2009-04-01
,Krise' oder ,Aufbrechen'?
Ein paar Überlegungen, ob wir nicht durch unsere Verwendung bestimmter Begriffe die Verhältnisse gegen unseren Willen einzementieren und daher besser von ihnen lassen sollten
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Man kann gar nicht genug vorsichtig sein mit der Verwendung von Begriffen. Wieder einmal vor Augen geführt wurde mir das bei der Vorbereitung der Straßenaktion → Wir zahlen nicht für eure Krise.
Der so selbstverständlich verwendete Begriff der „Krise" hat zunächst einmal einen massiv negativen Beigeschmack. Denn wenn in einer Gesellschaft, die auf Erwerbsarbeit beruht, die Jobs verloren gehen, ist das wahrlich nicht lustig.
Mit dem Begriff schwingt aber nicht nur dies mit. Vielmehr hat „Krise" auch noch den Unterton, dass das, was da krisenhaft ist, an sich schon gut sei und dass es nur darum ginge, solch einen guten „Normalzustand" wieder herzustellen. Daher wäre es, wenn man das Bild folgerichtig weiterdenkt, sinnvoll, Einiges an Opfern den Menschen abzuverlangen, um durch den Krisenzustand durchzutauchen und wieder auf dem Boden des Normalzustandes Fuß zu fassen.
Zu einem anderen Bild kommen wir aber, wenn wir statt „Krise" den Begriff „Aufbrechen" verwenden, und zwar in seiner Mehrdeutigkeit:
1) Aufbrechen als ein Prozess, der sichtbar macht, was unter einer dünnen Oberfläche die eigentliche Basis ausmacht. Was einem die Möglichkeit gibt, zu erkennen, worauf man sich bewegt und was einen womöglich zu verschlingen droht. Konkret: Eine Form des Wirtschaftens, die auf dem „Immer mehr – immer höher – immer weiter" beruht, die die Konkurrenz zum Prinzip erhoben hat ...
2) Aufbrechen im Sinne von „weggehen", von „hinter-sich-lassen", „hinbewegen zu neuen Ufern". Konkret: Zu neuen, solidarischen Formen des Wirtschaftens, die nicht auf dem Wachstumszwang beruhen und die der Bedürfnisdeckung Vorrang geben.
3) Maria Hoppe hat mich auf eine weitere Bedeutung aufmerksam gemacht: Aufbrechen“ kann man auch z. B. alte Muster, eine Frucht, … Und da kommt dann was raus, was vorher vielleicht verschlossen und eingekapselt. In unserer konkreten Situation hieße dies: Sich der eingeschlossenen Potenziale zu besinnen, nicht mehr als belieferungsbedürftiges Mängelwesen dahinzuvegetieren, sondern zum schöpferischen Wesen zu werden. (siehe auch Franz Schandls Beitrag → Vom Schöpfen.
Soweit ein paar (selbst-)kritische Gedanken, dazu auch mein Versuch einer grafischen Umsetzung.