2008-11-17
Das Eloquenzeffizienzoptimierungsprogramm
Nein, nicht Verdreher, Vertreter, ich bin Wortvertreter.
Ich bringe Farbe in Ihren Wortschatz, nein, man muss nicht acht Jahre weggesperrt werden um sein Sprachvermögen aufzumöbeln, freilich schaden tut es nicht aber es geht auch anders und zwar mit dem einmaligen, von mir patentierten Eloquenzeffizienzoptimierungsprogramm. Ich biete Ihnen exklusive Wortpackages, originelle Wörter für alle Lebenslagen, bis dato Unausgesprochenes an. Wörter, die förmlich auf Sie warten.
Was das sein soll?
Extra für Sie Reserviertes, speziell auf Sie Zugeschnittenes. Sozusagen bis dato anonyme Synonyme.
Eine Kostprobe wollen Sie?
Naja, das geht natürlich nicht, aber ich kann Ihnen ein paar Beispiele aus dem Eloquenzeffizienzoptimierungsprogramm der letzen Jahre nennen, Wörter, die ich ersonnen, vertreten und erfolgreich angebracht habe, die von den Käuferinnen und Käufern sodann in die Welt gesetzt wurden und sich allmählich behaupten, zunehmend von Medien aufgegriffen werden und langsam in den allgemeinen Sprachgebrauch einfließen.
Etwas aus dem Bereich Körperliches, ja, gerne, können Sie haben.
Da hätten wir per esempio den „Pseudopo“ , der ist absolut im Vormarsch, noch hat zwar der „Minushintern“ die Vormachtstellung inne, doch der „Pseudopo“ ist sprachlich groß im Kommen. So wie die „Fingierfigur“ die sich nur noch gegen den hartnäckigen „Placebokörper“ durchsetzen muss.
Dem „Darmschlot“ hingegen ist der Siegeszug gewiss. „Darmschlot“ , eine blumigere Formulierung für den „Flatuskanal“ ist mit Sicherheit noch nicht geschaffen worden. Ähnliches gilt für den „Schaukelstuhlgang“ , die entspannte Darmentleerung im Zug, hat natürlich die Bahn gekauft, jaja.
Übrigens, das Eloquenzeffizienzoptimierungsprogramm ist natürlich steuerlich absetzbar, ei freilich und bald schon wird es vom AMS in den Fortbildungsmaßnahmenkatalog aufgenommen werden. Also greifen Sie jetzt noch zu und seien Sie bei den ersten erfolgreichen Eloquenzeffizienzoptimierern, seien Sie ein Eloquenzeffizienzoptimierpionier. Sie haben es sich verdient.
Sie sind neugierig geworden, interessiert, aber noch nicht überzeugt, nun, dann verrate ich Ihnen wie der spärliche Schamhaarbewuchs im Bauchbereich demnächst in Lifestylemagazinen genannt werden wird, nämlich „Nabelschnurrbart“ .
Na, wär’ das was für sie?
Oder „Gugelhupfbälle“ für schwingende Joggerinnenbrüste, hm?
Ja klar, ist das auch schon vergeben, hat der Vereinsvorstand vom Aktionsradius Augarten gekauft. Ein Kosmetikanbieter wird demnächst eine Anti-Aging-Kur mit „Faltenstraffvollzug“ bewerben, auch mein Verdienst. Und der Verband der Anonymen Alkoholiker hat sich unlängst die „Leberschadenfreude“ gesichert, „Leberschadenfreude“ steht schlicht für Neidbekundung unter Alkoholikern.
Mehr kann ich Ihnen jetzt nicht verraten, es sei denn, sie entscheiden sich für ein individuelles Schnupperangebot.
Sie wollen schnuppern und können zahlen? Gut, dachte ich es mir doch. Kohle für Köhle und Wortschatz für Sie. Okay, was soll’s sein?
Etwas leicht Unanständiges, Persönliches, ich verstehe.
Ich denke, das dürfte für Sie passen, passen Sie auf…
Also einen unbefriedigten Mann können Sie künftig „Spermasparschwein“ nennen, ist das nicht was, hm? Ganz und gar kein „Spermasparschwein“ hingegen, sondern vielmehr ein Spritzkübel und Verwöhner mit Hundeaffinität wäre dann der „Pudelwohltäter“.
Exklusiv für Sie, oh ja, und als Nachschlag gebe ich Ihnen noch ein Wort und zwar aus einem anderen Bereich, damit Sie die Produktpalettenbreite erahnen können. Es ist dies jenes Wort, das auf den Punkt bringt, warum ich der Arbeit als Wortvertreter nachgehe. Denn die österreichische Medienlandschaft und das Naturell der Österreicherinnen und Österreicher sind der Grund dafür, dass der Sprachgebrauch hierzulande ärmlich ist, oder, um es mit einem anderen und nun Ihrem Wort zu sagen, das rhetorische Register des Durchschnittsösterreichers ist ein „Stammelsammelsurium“ . Jawohl!
Sie wollen mehr, Sie haben Recht, Sie werden es nicht bereuen, das Einsteiger-, Durchsteiger-, Bergsteiger-, das Übertreiber-, Überholer- oder Überfliegerangebot?
Übertreiber, gute Wahl, in diesem Sinne, seien Sie Sprachindividualist, nicht Opportunist, seien Sie kein mittelmäßiger Mitläufer, sondern haben Sie Wortmut, uns seien Sie, um es mit einem soeben von Ihnen erstandenen Wort zu sagen, seien Sie kein „Arschtrittbrettfahrer“.