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2009-04-19 Infineon: Tödliche Arroganz des Managements Über Kurzarbeit, neue Geschäftsfelder, das Dasein als Gewinner nach der Krise und andere Träume aus der Chefetage. Und über not-wendige solidarökonomische Alternativen. . Die Kurzarbeit weitet sich aus. Immer mehr Menschen sind davon betroffen. Alle wissen, dass dies im Kapitalismus kein Dauerzustand sein kann. Auch das Management von Infineon. „Das ist eine arbeitsplatzerhaltende Maßnahme, die natürlich zeitlich begrenzt sein soll”, sagt Vorstand Hermann Eul in einem Interview für die Kleine Zeitung (14. April). Der Frage, ob Kündigungen drohen, weicht Eul aus: „Wir müssen wachsam sein und für das Unternehmen neue Geschäftsfelder auftun, damit wir nach der Krise als Gewinner dastehen.” Dass „wir” nicht wir Lohnabhängige sind, sondern sie, die Manager/innen, die Vorstand Eul hier anspricht, ist klar. Schön für Euch, liebe Euls, wenn ihr nach der Krise als Gewinner dasteht… auf dem Rücken von uns, die Eure Gewinne produzieren und denen die Kosten und Verluste zugeschoben werden sollen! Ob es Infineon überhaupt gelingen kann, mit Entlassungen, Lohnkürzungen, Arbeitshetze und brutaler Konkurrenz – denn das ist das kapitalistische Rezept zur „Erholung” von Gewinnen – zu reüssieren, ist freilich äußerst fraglich. Die weltweite Nachfrage ist ja gerade erst dabei, wirklich in die Knie zu gehen. Nachdem den US-Konsument/innen bereits die Puste ausgeht, weht der Todeshauch der Krise langsam nach Europa. Langlebige Konsumgüter wie das Auto spüren zuerst den Einbruch – und mit ihr natürlich auch die Zuliefererindustrie. Der Versuch, Kündigungen durchzusetzen und die Arbeitsbedingungen zu verschlechtern ist damit absehbar, auch wenn das Management es aus taktischen Gründen nicht offen ausspricht. Zumindest lügt Eul sich in die eigene Tasche, wenn er meint, „dass es weitgehend Einigkeit gibt, wir sind durch.” Worauf sich diese kühne Behauptung berufen kann – außer dass es „weitgehende Einigkeit” gibt, wahrscheinlich in seinem Golfclub – verrät uns Vorstand Eul leider nicht. Seine „Prognose” ist eher eine Halluzination – so wie die neoliberalen Ökonomen meinten, es könne überhaupt nie eine Wirtschaftskrise geben; und dann glaubten, sie sei 2008 vorbei, und dann den Termin auf 2009 verschoben, und jetzt meinen, 2010 sei der Aufschwung wieder da … Fossile Manager wie Eul sind für uns Lohnabhängige eine Bedrohung. Die Autoindustrie hat die Menschheit in die globale Katastrophe des Klimawandels getrieben, und die Verknappung des Erdöls – Lebenselexier der Branche – ist bereits Fakt. Wir stehen vor enormen Herausforderungen, worauf die Infineon-Nomenklatura offenbar nicht im Mindesten geistig vorbereitet ist. Das Infineon von Hermann Eul und Monika Kircher-Kohl hängt von einer Dreckbranche ab, die so, wie sie existiert, keinesfalls zu retten ist, wollen wir uns retten. Unter dem Klimawandel leiden nämlich nicht die Reichen, also Eul und Kircher-Kohl, sondern die breite Mehrheit der Lohnabhängigen. Und die arm gemachten unter uns am meisten – dabei verschmutzen sie am wenigsten. So schön und logisch ist das System, das Vorstand Eul vertritt. Immerhin – das Management hat inzwischen auch schon was von “grünen Technologien” gehört und gibt also kund: „Wir werden weiter Autos fahren, aber die werden am Ende verbrauchsärmer und noch komfortabler sein.” Was Hermann Eul nicht so alles weiß. Wir werden weiter Autos fahren. Ja, sicher, für sehr bestimmte Zwecke sind Automobile in der Tat höchst nützlich. Aber für den Alltag der meisten Menschen gibt es nur eine Möglichkeit, die unsere Lebensqualität erhält: massiver Ausbau des öffentlichen Verkehrs. Natürlich bringt Hermann Eul auch den ausgelutschten Gassenhauer der steigenden „Energieeffizienz” und meint, „Wir sehen, dass die Märkte für Energieeffizienz nachhaltig größer werden. Beim Thema Solar kann man schon fast von einer Explosion reden.” Wie wir in → „Die Grenzen des Kapitalismus” (Ueberreuter, 2008) detailliert aufzeigen, steigt die Effizienz, seit es den Kapitalismus gibt. Nur wächst mit ihr zugleich der Gesamtverbrauch. Wenn ein Auto sparsamer ist, zugleich aber mehr Autos produziert werden, hilft uns keine Effizienz der Welt. Im Kapitalismus ist steigende Effizienz ineffektiv. Und die Solarbranche ist keine, die für endloses Wachstum taugt. Die Solartechnologie ist zwar sehr wichtig und für bestimmte Anwendungen optimal. Doch ist sie in keiner Weise geeignet, den derzeitigen Energieverbrauch signifikant zu decken. Dafür ist sie viel zu teuer und zudem hat sie ein Ressourcenproblem: die bis dato vielversprechendsten Solarzellen-Technologien brauchen seltene Metalle. 2030, so gibt eine vom Deutschen Bundeswirtschaftsministerium beim IZT-Institut für Zukunftsstudien und Technologiebewertung in Auftrag gegebene Studie an, wird es deutliche Ressourcenverknappungen bei diesen Stoffen geben. Der wissenschaftliche Direktor des IZT, Prof. Dr. Rolf Kreibich, stellt fest: „Zu den betroffenen Technologien gehören Brennstoffzellen (Platin, Scandium), Hybrid- und Elektrofahrzeuge (Neodym), Elektrooptik (Gallium, Germanium, Indium), Dünnschicht-Photovoltaik (Gallium, Indium, Tellur) und Mikroelektronik (Gallium, Tantal).” Fazit: Die entsprechenden Branchen werden schon rein stofflich an Wachstumsgrenzen stoßen. Infineon hätte ausgesprochen wichtige Funktionen zu erfüllen und könnte ganz anders geleitet werden als jetzt. Doch wenn das Management einen Betrieb wie Infineon zu immer neuem Wachstum peitscht und die Lohnabhängigen mitmachen müssen, nur um ihren Arbeitsplatz zu erhalten, dann ist das nichts weniger als ein Teufelskreis, der uns alle, die wir nicht über Vermögen oder Kapital verfügen, umzubringen droht. Was Vorstand Eul als Konzerndevise ausgibt, ist eine Drohung für uns alle. Es gibt nur eine Alternative:
. Andreas Exner ist Listenzweiter für die grüne/ug bei der AK-Wahl vom 20.-30. April 09 in Kärnten. Der Beitrag ist zuerst erschienen auf → http://grueneug.wordpress.com/2009/04/16/infineon-todliche-arroganz-des-managements/ .
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