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Peter Gstettner

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2009-10-10

Der Kurator und seine Ausstellung

Anmerkungen zur Ausstellungs- und Geschichtsgestaltung
im Rahmen der zeitgenössischen Mystifizierung von Jörg Haider

Heute wird im Klagenfurter Bergbaumuseum die Haider-Memorial-Ausstellung für die "kleinen Leute" (für Medien und VIPs erfolgte das schon gestern) eröffnet und es ist einer Bemerkung wert, weshalb dieser Ort, ein ehemaliger Luftschutzbunker (nur für arische Klagenfurterinnen und Klagenfurter) und der Kurator dieser Ausstellung prädestiniert erscheinen, Jörg Haider posthum in ein ihm angemessenes "rechtes Licht" zu setzen.

Ganz in der Nähe des heutigen Bergbaumuseums, in der ehemaligen SS-Kaserne Klagenfurt-Lendorf, befand sich ein kleines Nebenlager von Mauthausen, das erst mit der Setzung einer Gedenktafel im Herbst 2007 beim Haupttor der heutigen Bundesheerkaserne (= Khevenhüller-Kaserne) ins Bewusstsein der Öffentlichkeit gerückt wurde – Dank der Anwesenheit des Verteidigungsministers bei der Tafelenthüllung, Dank der Unterstützung des Militärkommandanten von Kärnten und Dank der breiten medialen Berichterstattung. Dennoch wird dieses ehemalige Mauthausen Nebenlager in der Hardcover- Hochglanzbroschüre von Gerhard Finding „Klagenfurt in Schutt und Asche“ (Klagenfurt 2008) mit keinem Wort erwähnt. Es werden in diesem Buch zwar minutiös alle Bombenangriffe auf Klagenfurt aufgelistet und die Zahl der Bombenopfer und –schäden genau dokumentiert. Dass die KZ-Häftlinge aus der SS-Kaserne nach den Bobenabwürfen zum Entschärfen von Blindgängern, zum Löschen der Brände und zum Aufräumen in den Gebäuderuinen eingesetzt wurden, wird den LeserInnen vorenthalten.

Wie der Titel der Broschüre nahe legt, zeichnet der Autor das Bild einer Stadt als „Opfer“ – und wie er selbst zugibt, „ohne Berücksichtigung der Tragödien (sic!) rassistisch oder politisch Verfolgter im dargestellten Zeitraum“. Das dürfte ganz im Sinne des verstorbenen Landeshauptmannes Jörg Haider sein. Dafür wird der BZÖ-Landeshauptmann Jörg Haider im Vorspann des Buches auch entsprechend gewürdigt. Im Text - unter seinem schwarz umrandeten Porträtfoto - wird daran erinnert, dass er (Haider) durch „tragische“ Umstände aus dem Leben scheiden musste: „Dr. Jörg Haider wurde in der Nacht vom 10. auf den 11. Oktober 2008 durch einen tragischen Verkehrsunfall aus dem Leben gerissen.“ Kein Wort davon, dass der stark alkoholisierte Haider als nächtlicher Autoraser der alleinige Verursacher dieses Unfalls war. Der Autor von „Klagenfurt in Schutt und Asche“, Gerhard Finding, ist (zufällig?) auch der verantwortliche Kurator der Haider-Memorial-Ausstellung, von der Stadt und Land hoffen, dass sie ein den Tourismus fördernder Publikumsmagnet wird.

Das historisch interessierte Publikum wird auch mit folgendem Hinweis etwas anzufangen wissen: Der damalige Kärntner SS-Gauleiter Friedrich Rainer hat in der Zeit seiner NS-Terrorherrschaft von diesem Bunker aus zwar nicht "regiert" – der Bunker war seinerzeit lediglich "Befehlsstelle des Gaueinsatzstabes" –, dort hat Rainer aber am 7. Mai 1945 seine "Erklärung" zur  "Einstellung der Tätigkeit in den Gebieten, die vom Feind erreicht (worden) sind" und zu seinem Rücktritt via Radiosender abgegeben. Diese "Erklärung" erfolgte nach seinen bis zum 6. Mai abgegebenen (vergeblichen) Abwehrkampf- und Durchhalteappellen an die Bevölkerung Kärntens und nach dem er in letzter Minute vom Nazi-Generalfeldmarschall Kesselring in Graz überzeugt werden konnte, dass der "Endsieg" nicht mehr zu erringen war. Von Kesselring erfuhr Rainer am 7. Mai, dass die Kapitulation schon unterschrieben war!

Die Radioansprache Rainers am 7. Mai 1945 kurz nach 23 Uhr aus dem Bunker macht deutlich, dass der SS-Gauleiter auch noch diese letzte Erklärung, dazu nutzte – bevor er sich unbehelligt in sein Versteck am Weißensee zurück ziehen konnte –, die Kärntner Bevölkerung zu kompromittieren: Er dankte den Kärntner "Volksgenossen und Volksgenossinnen" für ihre "Treue zum Führer"; seine Idee des geeinten deutschen Kärntens möge weiterhin hoch leben. Des Gauleiters Originalton: "Tretet jetzt alle geschlossen mit allen euren Kräften ein für das freie und ungeteilte Kärnten". Diesem Appell folgten in der Tat alle ihm nachfolgenden Kärntner Landeshauptleute. Herausragende Figuren waren diesbezüglich wohl Ex-Landeshauptmann Leopold Wagner (SPÖ) und sein bester "Schüler", der Ex-Landeshauptmann Jörg Haider (FPÖ/BZÖ). Auch deshalb erscheint dieser Ausstellungsort von besonderer Symbolik für die postfaschistische Abwehrkampfmentalität des so genannten Haider-Systems.

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