2012-06-28
ALLES HOLLER oder DAS UNTERSTE ZUM OBERST
Vorwort
Bezeichnenderweise sind es ausgerechnet dreizehn ungelöste Fälle, von denen Oberst Doktor Franz Josef Holler am Vorabend seiner Pensionierung erzählt. Er tut dies auf Schönbrunnerdeutsch, obwohl er als Kind ein „armes Unterschichtwürschtel“ war, das von den „g´stopften“ Klassenkollegen am Akademischen Gymnasium nur deshalb akzeptiert wurde, weil sie von ihm in Latein und Mathematik abschreiben konnten. Vaterlos und von einer sich abrackernden mährischen „Maminka“ erzogen, hat er im Radio Hochdeutsch gelernt und später ist Oskar Werner sein Sprachidol geworden. (Man kann eine Auswahl der Geschichten auf der beigefügten CD hören. Es liest der Autor.)
Holler ist nicht nur Oberst der Kriminalpolizei, sondern auch Doktor Juris und Kriminologe, weil er „bei so viel krimineller Praxis auch ein bisserl theoretischen Überbau hat haben wollen“. Unter Anderem erzählt er von Brandstiftung in einer türkischen Kellermoschee beim Brunnenmarkt, Morden an „alten Böcken, die sich als Potenzprotze produzieren“, wobei schon einmal Viagra als Mordwaffe zum Einsatz kommen kann, dem Mord an einem korrupten Schiedsrichter, dem ins Theaterstück integrierten Bühnenmord an einem höchst unsympathischen Schauspieler und dem Mord an einem Kinderschänder.
„Die Menschheit ist ein Pack, ein Gesindel, eine Landplage“, behauptet Menschenfeind Holler, und muss dabei freilich eine sentimentale Neigung zur Philanthropie unterdrücken. Zwar hat er begabte Mitarbeiter wie die Zerstörungs- und Verwüstungsanalytiker Brandstetter und Vachout, das psychologische Flintenweib Steininger-Hudelist oder den „medizynischen“ Wunderwuzi Webora zur Seite, „einen begnadeten Gewebeexegeten, der aus ein paar Hautfransen das Verbrechen rekonstruiert“, aber es interessieren ihn nur die ungelösten Fälle, „also die meisten“.
Alles Holler ist eine Milieustudie, eine Kriminalsatire, bei der nicht – wie im konventionellen Krimi – die Lösung des Falles, sondern das Scheitern des Ermittlers zum Leitmotiv wird. Wie Oberst Doktor Holler es ausdrückt: „Der Fall war gelöst, aber die Lösung haben wir uns getrost in die Haar´ schmieren können.“
Mit freundlicher Genehmigung des Autors:
Ludwig Roman Fleischer:"ALLES HOLLER oder DAS UNTERSTE ZUM OBERST - Oberst Hollers ungelöste Fälle", Erzählungen, SISYPHUS, 2012
ISBN: 978-3-901960-61-1