2008-01-27
Globulus sanctus est
Psychoautomatische Texte
Eigentlich möchten sie Samthemden tragen und am Karfreitag tanzen. Sie wissen nicht, was Dramaturgen sind und suchen ewig den Himmelsspalt. Die Kaleidoskope sind farblos geworden. Die Zypressen ohne Würde. Aber der Krampus ist kein Rutengänger mehr. Parzival irrt durch die Wüste und Condwir amours kocht am Elektroherd. Die Leinwand ist aus Kunststoff. Gewissensbisse haben nichts mehr zu beißen. Gestern wurden die zehn kleinen Negerlein am Märchenfriedhof bestattet. Die Festrede las der Würgermeister der Nation. Kurz und prägnant sagte er nur, wir alle sind neger. Wer nicht besoffen war, war betroffen. Die Quacksalbe hat sich homöopathisiert. Digital ist kein Tal mehr, nur noch eine kapitalistische Hochebene. So weinen sich die Zeiten zurecht. Die Liebe ist verflogen wie eine aidskranke Taube. Der Tanz der Vampire ist lächerlich, aber dem tanz der Papiere werden Hochaltäre gebaut. Aus den armen Leuten sind arme Häute geworden und der Vielfraß dominiert den. Von den altehrwürdigen Ritualen wurde nur mehr Fressen und Saufen sublimiert. Heilig gesprochen wird nur noch die Nachfolge des Goldenen Kalbes. Globulus sanctus est. Die Menschheit bejubelt die Hochmeister der Schizophrenie, vergöttert die Weltzerstörer und spuckt auf die Armen. Globale Mörder überbieten sich täglich in der Anzahl der Leichen.
Mit freundlicher Genehmigung des Autors:
Gösta Maier
Aus „Psychoautomatische Texte“, Seite 44 -45,
Edition kärnöl, RTB-Verlag, Wernberg, 2006
ISBN 3-900684-X