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Franz Schandl

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2008-11-04

Ökonomie des Tötens

Der Auslöser

Am 29. Okt. 08 erschien in der Kleinen Zeitung auf S.3 ein Interview von Carina Kerschbaumer mit Wirtschaftscoachin Christine Bauer-Jelinek. Thema: Warum sind Frauen in Wirtschaft und Politik gegenüber Männern benachteiligt?

Die Antworten der Beraterin sind innerhalb eines auf Hauen und Stechens beruhenden Systems durchaus logisch und nicht gerade schwer nachzuvollziehen:

„Es geht hier aber natürlich auch um Konkurrenz-situationen. Da müssen Frauen in den Ring steigen. Sie müssten sich durch-kämpfen wie Männer, sie müssen sich nach vorne kämpfen. ... Nach meiner Wahrnehmung haben viele Frauen Scheu, Wettbe-werbssituationen für sich zu entscheiden. ... Mädchen üben sich ja heute noch in Koopera-tionsspielen, während Buben sich beim Fußball-spielen attackieren. Bei meinen Studentinnen höre ich allerdings neue Töne. Da kommt eine neue Frauengeneration mit Biss. ... Ich rate den Mädchen, den Biss mit Zuckerglasur zu versehen."

Franz Schandl hat diese „Lösungsstrategien" schon vor Jahren auf ihren menschenverachtenden Kern hin analysiert. Der Beitrag ist erschienen in der Zeitschrift Streifzüge 35/2005 bzw. auf www.streifzuege.org.

Reinhilde & Walther Schütz

Im Wirtschaftsblatt, dem Handelsblatt für Österreicher, nimmt man sich kein Blatt vor den Mund. „Wir müssen lernen, jemandem einen Todesstoß zu versetzen." Das behauptet Christine Bauer-Jelinek, ihres Zeichen Wirtschaftscoach und Gründerin eines „Instituts für Macht-Kompetenz" in der Ausgabe vom 23. Juli 2005. Es ist nicht zu übersehen, dass „der Konkurrenzkampf wesentlich härter geworden ist", sagt sie und man wagt nicht zu widersprechen. Dem ist so.

Auf die Frage: „Welche Überlebenschancen haben Mitarbeiter, die es ohne Ellbogentechnik versuchen?", antwortet Bauer-Jelinek: „Das sind Gutmenschen, Idealisten, Phantasten, Sozialromantiker, Weltverbesserer..." Womit eigentlich alles gesagt ist: Dass sie weder ein guter Mensch sein will noch Phantasie haben möchte noch eine soziale Ader und schon gar nicht die Welt verbessern will. Auch dem ist so. Zu allem Überfluss sind ihr sogar Romanze und Ideal Schimpfwörter. Zweifellos, die zeigt es uns. In aller Kälte. Und mit Härte. Gnadenlos.

Hoffnungen abseits der schicksalhaften Bestimmungen des Kapitals haben die Leute einfach fahren zu lassen. Leben heißt Überleben. Live and let die. Es ist die liberale Propaganda, die gebetsmühlenartig auf uns losgelassen wird. Menschlichkeit kann da nur noch als Wehleidigkeit verstanden werden. Dort liege auch das Manko der Frauen, sie seien zu wenig kriegerisch, hätten hier also aufzuholen: „Frauen sind wohl super ausgebildet und leistungsbewusst, meist aber nicht auf Kampfsituationen vorbereitet", sagt Bauer-Jelinek im Standard vom 17. Sept. 05. „Es ist eine Illusion, an frauenfreundlichere Strukturen zu glauben. Von dieser müssen wir uns verabschieden."

Man sollte dankbar sein für diese offenen Worte. Sie sind eine korrekte Beschreibung eines kranken Geistes. Wohlgemerkt, gemeint ist der des Kapitals, nicht der von Frau Bauer-Jelinek, die da bloß die Botschafterin darstellt. Kapitalismus, das ist Kampf und Krieg, bis zur Eliminierung der Konkurrenten. Der andere am Markt, im Büro, in der Firma ist ein Feind. Wenn die Wirtschaft loslegt, ist der Krieg schon im Gang. Und es ist kein Schongang, sondern ein Verdrängungskampf. Übernahme. Eroberung. Durchdringung. Die Sprache der Konkurrenz ist die des Krieges. Wirtschaftsführer sind Warlords.

„Gut beraten ist, wer seine Waffenkammer auf Vordermann bringt", lesen wir im Wirtschaftsblatt. Und Vorderfrau Frau Bauer-Jelinek präzisiert: „In das Waffenrepertoire gehört alles wie Drohen, Tricksen, Angriffe auf persönlicher Ebene, Dinge in Aussicht stellen..." Kurzum- Lügen, Betrügen, Erpressen, Killen! Die Grundwerte der Wertegemeinschaft sind damit charakterisiert. Christine Bauer-Jelinek trägt diese Erkenntnis vor sich her wie eine Erleuchtung, die sie nun in tüchtiger Manier an die Kunden der Wirtschaftswelt bringen will, siehe www.bauer-jelinek.at

Ein Abtöten von Zuneigung und Menschenliebe ist Bedingung, um entsprechend denken und handeln zu können. Nur so lässt sich der objektive Zwang in ein marktkonformes Subjekt übersetzen. Karriere und Konkurrenz bescheren uns Leichenhäuser von Gescheiterten. „Jeder zweite Coachingfall ist mittlerweile ein Therapiefall, weil die Menschen an den Machtkämpfen in den Firmen zerbrechen", sagt der Geschäftsführer der Corporate Consult, Markus Rimsa, im Wirtschaftsblatt vom 30. Juli. Kapitalismus ist in letzter Konsequenz ein eliminatorischer Amoklauf. Und nicht bloß symbolisch, sondern oft auch realistisch. Warum sollen gerade Verlierer und Ausgeschlossenen solche Appelle nicht wortwörtlich nehmen? Der Imperativ des Kapitals lautet: Tötet euch! Nur wer tötet, hat das Recht zu überleben. Why not? Dabei handelt es sich ja lediglich um Transformationen impliziter Programme in explizite Vorhaben.

Aus der elendiglichen Erfahrung, dass Business Krieg ist, ist nur zu schließen, dass Business wie Krieg zu überwinden sind. Doch Bauer-Jelinek folgert, was gefordert ist, nämlich dass alle Business-Krieger werden sollen, auf dass das Hauen und Stechen, das Bellen und Beißen nie aufhört. Das dem Kapital entsprechende Subjekt ist der Kampfhund, der – unabhängig von dem, was er vertritt! – der angepasste Typus par excellence ist, eben weil er (und es ist auch ein er, wenn es eine sie ist!) den Strukturen am konsequentesten Rechnung trägt und dementsprechend agiert. Er beißt, wo er beißen kann und ist hündisch, wenn er zu Räson gebracht wird. Dass er laut bellt und überall hinscheißt, wo er will, sei der Vollständigkeit halber erwähnt.

Das Problem ist nun aber nicht, dass Bauer-Jelinek die Wirklichkeit angesprochen hat, das Problem ist, dass sie sich dazu bekennt. Wenn ihr einige Kritiker deshalb vorwerfen, sie agiere „jenseits des guten Geschmacks", dann gilt es schon festzuhalten: Der Geschmack des Kapitals ist kein anderer, auch wenn er eine üble Geschmacksverwirrung ist. Aromatisch letztklassig.

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mimenda, 2008-11-08, Nr. 4240

Das, was die Überfrau des Kapitalismus wesentlich von jener unterscheidet, die als naive Hausfrau wohl ihr Gegenbild abgeben soll, ist offenbar der Biss, der - durch Zuckerguss glasiert - zum Erfolg führt. So suggeriert es jedenfalls das erste Zitat von Bauer-Jelinek.

Weiter unten ist jedoch zu lesen, das Waffenarsenal, dessen sich frau zu bedienen habe, bestehe aus "Drohen, Tricksen, Angriffe auf persönlicher Ebene, Dinge in Aussicht stellen", mithin just aus jenen Methoden, deren sich die unterdrückte Frau schon seit jeher bedient, um etwas gegen Männer oder ihre Mitfrauen auszurichten. Mit Biss allein ist es demnach nicht getan.

In Wahrheit geht es ja auch bloß um das Anschmiegen an die Macht, um ihrer teilhaftig zu werden. Da ist jedes Mittel recht, das die Akteurin nicht schachmatt setzt. Insofern offenbart sich in diesem angeblichen neuen Frauenbild oder -entwurf das alte Problem einer brachialen Machtgesellschaft, die immer schon Männer wie Frauen arbeitsteilig zu ihren Zwecken instrumentalisierte. Herr und Frau Macbeth geben da hübsche und simple Vorbilder ab. Nur: heute ist zwangloser Rollentausch angesagt.

Die manifeste Bejahung des Rohen und des Hinterhältigen ist indes keine Befreiung von sozialem Schmus, wie suggeriert wird, sondern kollektive Regression in orale und anale Verhaltensmuster. Wo noch ICH ist, soll ES werden (wahrscheinlich um davon abzulenken, wie jämmerlich, widerstandslos und damit ohnmächtig dieses ICH trotz all seiner narzisstischen Aufblähung geworden ist).

Sado-Maso nicht nur als Sexualpraktik, sondern als einzig noch vorstellbare Gemütslage: Beziehungen können nurmehr vorgestellt und gelebt werden, wenn eine(r) der/die Unterlegene oder der/die Herrschende, der/die Quälende oder der/die Leidende ist.

Das ist nichts als Paranoia, die sich ihre fade und durchsichtige Ideologie zu ihrer billigen Rechtfertigung zusammenstrikt. Sie vergisst dabei aber notorisch, dass die Natur, die sie sich unkritisch zum Vorbild nimmt, nur wenige Alphatiere kennt und sät daher in ein jedes narzisstisch unbefriedigte Herz die Vorstellung, selbst zum Alphatier prädestiniert zu sein, dem es lediglich noch am coming out mangelt. Eine niemals zu bedienende Allmachtsphantasie, die auch noch dem letzten Dorftrottel und der hinterweltlerischten Landpomeranze einhämmert, auch er/sie könne es schaffen.

Was eigentlich, frage ich mich?

Das Sozialromantische dieser Ideologie besteht genau darin, dass sie allen Menschen vorgaukelt, mächtig sein zu können, wenn sie sich bloß richtig positionieren oder es bloß wollen. Aber genau das ist ihre Erzlüge und zugleich ihr allergeschmacklosester Allmachtskitsch, an der sie letzten Endes zerbrechen wird.

Die weltweite Freude über Obamas Wahlsieg zeigt im Kern, dass die Menschen nicht mehr bereit sind, sich ein X für ein V vormachen zu lassen.

rVk, 2008-11-08, Nr. 4241

Lieber mimenda,

bis zum Schlußsatz kann ich Dir folgen. Aber im Schlußsatz irrst Du Dich aus meiner Sicht. Die Menschen lassen sich eben gerade wieder ein X für ein U vormachen. Alleine, wenn ich an die Hysterie denke die der Obama in Deutschland ausgelöst hat, wird mir schlecht. Da ist der Mythos ja schon geboren, bevor der Bursche überhaupt nur einen konkreten Satz gesagt hat geschweige denn, eine konkrete Umsetzung einer seiner Ankündigungen vorweisen kann.

Ich kann nicht den Hype um Haider oder wie um Sarkosy in Frankreich (vor 6 Monaten war er noch der Buhmann und hatte schlechteste Umfragewerte, jetzt ist er der Retter vom gesamten Finanzeuropa) verurteilen und dann glauben die Menschen würden sich beim smarten Mann aus Illinois nicht täuschen. Obama kann ja gar nicht der Heilsbringer sein. Er ist genauso Gefangener der zwingenden kapitalistischen Logik. Du weißt ja viel mehr über und wesentlich genauer Bescheid als ich, wenn vom automatischen Subjekt die Rede ist, welches ja nicht lenkbar und schon gar nicht beherrschbar ist.

LG
Gig

mimenda, 2008-11-08, Nr. 4242

Nun, lieber rvk, ich muss gestehen, dass ich dem Obama-Fieber erlegen bin. Ich habe den Wahlkampf intensiv verfolgt. Und dieser Mann hat mir, jenseits dessen was auf der Wortebene zu vernehmen war, nicht nur einmal den Eindruck gemacht, dass er zu tiefem und differenziertem Denken und Fühlen fähig ist.

Vielleicht sitze ich einem Bären auf, weil es schön wäre, wenn es wahr wäre. Aber intuitiv glaube ich etwas zu erkennen, was diesen Politiker von allen anderen unterscheidet und damit auszeichnet. Natürlich kann er nicht alles umdrehen, des Systems wegen. Aber er kann das System ändern. Und wir alle können dazu beitragen, nach unseren Fähigkeiten. Yes, we can :-)

Seine Siegesrede war keine Siegesrede. Der Mann weiß, was ihm bevorsteht. Aber gerade deswegen ist er die Hoffnung vieler. Und er ist auch meine.

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