2003-03-17
DIE KLEINE WELTGESCHICHTE
Da hat man eine kleine Welt durchquert. Von Sylt bis Napoli, von London bis zum Rand der
Pußta. Hat in engen Verhältnissen gelebt. Von der Systemzeit bis zur besudelten Zweiten
Republik. Da wollte man einigermaßen Mensch sein neben mistigen Demokraten und eitlen
Neodiktatoren. Wurde en masse von inferioren Machthabern, Selbstschmeichlern, narzißtischen
Nazisten, gestrigen und morgigen, bedrückt und belastet. Da sollte man draußen in der
Welt erklären, wieso sich eine ganze Nation von paranoiden Zwergen gängeln und bestimmen
läßt.
Da hat man mit Mühe etwas machen wollen aus dem Leben oder dem Lieben. Oder aus dem Wissen
und dem Denken. Da ist man neben verstümmelten, jungen Toten im Dreck gelegen, hat in
verwanzten Untermieten gewohnt, und mußte sich zwischen Verboten und leeren Versprechungen
durchzwängen. Da hat man sich aufgebäumt, und war dennoch ohnmächtig gegenüber
jedem Gröfaz, und ist es selbst noch neben einem kleinen, faden Pokerface.
Man wurde von Religionen, Philosophien und Ideologien verdummt, ist mit der Faust im Nacken
aus diesem Kino gekommen, und zwangsläufig pubertär geblieben, um nicht das letzte Bißchen
Hoffnung zu verlieren. Hat da und dort seine Illusionen gesucht, und sie halbreif
verloren. Und hat schließlich erkannt, daß die Zukunft nichts anderes als eine aufgewärmte
Vergangenheit ist. Und, daß Welt und Mensch kaum die Geistesgröße von Pat und Patachon
erreichen. Zwei liebenswert patscherte, amerikanische Stummfilmblödler von nordeuropäischer
Herkunft.
Was gibt die Welt den Menschen? Einigen ziemlich viel, den meisten gar nichts. Was gibt
der Staat den Menschen? Die Macht der Regierenden. Sonst nur Übelkeit. Mehr Verbote, mehr
Gesetze, mehr Strafen. Weniger Polizisten, mehr Polizeistaat. Da wird um sündteure
Hyperflieger gemauschelt, die das Volk weder braucht noch will. Und sie fragen nicht
einmal mehr, wollt ihr Butter oder Kanonen? Da maßen sich Winzlinge, denen die normalen
Schuhgröße zu weit ist, Siebenmeilenstiefel an. Nur weil sie sich pseudodemokratisch auf
Nachtblau zusammen multiplizieren konnten. Was ist die Demokratie? Ein Steigbügel für
Schmeichler, Lügner, Pharisäer. Eine algebraische Alchemistenküche. Sie ist das Backrohr,
in dem, von eifrigen Winkeladvokaten unterstützt, das Windgebäck fürs Volk zubereitet wird.
Still und gelassen am Rand der Welt.
Da sitzt einer im Epizentrum und hat klein und fleißig begonnen, Todesurteile zu
unterschrieben. Das macht ihn anmaßend. Den jeder, der töten darf, fühlt sich übermächtig.
Nun darf er schon ein Volk töten, dann bald einen Erdteil und einmal wird er von einem
getötet, der sich erlaubt, aus eigenen Gnaden die Welt zu vernichten.
Schneller als die Menschheit entstand, wird sie wieder getilgt sein. Erst werden die
Friedfertigen, die Nutzlosen und Andersartigen eliminiert. Dann werden die Mächtigeren die
kleineren Tyrannen samt ihren Lobbys beseitigen. Schließlich wird es im Machtzentrum eine
Palastrevolution geben, und keiner wie keine wird die Gleichwertigkeit anderer dulden,
bis es nur noch den Adam, den Kain, den Abel und die Eva gibt. Von denen wird schließlich
ein Mann übrig bleiben, der keine anderen Götter neben dem letzten Weib ertragen kann, und
dem ehemals lieben Gott meuchlings den Garaus macht.
Und das nur, weil die Menschheit zu egoistisch und zu dumm ist, sich zu einigen, daß jeder
Kaiser, König, Präsident, der einen Krieg plant oder führt, sofort in Quarantäne genommen
und ausgenüchtert wird.
Jeder besoffene Randalierer kommt kurzerhand und brachial in den sogenannten Gewahrsam.
Den Machtbesoffenen aber schaut man demütig zu, bis es zu spät ist.