2011-06-20
Die Freisler-Prozesse in Kärnten
Am Mittwoch dem 22. Juni 2011 findet um 20:00 im Gasthof Kasino am Villacher Kaiser-Josef-Platz die Präsentation der gleichnamigen Buch-Neuerscheinung von Wilhelm Baum statt.
In der „Moskauer Deklaration“ von 1943 wurde die Wiedererrichtung Österreichs
von einem Beitrag am bewaffneten Kampf gegen das NS-Regime abhängig gemacht. Der Einsatz der Kärntner SlowenInnen ist als wichtigster und effektivster „eigener Beitrag“ zur Befreiung Österreichs von der NS-Herrschaft
anzusehen. Bis heute wurde das reichhaltig vorhandene Quellenmaterial
zum Widerstand gegen das NS-Regime in Kärnten dazu nicht vollständig systematisch ausgewertet und bearbeitet.
Der Verfasser unternahm den Versuch, das bisher ungehobene Aktenmaterial
der Prozesse um die Slowenen im Bundesarchiv Berlin, den spektakulärsten
Prozess des Volksgerichtshofes unter dem berüchtigten Präsidenten Roland Freisler gegen die Slowenen von Zell Pfarre, Ebriach und Eisenkappel und die Prozesse gegen die Widerstandskämpfer im Raum Villach, im Lavant- und Jauntal aufzuarbeiten. Die spektakulärsten Fälle richtete Freisler selbst.
In Kärnten war der Prozess gegen die „Grünen Kader“ und „Bunkerleute“ von Zell-Pfarre Ebriach und Eisenkappel am spektakulärsten. Am 2.11.1943 wurde der Bunker von Thomas Olip in Zell-Pfarre durch Verrat von der Gestapo
geöffnet; dabei fiel der Gestapo das Tagebuch Olips in die Hände, in dem zahlreiche Sympathisanten und Unterstützer vermerkt waren. Es bildete die Grundlage für die Verhaftungswelle von über 200 Personen. Am 9.4.1943 wurden 13 Angeklagte zum Tode verurteilt und am 29.4.1943 in Wien hingerichtet.
Die drei Prozesse zeigen die Tätigkeit der wichtigsten Widerstandsgruppe
in Kärnten auf.
Maria Peskoller gehörte zur kommunistischen Partisanengruppe in Villach.
Acht Mitglieder der ungefähr 12 Personen umfassenden „Maria-Gailer“ Widerstandsgruppe wurden wegen Vorbereitung von Sprengstoffanschlägen
am 25.7.1941 zum Tode verurteilt und am 4.11.1941 hingerichtet.
Markus Käfer war ein Bauer aus Ettendorf; gegenüber den Nationalsozialisten
kritisch und ablehnend eingestellt, beteiligte er sich nach dem „Anschluss“
am Widerstand, zunächst bei der Unterstützung von Partisanen, Deserteuren oder flüchtigen Zwangsarbeitern, die um Verpflegung oder Unterkunft
ersuchten. Obwohl die Gruppe nicht wirklich durchorganisiert war, plante sie zunehmend größere Aktionen. Dabei wirkten auch Slowenen aus dem Jauntal mit wie die Familien Ročičjak und Mitsche. Am 6.1.1945 wurden 10 Mitglieder der Gruppe von Freisler zum Tode verurteilt und am 12.1.1945 in Graz hingerichtet. Neben den drei Prozessen mit 31 Todesopfern werden auch die übrigen „kleineren“ Freisler-Prozesse wie gegen den Priester Alois Vauti von Zell/Sele und die abgetrennten Prozesse vor dem Oberlandesgericht
Wien behandelt.