2011-12-21
Warum ist es so schwer aus seiner Haut zu kriechen?
Ich nehme es mir so oft vor, nie wieder so zu sein wie ich selten bis öfters bin und es einfach mal anders zu machen.
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Es gibt gewisse Signale von lieben Mitmenschen, auch akustische aus dem Äther, die bei mir im Kopf einen, manchmal auch mehrere Schalter umlegen. Gute Freunde, die mich jahrelang kennen, nützen es zu ihrer Belustigung schamlos aus. So gab es feuchtfröhliche Zusammensein, die jedoch durch mein für viele unverständliches Verhalten abrupt endeten und ich war der Schuldige.
Jedesmal schwor ich mir die Pappn zu halten, diplomatischer zu sein, nicht alles so eng zu sehen, auch andere Meinungen gelten zu lassen und auch fünf manchmal gerade werden zu lassen. Dieser Vorsatz hält je nach Verfassung und dem Gegenüber verschieden lange.
Nun kommt das eigentliche Problem. Wir Linken unterscheiden uns doch von den Rechten dadurch, dass wir Vielfalt in jeder Weise respektieren und auch schätzen. Wie lässt sich meine idealisierte, lange ans Herz gewachsene Einstellung mit diesem ungeheuerlichen Defizit unter einen Hut bringen. Bin ich nur ein pseudointellektueller Möchtegernlinker ?
Diese Frage stellte ich mir schon oft vor allem dann, wenn statt Vielfalt Einfalt mein Gegenüber war. Fast masochistisch wartete ich dann auf den Augenblick wo es dann passiert. Ich sehe dann den Schalter vor mir. Er hat grosse Ähnlichkeit mit dem, den die Schrankenwärter zum Umstellen der Gleise früher in ihren Häuschen hatten. Nanosekunden später fliesst der Strom. Diskussionen über die Zeit 1933 – 1945 haben es mir angetan, gegenwärtige Politiker der strammen Rechten und auch volksdümmliche Musik.
Jetzt besteht ja die sinnvolle Möglichkeit, für mich diese Situationen gar nicht aufkommen zu lassen, indem ich tunlichst diese Gesprächsthemen meide. Aber wie es im Leben so spielt, irgendein wunderbarer Mensch bringt den Neubau von einer Bürgerinitiative heftig bekämpften Autobahn ins Gespräch und schon ist es passiert. Wobei Unterhaltungen über Umweltverträglichkeitsgutachten eher nicht so prickelnd sind, wäre mir diese Diskussion schon lieber.
So versuche ich mit allen Mittel, vor allem der Themenauswahl, mein Manko zu verringern und der gesellschaftlichen Ächtung vorzubeugen. Die naheliegende Möglichkeit, einfach diesen Diskussionen elegant aus dem Weg zu gehen, werde ich mir demnächst einmal genau ansehen.