2008-12-31
"Das wird jeden treffen"
MIT JOSEF PRÖLL ERHÄLT DIE KRISE EIN WEITERES GESICHT
"Krise! Welche Krise?", geht nicht mehr. Denn die ersten Sicherungen knallen bereits durch. Eigentlich erschreckend früh, wenn man bedenkt, dass das Weihnachtsgeschäft eh ganz ordentlich gelaufen ist. Aber natürlich war genau das früher oder später zu erwarten. Die Rat- und Fassungslosigkeit der Politiker, Experten, Analysten, etc. bei der Einschätzung der Ursachen und Auswirkungen dieser Krise kann sich ja nur in einem völlig irren Aktionismus entladen. Wie denn auch sonst? Die WIRTSCHAFTSTREIBENDEN und ihre Verwalter können in der Krise nicht mehr länger verbergen, was sie in Wahrheit sind und immer schon waren: WIRTSCHAFTSGETRIEBENE. Nicht sie treiben Wirtschaft. Die Wirtschaft treibt sie. Und genau deshalb hat kein Schwein eine Ahnung, was da eigentlich los ist, und hat keine Sau auch nur den Ansatz einer Erklärung für das aktuelle, globale Zusammenkrachen des "Sieger"Systems. Wie sollten die Schafe auch wissen, wohin sie ihr Hirte treibt?
Und so ist mir auch Josef Pröll noch nie durch eine Wortspende auffällig geworden, in der auch nur ein Hauch von Krisenanalyse zu spüren gewesen wäre, die das Reflexionsniveau des kleinen Seppi überstiegen hätte: Krise ist! Warum, ist Wurscht! Und weil halt schon wieder einmal etwas ist, was nicht sein darf, muss geopfert werden, muss der WirtschaftsTREIBER gnädig gestimmt und tüchtig Buße getan werden. Und deshalb ist jetzt wieder einmal die Zeit zum SPAREN, KÜRZEN, WEHTUN und zum GÜRTEL ENGER SCHNALLEN. Das ist ja an sich nichts neues. Das alles kennen wir ja aus den leidvollen Erfahrungen des letzten Reformjahrzehnts mit all seinen Pensions-, Sozial-, Bildungs- und sonstigen Reformopfern. Was neu an der Sache ist, das ist die mörderische und gnadenlose Sprache, die schon sehr klar andeutet, wo es in nächster Zukunft wirklich hingehen wird.
So eröffnete gestern in der ZIB 2 Finanzminister Pröll der Nation seine Vorstellungen von Krisenmanagement mit den Worten: "Das [seine Einsparungspläne in der Bundesverwaltung, Anm. d. A.] wird jeden treffen. Hier kann vor niemandem haltgemacht werden, weil wir Freiräume brauchen um die Menschen zu entlasten und die Wirtschaft zu stärken."
Na bumsti! Jetzt isses soweit. Jetzt wird wirklich vor nix und niemandem mehr haltgemacht. Jetzt wird's wirklich jeden treffen. Jetzt wird geopfert - auf Teufel komm raus. Jetzt muss Blut fließen, jetzt muss es so richtig wehtun. Aber warum eigentlich? Naja, schließlich kann ja nur eine schlanke Verwaltung eine gute sein. Genauso wie nur schlanke Unternehmen gute sind. Siehe Chrysler, General Motors, Ford, Opel und wie sie alle heißen. Die haben ihre Verschlankungen schon in den 1980er Jahren durchgezogen. Bombenunternehmen sind das heute. Bombenunternehmen! Die wissen wie's geht. Da hat der kleine Seppi aber brav gelernt. Und Geld wird das ganze erst bringen: Eine ganze Milliarde Euro. Das ist eine Eins mit 9 Nullen. Und das ist gerade einmal soviel Geld, wie zur Zeit an einer durchschnittlichen Börse in 10 Minuten verbrennt.
Mit Josef Pröll erhält diese Krise ein weiteres Gesicht.