2010-03-08
Zum Internationalen Frauentag 2010: Anna Hackl
Februar 1945: Zwei ausgemergelte junge Männer klopfen an die Haustür der Familie Langthaler in Winden bei Schwertberg. Die Bäuerin, Mutter Langthaler, öffnet und blickt in zwei von Todesangst gezeichnete Antlitze. Die zwei Häftlinge sind vor wenigen Stunden der Mordeinrichtung KZ-Mauthausen zusammen mit 500 weiteren Insassen entkommen. Der Tod ist ihnen aber weiterhin auf den Fersen. SS-Mörderbrigaden durchkämmen die Gegend und schlachten die entkommenen Häftlinge unter kräftiger Mithilfe der Zivilbevölkerung. Denn die Bevölkerung im Umkreis des KZ-Mauthausen weiß sofort, was zu tun ist: Die Häftlinge der SS ausliefern oder gleich selbst erschlagen, ist man doch sonst selber dran („Mühlviertler Hasenjagd“).
Auch Frau Langthaler, die Mutter der damals 14-jährigen Anna Hackl, weiß deshalb sofort was zu tun ist: Nur einen kurzen überraschten Augenblick nach dem Öffnen der Tür die unmissverständliche Geste an die Todgeweihten:
„Kommt rein, auch auf euch wartet eine Mutter!“
Die beiden Häftlinge Michail Rybtschinskij und Nikolai Zimkolo werden von den Langthalers unter ständiger Todesgefahr für die gesamte Familie mehrere Monate bis zum Ende des Krieges im Haus versteckt. Nikolai stirbt 2001, Michail 2008. Zu Hause. Und friedlich. Ermöglicht von Menschen namens Langthaler (Hackl).
Das System Mensch hat über das System Wahnsinn die Oberhand behalten.
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Buchtipp:
Walter Kohl, Auch auf dich wartet eine Mutter. Die Familie Langthaler
inmitten der „Mühlviertler Hasenjagd“
Erschienen im Verlag Franz Steinmaßl, Edition Geschichte der Heimat. Grünbach 2005. ISBN 3-902427-24-8.
Informationen zur „Mühlviertler Hasenjagd“:
Wikipedia