ende der 40er/Anfang der 50er Jahre aufgrund antisemitischer Pogrome und Regierungsdrucks aus den arabischen Ländern fliehen mussten. Warum hört man heute nichts mehr von ihnen? Weil sie in Israel integriert wurden.
Der mörderische Antisemitismus ist aktuell und bedroht Israel in seiner Existenz. Die Herrscher des Iran verkünden öffentlich, dass sie Israel vernichten wollen und sind kurz davor, sich zu diesem Zweck in den Besitz von Atomwaffen zu bringen. In den Israel (7 Mio. Ew.) umgebenden islamischen Gesellschaften (über 1 Mrd. Ew.) ist der Antisemitismus stark verbreitet. Leugnung des Holocaust, Hitler in den Bestsellerlisten, übelste antisemitische Fernsehprogramme (á la "Juden schlachten Kinder") gehören zum Alltag. Hamas, Hisbollah, Islamischer Djihad und andere Terrorbanden wollen nicht etwa einen Palästinenserstaat neben Israel errichten, sondern Israel zerstören.

Anmerkungen:

[1] Erfreulicherweise hängt die Existenz des Staates Israel nicht davon ab, ob Antizionisten sein "Existenzrecht" in Frage stellen oder vermeinen, in der Position zu sein, es großzügig gewähren zu können. zurück zum Text
[2] r http://israelkompetenzkollektion.wordpress.com/ zurück zum Text


Literatur:

Initiative Sozialistisches Forum. Furchtbare Antisemiten, ehrbare Antizionisten. Über Israel und die linksdeutsche Ideologie . Ça ira Verlag, Freiburg, 2002, ISBN 3-924627-08-8.
Tilman Tarach, Der ewige Sündenbock. Heiliger Krieg, die "Protokolle der Weisen von Zion" und die Verlogenheit der sogenannten Linken im Nahostkonflikt, 2009, ISBN 978-3-9813486-0-6.
Yaacov Lozowick, Israels Existenzkampf. Eine moralische Rechtfertigung seiner Kriege, 2006, ISBN 3-89458-237-5.
Alan M. Dershowitz, Plädoyer für Israel. Warum die Anklagen gegen Israel aus Vorurteilen bestehen, 2005, ISBN 3-203-76026-6.
Jean Améry, Der ehrbare Antisemitismus. Die Barrikade vereint mit dem Spießer-Stammtisch gegen den Staat der Juden. Die Zeit, 25.7.1969. www.zeit.de/
Matthias Küntzel, Djihad und Judenhass. Über den neuen antisemitischen Krieg. Ça ira Verlag, Freiburg, 2002, ISBN: 3-924627- 06-1
Felix Riedel, Das Ende der Propaganda. http://nichtidentisches.wordpress.com/ , 21.Nov. 2012.

Übernommen von:
Forderverein Emanzipation und Frieden e.V. Postfach 50 11 24 D-70341 Stuttgart
www.emanzipationundfrieden.de / , 21.Nov. 2012.
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Hans-Peter Pirker, 2012-12-12, Nr. 5806

im tio pepe kam es aufgrund meiner wissenschaftlichen machtergreifung zu fröhlichem theater, jenes geschah in der nacht vom 11. auf dem 12. dezember 2012.

alle haben mir ihre anerkennung und werthschätzung gezeugeth.

ich bin so stolz auf euch alle!!

laurie, 2012-12-12, Nr. 5805

In den letzten Kriegsmonaten befreiten die Alliierten einige der nationalsozialistischen Vernichtungslager, darunter am 27. Januar 1945 das KZ Auschwitz. Doch kein europäischer Staat außer Frankreich und Schweden erklärte sich nach Kriegsende am 8. Mai 1945 bereit, die Überlebenden aufzunehmen.

Im britischen Wahlkampf versprach die Conservative Party, Palästina aufzuteilen, um den Streit mit den Arabern beizulegen. Die Labour-Partei legte einen Palästinaplan vor, der vorsah, die ganze Region in einen jüdischen Staat umzuwandeln und die arabischen Bewohner durch großzügige Geldmittel zum Auswandern zu bewegen. Nach ihrem Wahlsieg ließ die Labourregierung jedoch nur 1500 Juden monatlich einwandern.

Die WZO forderte, wenigstens die überlebenden KZ-Häftlinge einwandern zu lassen; US-Präsident Harry S. Truman forderte die Briten auf, sofort 100.000 jüdische Einwanderer zuzulassen. Eine auf seinen Druck hin gebildete angloamerikanische Kommission bereiste Palästina und die europäischen Sammellager für Displaced Persons. Sie übernahm danach Trumans Forderung, doch der britische Außenminister Ernest Bevin hielt an dem niedrigen Monatskontingent fest.

Daraufhin nahm der Zionistenkongress in Genf 1946 das Biltmore-Programm als Basis für seine Ziele an. Dies blieb in der WZO umstritten; radikale Gruppen forderten offenen Widerstand gegen die britische Mandatsregierung, andere einen binationalen Staat mit gleichen Rechten für Juden und Araber. Denn nur im Einvernehmen mit den arabischen Nachbarstaaten sei ein jüdischer Staat dauerhaft lebensfähig, wobei die arabischen Teile Palästinas jüdischer Besiedlung offenstehen müssten. Araber sollten sich mit Juden gegen Großgrundbesitzer zusammenschließen können. Dies vertraten säkulare linksgerichtete Zionisten, die später die Mapam-Partei gründeten, und deutschjüdische Zionisten wie Martin Buber, Hugo Bergmann, Ernst Simon sowie der Rabbiner und spätere Universitätsleiter Judah Leon Magnes. Die US-amerikanischen Zionisten um Ben Gurion und die sozialistische Mapai-Partei lehnten einen binationalen Staat ab, um den displaced persons mit einem begrenzten jüdischen Staat sofort einen Zufluchtsort anbieten zu können. Die Araber in und um Palästina lehnten einen binationalen Staat ebenfalls ab.

Aus der Sowjetunion wurden seit Februar 1946 um 175.000 vom NS-Regime vertriebene polnische Juden in ihr Heimatland abgeschoben, dort aber von den ortsansässigen Polen, die ihren Besitz vielfach übernommen hatten, abgelehnt. 95.000 von ihnen flohen daraufhin, besonders seit dem Pogrom von Kielce am 4. Juli 1946, weiter über Westeuropa nach Palästina. Die Hagana, die jüdische Brigade der britischen Armee und der Mossad organisierten nun gemeinsam diese illegale Einwanderung der Shoa-Überlebenden („Bericha“).

Die Briten ließen 50.000 von ihnen 1945–1946 in DP-Lager in die Amerikanische Besatzungszone nach Deutschland zurückbringen, andere in Zypern internieren. Sie inhaftierten bei einer Razzia am 29. Juni 1946 alle in Palästina auffindbaren Mitglieder der Jewish Agency und andere führende Zionisten und hielten sie wochenlang in einem Lager in Lod gefangen.

Gründung des Staates Israel

Jüdische Einwanderer gehen 1948 nahe Naharija an Land.Im Jahr 1946 nahmen dann Etzel-Angriffe, vor allem auf britische Eisenbahnlinien, zu. Palmach-Einheiten sprengten (vom 16.–17. Mai) zehn Brücken. Im Gegenzug zu den Terroranschlägen verhafteten die Mandatsträger am 29. Juni alle zionistischen Führer, worauf am 22. Juli Irgun einen Seitenflügel des King David Hotels in Jerusalem sprengte, in dem sich das britische Hauptquartier befand. Die Eskalation der Unruhen zog sich dann durch das ganze Jahr 1947 – bis die Vereinten Nationen am 29. November über den UN-Teilungsplan für Palästina und die Gründung eines jüdischen und eines arabischen Staates abstimmten.

Mit dem UN-Beschluss und dem Beginn des britischen Rückzugs nahmen nun die arabischen Unruhen und Anschläge wieder zu. Am Tag nach der Verkündung des UN-Teilungsplans (30. November) begann der zionistisch-arabische Bürgerkrieg. Arabische Kräfte, bestehend aus Dorfmilizen, die von der Arabischen Befreiungsarmee (Arab Liberation Army) unterstützt und durch europäische Söldner wie zum Beispiel Deserteure der britischen Armee und Veteranen der kroatischen Waffen-SS verstärkt wurden, standen jüdischen Milizen, darunter zahlreichen Veteranen des Zweiten Weltkriegs und den Palmach-Truppen, gegenüber. Anfang Dezember rief das Arabische Hochkomitee einen dreitägigen Generalstreik aus. Die Arabische Liga konnte vor dem vollständigen britischen Rückzug keine Invasion durchführen, plante jedoch eine Invasion am Tag nach Abschluss des Rückzugs.

Am 14. Mai 1948 verlas David Ben Gurion in Tel Aviv die israelische Unabhängigkeitserklärung; damit wurde das zionistische Ziel eines Judenstaates erreicht. Die USA erkannten den neuen Staat am selben Tag, die Sowjetunion am 17. Mai an. Das britische Mandat endete am 15. Mai: Mit Beginn dieses Tages griffen die Armeen Transjordaniens, des Irak, des Libanon, Ägyptens und Syriens Israel an. Israel besiegte sie im Palästinakrieg mit Hilfe von Waffenlieferungen aus West- und Osteuropa, der Sowjetunion und den USA. Nun begann die legale Masseneinwanderung von Juden aus Europa in Israel. Als ersten gesetzgeberischen Akt verabschiedete die Knesset 1950 das Rückkehrgesetz, das allen Juden das Recht zusichert, sich in Israel niederzulassen und sofort die israelische Staatsbürgerschaft zu erhalten.

mimenda, 2013-01-03, Nr. 5823

Als Juden werden Mitglieder eines Volkes und Anhänger einer Religion verstanden. Israelis sind Bürger eines Staates. Beileibe nicht jeder Israeli ist Jude, 20% der Israelis sind Araber.

Dass zwischen Mitgliedern eines Volkes und Anhängern der Religion nicht hinreichend unterschieden wird/werden kann, scheint mir ein Grundproblem bei der Diskussion darüber, ob Antizionismus eine Spielart des Antisemitismus ist.

Soviel ich weiß, empfanden sich die allermeisten deutschen Juden in der Weimarer Republik als Deutsche oder vielmehr: sie hätten sich gerne (auch) als Deutsche gefühlt. Der Widerwille der Mehrheitsgesellschaft gegen ihre Integration, der ja nun beleibe kein spezifisch deutsches Phänomen war, hat sie immer wieder mit ihrem (angeblichen) Anderssein konfrontiert.

Als "Deutsche" (also assimilierte Juden, "deutsche Staatsbürger jüdischen Unglaubens", wie Freud sie nannte), die ihren "jüdischen Gepflogenheiten und Einstellungen" abgeschworen hatten, waren sie ebensowenig willkommen wie als "deutsche Juden" mit zweifacher Identität. Ein Muster übrigens, das mir auch im heutigen Deutschland gegenüber den muslimischen Migranten wieder zu greifen scheint.

Nun hat sich also nach dem Zweiten Weltkrieg ein nicht geringer Teil dieses Volkes/dieser Religionsanhänger im Staate Israel niedergelassen. Dass es, wenn es um Kritik an der Politik dieses Staates geht, viele Antisemiten gibt (natürlich auch von links), die zur Tarnung unter den Deckmantel des Antizionismus schlüpfen, liegt auf der Hand. Da wird der Staat kritisiert und gemeint ist "der Jude", der Sack wird geschlagen, aber es soll den Esel treffen.

Nichtsdestotrotz: Israel ist ein Mitglied der sogenannten westlichen Wertegemeinschaft. Und insofern ist Kritik an der Politik dieses Staates nicht nur erlaubt, sondern geboten. Ebenso wie man etwa die Todesstrafe in den USA, deren (Bush-)Kriege oder Obamas Drohneneinsatz kritisieren muss, muss man Israels Politik gegenüber den Palästinensern kritisieren. Gerechtigkeit ist unteilbar und wer das unternimmt, entlarvt sich als Heuchler. Denn: Es kann nicht in einem Staate der Wertegemeinschaft billig sein, was in den restlichen Staaten dieser Wertegemeinschaft Unrecht ist.

Die Gleichsetzung des Antizionismus mit dem Antisemitismus ist m.E. insofern eine sehr unglückliche und intellektuell unredliche Vereinfachung und zudem der Versuch der Immunisierung durch die Dämonisierung der Kritiker.

"Aber [um mit Jakob Augstein zu sprechen, dem das SWC neulich eine besondere Nähe zum Antisemitismus/Antizionismus bescheinigt hat] wenn jede Kritik an israelischer Besatzungspolitik antisemitisch ist, hört Antisemitismus auf, etwas Verwerfliches zu sein. Das freut die echten Rassisten und Antisemiten."

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