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2009-05-20 Gegen den Missbrauch des Gedenkens Vorbemerkung: Am 15. Mai 2009 fand beim Denkmal der Namen in Villach, anlässlich der Unterzeichnung des Staatsvertrages, eine Gedenkfeier statt. Organisiert und durchgeführt wurde diese Veranstaltung von Professor Horst Tschojer mit zwei 4. Klassen der Handelsakademie Villach, die im März 2009 mit Unterstützung der Stadt Villach die KZ-Gedenkstätte Mauthausen besucht hatten. Bei dieser Feier präsentierten die Schüler/innen ihre Eindrücke und Erfahrungen vor dem „Denkmal der Namen“, um so eine historische Verbindung zwischen Villach und Mauthausen herzustellen. Es wurde ein Film vorgeführt und eine szenische Lesung dargeboten. Frau Vizebürgermeisterin Gerda Sandriesser verlas die Grußbotschaft von Bürgermeister Helmut Manzenreiter und Hans Haider, als Vertreter des Vereins „Erinnern“, hielt eine erklärende Ansprache zum „Denkmal der Namen“. Es war eine gelungene und würdige Veranstaltung.
Anschließend wurde von der Kärntner Konsensgruppe, vertreten durch Marjan Sturm vom Zentralverband der Kärntner Slowenen und Josef Feldner vom Kärntner Heimatdienst eine Kranzniederlegung, im Sinne eines „paritätischen Gedenkens“, durchgeführt. Dieses „paritätische Gedenken“ veranlasste Peter Gstettner zu folgender Kritik. . Laut einer gemeinsamen Pressemitteilung (vom 13. Mai 2009) von den Mitgliedern der sog. Kärntner Konsensgruppe, Marjan Sturm und Josef Feldner, kündigen die beiden ein „gemeinsames Opfergedenken im Rahmen des Dialogprozesses ‚Kärnten neu denken’“ an. Feldner und Sturm wollen vor dem NS-Opfer-Denkmal in Villach gedenken und eine Woche später in der Kirche von Leše/Liescha in Slowenien; hier gedenken sie, laut Ankündigung, an die nach Kriegsende aus Kärnten „von Partisanen verschleppten Kärntner Zivilpersonen“, die dort „ohne Gerichtsverfahren“ getötet wurden. Es sei den beiden Vereinsfunktionären unbenommen, ihre gegenseitige Sympathie und Dialogbereitschaft durch ein stilles Gedenken, vor welchen Denkmälern auch immer, zu demonstrieren. Ohne dass jedoch renommierte Historiker/innen untersucht und geklärt haben, was die Kärntner Slowenen mit den Toten von Leše/Liescha zu tun haben, und was der „Heimatdienst“ mit den NS-Opfern vom Villacher Denkmal zu tun hat, besteht der Verdacht, dass das angekündigte „gemeinsame Opfergedenken“ nur wegen des zu erwartenden Show-Effekts betrieben wird und vom erfolglosen Agieren der sog. Kärntner Konsensgruppe ablenken soll. Der Missbrauchsvorwurf geht jedoch auch in die Richtung der parteipolitischen Vereinnahmung. Dass das Gedenken an die NS-Opfer für den „Dialog“ zwischen dem „Kärntner Heimatdienst“/KHD-Obmann Feldner und den Zentralverbandsobmann Sturm funktionalisiert wird, ist evident und wird von den Akteuren selbst angesprochen. Unausgesprochen bleibt, dass das „Gedenken an die NS-Opfer“ für rechtsextreme Umtriebe missbraucht wird. Fast zeitgleich mit der Pressemitteilung zum „gemeinsamen Opfergedenken“ hat der KHD-Obmann Feldner erklärt, er werde Andreas Mölzer in seinem EU-Wahlkampf unterstützen. Dass die FPÖ mit Slogans wie „Abendland in Christenhand" für die EU-Wahl wirbt, und dass die FPÖ die Anti-Islam-Propaganda fahrlässig und mit eindeutig fremdenfeindlichen Tönen soweit verschärft hat, dass dies den Protest von Exponent/innen der Zivilgesellschaft und Würdenträger der Kirchen in Österreich hervorgerufen hat, scheint den KHD-Obmann nicht zu stören. Im Gegenteil: Die Annäherung (oder Unterwanderung) des KHD durch FPÖ und BZÖ war schon seit langem zu beobachten. Es war folglich auch nicht zu erwarten, dass Feldner und Sturm zu dem Heimatdienst-Vorstandsmitglied Andreas Mölzer auf Distanz gehen. Dies ist ja auch schon früher nicht erfolgt, obwohl seit langem bekannt ist, dass Andreas Mölzer schon in der Ära des Landeshauptmannes Jörg Haider als Querverbinder zu rechtsextremen und neofaschistischen Gruppen in Europa hervorgetreten ist. Und als Schriftleiter diverser rechter Blätter wurde Mölzer mehrmals wegen Wiederbetätigung angezeigt. Gerade angesichts der rechtsextremen Ausschreitungen und Vorfälle in jüngster Zeit, die mit NS-Gedenkstätten und -Gedenken in Zusammenhang stehen, ist es bezeichnend, dass Mölzer nun von Feldner auf den heimatlichen Schild „Abendland in Christenhand“ gehoben wird. Nicht nur von Marjan Sturm sondern auch von den anderen Mitgliedern der „Kärntner Konsensgruppe“, die in der Ortstafelfrage seit mehr als 3 Jahren ohne jeden sichtbaren Erfolg vor sich hin dialogisiert, wäre ein sofortiger Abbruch aller Kontakte zur der FPÖ-„Heimatdienst“-Koalition gefordert gewesen. Dass nun ausgerechnet unter dem Denkmantel des „gemeinsamen Gedenkens“ auch noch die NS-Opfer missbräuchlich für die Propaganda der „Dialoggruppe“ herhalten müssen, ist ein Skandal.
Obmann des Mauthausen Komitees Kärnten/Koroška und Vorstandsmitglied des Österreichischen Mauthausen Komitees, am 15. Mai 2009 . Hintergrund .
Peter Gstettner, 2009-05-21, Nr. 4503 Nachbemerkung des Autors: Allen Respekt vor Prof. Tschojer und seinen SchülerInnen!
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