2008-02-17
Politische Bildung mal ganz praktisch
Konkurrenzdenken als Bildungsziel. Bilder eines Geisteszustandes.
Neulich fällt mir eine Zusendung für Lehrer/innen in die Hände, die bei mir die Assoziation auslöst: „Ah, jetzt werden die Schulen auch zum Mitmachen bei der Fußball-EM vergattert ...".
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Der Wettbewerb in kürze ... |
Doch der zweite Blick belehrt eines Besseren: Es geht in der Ausschreibung um politische Bildung! Und zwar zu den Themen Familie, Tierschutz, Migration, Leben in den 50er Jahren. Ausgeschrieben von der deutschen „Bundeszentrale für politische Bildung" unter Beteiligung auch des österreichischen Unterrichtsministeriums. Zu diesen Themen sollen Schüler/innen an einem WETTBEWERB teilnehmen. Und natürlich gibts auch Preise zu gewinnen (Reisen, Geldprämien ...).
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Kein Wettbewerb ohne Gewinne! |
Das Bemerkenswerte: Dies alles ist nichts Besonderes, es ist nur eines der vielen Beispiel dafür, wie gesellschaftliche Konkurrenzverhältnisse durch Bildungsmaßnahmen verstärkt und eingeübt werden: Malwettbewerbe, Chorwettbewerbe, Naturschutzwettbewerbe, Klimaschutzwettbewerbe, ... So wird der Inhalt zur Nebensache und der Fokus auf die Form „Konkurrenz", das Ausstechen, Siegen und die „Fairness" (dem demütigen Ertragen von Niederlagen) verschoben. Dieses Lernziel liegt schon so offen, dass man eigentlich gar nicht mehr von einem „heimlichen Lehrplan" sprechen kann.
Ob dies nun von den Initiator/innen bewusst betrieben wird oder „nur" im Sinne einer größeren Werbewirksamkeit, ist sekundär. Sicher aber ist, dass man immer wieder von diesen „aufgeklärten" Bürger/innen hört, wie sehr doch niedrige Instinkte, Aggression, Konkurrenz ... in der Natur (!) des Menschen angelegt seien.
Dazu ein Buchtipp:
Joachim BAUER,
Prinzip Menschlichkeit. Warum wir von Natur aus kooperieren.
Verlag Hoffmann und Campe, Hamburg 2007 - 3. Auflage, ISBN : 978-3-455-50017-2; 256 Seiten; 20,60 EURO