2003-03-10
Die Amsel
Da bin ich einmal so mir nichts dir nichts dagesessen als sich diese Amsel auf einmal
auf mich niederließ. Es war einmal eine schöne Amsel, und ich war auch gerade guter Dinge.
Ganz langsam senkt sich also diese rittlings auf mich herunter, ich bin ja gesessen und
auch ein bisli aufgeregt war ich, ja, da blieb mir nichts als in sie hineinzufahren,
quasi eindringen in sie. Sie hatte ja auch einen Verein. Und wie ich so drin war in der,
musste ich geradezu lachen, auch weil ich froh war sozusagen Mitglied im Verein und so,
nein, mehr noch weil ich an Lefzen denken musste. Plötzlich, noch immer bin ich im
Gedanken in Lefzen versunken, zwingt mich etwas esoterisches meine Augen aufzutun,
und: siehe da, das Federkleid meiner nun quasi Verbündeten war ein bisli hochgerutscht,
so dass ich ja gar nicht anders konnte, als ihre Lefzen mir anzuschauen. So
funktioniert also die Übertragung, freute ich mich und auch die arme Seel hat vor
Freude einen Juchatzer getan. Und das hat wiederum meine Freude gesteigert.
Und nun zum Interview mit dem Slowener Srecko Kosovel, der am 18.März dieses Jahres
seinen 99. Geburtstag feiern tät, wäre er nicht schon mit 22 Jahren verstorben:
S.K.: Die Bourgeoisie hat sich alle Kultureinrichtungen angeeignet und auch die Künstler
untertan gemacht. Sie hat versucht, ihnen die freie Meinung zu nehmen durch das Verbreiten
der Parole: Kunst um der Kunst willen. Damit wollte sie sagen: Künstler, interessiere
dich nicht für das, was im Leben geschieht, ob es in Ordnung ist oder nicht, ob es
gerecht ist oder ungerecht, sondern schreibe, schreibe, Kunst um der Kunst willen.
Damit hat sie den Künstler vom Leben isoliert, ihn vom Urquell jeder Kunst entfernt.
Die Künstler haben sich in artistischen Spielerein verloren und dabei vergessen, dass der
wahre Sinn in einer Kunst für den Menschen liegt. Während sie die Parole "Kunst um der
Kunst willen" verkündeten, dienten sie nur unbewusst den oberen Zehntausend, die davon
profitierten, dass sie der Wirklichkeit den Eintritt in die Kunst verwehrten.
C.O.: Aber!
S.K.: Aber die Spaltung der Gesellschaft, die durch den ständig wachsenden Abstand
zwischen Werktätigen und Parasiten entstand, schuf neue Bedingungen für das Reifen und
Schaffen des Künstlers, es teilte ihm die neue Aufgabe zu, das Leben aus der Wirklichkeit
darzustellen, diese Wirklichkeit in eine künstlerische Form zu übertragen, sie in Kunst
umzugestalten.